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Todesrate im US-Turf: besser, aber noch lange nicht gut
24.03.2016 / News

Im US-Pferderennsport hat sich manches verbessert – aber gut ist es wohl noch lange nicht...
Im US-Pferderennsport hat sich manches verbessert – aber gut ist es wohl noch lange nicht... / Foto: Archiv

Der Jockey Club der USA hat seine alljährliche Statistik über tödliche Unfälle auf US-Pferderennbahnen herausgegeben: Im Jahr 2015 sank die Todesrate deutlich – dennoch bleiben die Zahlen bedrückend.

 

Die einen mögen es als Erfolgsmeldung lesen, die anderen als Hiobsbotschaft: Der Jockey Club der USA, der das nationale Zuchtbuch für Vollblüter führt, hat am 22. März die aktuellen Zahlen der ,Equine Injury Database' für 2015 veröffentlicht, in der detailliert die tödlichen Verletzungen bei Vollblut-Rennen aufgelistet und analysiert werden. Auswertungen gibt es etwa hinsichtlich des Pferde-Alters, des Rennbahn-Belags sowie der Renn-Distanzen.

Für den Jockey Club sind die Zahlen positiv – zeigen sie doch gegenüber dem Vorjahr einen deutlichen Rückgang der errechneten Todesrate: Lag diese im Jahr 2014 noch bei 1,89 bei 1.000 Starts, so sank sie 2015 auf 1,62 bei 1.000 Starts: „Wir haben einen bedeutenden Rückgang bei der Zahl der Todesfälle festgestellt – und das ist zweifellos sehr ermutigend", so Dr. Tim Parkin, Tierarzt der Universität von Glasgow und Berater bei der ,Equine Injury Database'. Und er meinte weiter: „Wir werden die Daten noch genauer auswerten und nach Trends durchsuchen, aber die breit angelegten Sicherheits-Initiativen, die von Veranstaltern, Trainern und Rennsport-Funktionären in den letzten Jahren gesetzt wurden, haben sehr wahrscheinlich zu der Reduzierung der Todesfälle und Verletzungen beigetragen."

Insgesamt haben sich im Jahr 2015 484 Todesfälle auf den erfassten US-Rennbahnen ereignet (bei insgesamt 299.121 Starts), im Jahr 2014 waren es noch 583 gewesen (bei 308.923 Starts). Dass Fortschritte erreicht wurden zeigt ein Blick auf die Statistik der letzten Jahre: Im Jahr 2009 zählte man noch 790 tödliche Verletzungen – allerdings auch bei 395.897 Starts, was die Krise der Branche deutlich macht. Innerhalb von sieben Jahren haben sind die Rennstarts um ein Viertel zurückgegangen – glücklicherweise haben sich die tödlichen Verletzungen noch deutlicher verringert.

Die meisten Todesfälle – immer in Relation zu den Starterzahlen – ereignen sich auf den kurzen Renn-Distanzen, also bei Rennen bis 1.200 m (Todesrate 1,86 pro 1.000 Starts); bei Rennen bis 1.600 m liegt sie bei 1,58, bei Rennen über 1.600 m bei 1,43.

Hinsichtlich des Pferdealters sind die jüngsten Rennpferde im Vorteil: Bei den 2-jährigen Pferden lag sie 2015 bei 1,19, bei den 3-jährigen bei 1,50 – und bei den vierjährigen und älteren Pferden sogar bei 1,72 (immer je 1.000 Starts berechnet).

Bezüglich des Untergrunds lieferte die ,Equine Injury Database' ebenfalls interessante Zahlen: So war die Todesrate 2015 bei Bahnen mit Kunststoff-Gemisch mit 1,18 am niedrigsten, knapp gefolgt von Grasbahnen (1,22). Dramatisch höher war sie auf Sandbahnen mit 1,78 – und leider wird ein Großteil der Rennen auf Sand ausgetragen, was auch den Gesamt-Durchschnitt auf 1,62 hinaufkatapultierte.

Die ,Equine Injury Database' (EID) wurde im Jahr 2008 vom Jockey Club ins Leben gerufen, um genaue Zahlen über tödliche Unfälle, Stürze und Verletzungen sowie deren Ursachen und Verlauf im US-Rennsport zu erhalten und anhand verlässlicher Daten gezielt Maßnahmen zur Verbesserung der Sicherheit für Pferde und Jockeys setzen zu können. Dr. Mary Scollay, Mitarbeiterin und Beraterin der EID: „Als wir mit dem Sammeln der Daten begonnen haben, erkannten wir sofort, daß wir umso mehr lernen, je mehr Daten wir erhalten und auswerten können." Auch für sie ist klar: „Die Verringerung der Todesrate ist ein deutlicher Beweis dafür, daß unsere Maßnahmen etwas bewirken und daß die Bemühungen sovieler Beteiligter tatsächlich Früchte tragen."

Lt. Angaben des Jockey Clubs stellen 2016 bereits soviele Rennbahnen ihre Daten zur Verfügung, daß 96 % der in den USA durchgeführten Flachrennen mit Vollblütern erfasst werden können – zweifellos eine positive Entwicklung, die auch Jockey Club-Präsident James L. Gagliano lobend hervorhebt: „Wir bedanken uns ausdrücklich bei allen Bahnen, die uns ihre Daten für dieses Projekt zur Verfügung stellen – und ganz besonders bei jenen, die sich bereiterklärt haben, ihre Statistiken auf der EID-Website öffentlich zugänglich zu machen."

Die gesamten Auswertungen der ,Equine Injury Database' stehen hier auf der Website des Jockey Clubs  zur Verfügung.

Nachtrag: Nicht enthalten in den Statistiken der ,Equine Injury Database' sind die bei Quarter Horse-Rennen verunglückten Pferde, die einen nicht unbedeutenden Teil der Rennsport-Industrie in den USA darstellen. Wie die renommierte ,New York Times' in einem aufsehenerregenden Report im Jahr 2012 nachgewiesen hat, ist die Rate von Verletzungen und Todesfällen bei Quarter Horses im Rennsport höher als bei Vollblütern – die NYT errechnete damals eine Rate von 6,5 pro 1.000 Starts für Quarter Horses und von 5,0 bei Vollblutpferden und kam bei seinen Recherchen auf eine Zahl von insgesamt 3.000 toten Rennpferden in den Jahren 2009 bis 2011. Die bedrückende Story der ,New York Times' kann man hier nachlesen.

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