Ein 20 Jahre altes, ausgesetztes und unterernährtes Pferd ist auf unvorstellbare Art gequält worden – Tierschützer und Polizeibehörden hoffen nun auf Hinweise aus der Bevölkerung, um den Tätern auf die Spur zu kommen.
Der Fall sorgt in den USA derzeit für großes Aufsehen und für enorme Empörung: Am Montag (14. März) erhielten Tierschützer einen Anruf, daß am Gelände der ,New Holland Sales Stables' nach Ende des regulären Auktionstages ein Pferd entdeckt worden war, daß sich in sehr schlechtem Zustand befand – von seinem Besitzer fand sich weit und breit keine Spur. Das etwa 20 Jahre alte Pferd hatte eine schwere Augenverletzung, war unterernährt und ungepflegt – und sein Fell war von Dutzenden Farbflecken übersät. Mitarbeiter der Tierschutzorganisation ,Lancaster County SPCA' wurden kontaktiert, um das Pferd zu übernehmen. Die Obhut über die Araber-Stute übernahm schließlich der Verein ,Omega Horse Rescue', der auf die Betreuung und Pflege misshandelter und ausgesetzter Pferde spezialisiert ist und auch ein eigenes medizinisches Zentrum für Pferde – das New Bolton Center – betreibt. Dorthin wurde Lily, wie man die Stute nannte, noch am Montag gebracht und einer eingehenden Untersuchung unterzogen.
Rasch hatte man dort die Ursache für die seltsamen Farbflecken erkannt: Das Pferd war ganz offensichtlich mit einer Paintball-Pistole beschossen worden, und das geschätzte 130 Mal und noch dazu aus kurzer Distanz. Daß dem Pferd durch die Farbkugeln, die eine Geschwindigkeit bis zu 300 km/h erreichen, enorme Schmerzen zugefügt wurden, war den unbekannten Tätern entweder nicht bewusst oder völlig egal: „Jeder einzelne dieser Paintball-Treffer verursacht einen Bluterguss – es muss sich für das Pferd angefühlt haben, als wäre es von einem LKW gerammt worden", so die Tierärztin Dr. Rose Nolen-Walston, Professorin für Interne Medizin auf der Veterinärmedizinischen Universität von Pennsylvania. Die Universität betreibt eine Außenstelle in Chester County, in die man die Araber-Stute am Dienstag zur weiteren Behandlung brachte.
„Die Tatsache, daß sie soviele Treffer aufweist, spricht dafür, daß sie entweder angebunden oder in einer engen Box eingesperrt war, sodaß sie nicht davonlaufen konnte", so Sue Martin, Geschäftsführerin von Lancaster County SPCA. Auch sie hat einen ähnlichen Fall nie zuvor erlebt. Auch Kelly Smith, Gründerin der Tierschutzorganisation ,Omega Horse Rescue', ist fassungslos: „Es ist für mich völlig unverständlich, daß jemand, der ein Gewissen hat, soetwas einem völlig wehrlosen Lebewesen antun kann."
Wie sich herausstellte, war Lily auf dem rechten Auge blind – und auch das zweite war bereits angegriffen, eine rasche Operation war notwendig. Der Eingriff wurde am Donnerstag (17. März) durchgeführt, dabei wurde das rechte Auge entfernt und ein Tumor im linken Auge behandelt, um einen möglichst großen Teil ihrer Sehkraft zu erhalten. Lily erhält nach wie vor Schmerzmittel, doch ihr Zustand ist nach der Operation stabil – sie ist auf dem Weg der Besserung, auch wenn dieser Weg noch lang und beschwerlich sein wird.
Unterdessen läuft die Suche nach den Tätern bzw. dem Täter auf Hochtouren – und dabei hoffen die Behörden auch auf die Mithilfe der Bevölkerung: „Ich hoffe, daß irgendjemand einen ersten Schritt macht und uns einen Tipp gibt, der weiterhilft", so Kelly Smith. Die Tierschutzorganisation ,Omega Horse Rescue' hat eine Belohnung von 1.000,– US-Dollar für Hinweise ausgesetzt, die zur Ausforschung der Täter führen.
Updates über den weiteren Verlauf der Behandlung kann man auf der Facebook-Seite von ,Omega Horse Rescue' bekommen – die Organisation hat auch einen Spendenaufruf gestartet, um die Behandlungskosten von Lily zu bewältigen. Wer spenden möchte, kann dies hier tun!