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Fressbremsen für Pferde: Was sie bringen, wann sie nerven
14.04.2016 / News

Fressbremsen sind ein effektives Mittel bei der Gewichtskontrolle – um Frust vorzubeugen, sollte man jedoch auf eine eher geringere, gut erreichbare Graslänge achten, so die walisischen Forscher.
Fressbremsen sind ein effektives Mittel bei der Gewichtskontrolle – um Frust vorzubeugen, sollte man jedoch auf eine eher geringere, gut erreichbare Graslänge achten, so die walisischen Forscher. / Foto: Fotolia/Carola Schubbel

Walisische Forscher haben die Auswirkungen von Fressbremsen zu unterschiedlichen Jahreszeiten und bei unterschiedlicher Grashöhe untersucht – mit interessanten Ergebnissen.

 

Über die Auswirkungen und den Nutzen von Fressbremsen bei Pferden sind in der Vergangenheit schon einige Forschungsarbeiten durchgeführt worden – die durchwegs bestätigten, daß damit die Nahrungsaufnahme von Pferden deutlich verringert werden kann.

Das aktuelle Forschungsprojekt von Annette C. Longland, Clare Barfoot und Patricia A. Harris ging noch einen Schritt weiter und hat detailliert untersucht, wie sich der Einsatz von Fressbremsen auf die Aufnahme von Trockenmasse sowie von wasserlöslichen Kohlehydraten zu verschiedenen Jahreszeiten und bei unterschiedlicher Grashöhe bemerkbar macht. Die Wissenschaftler wählten dabei eine Untersuchungsgruppe von vier erwachsenen Ponys aus und haben deren Aufnahme von Trockenmasse sowie von wasserlöslichen Kohlehydraten gemessen, und zwar während eines dreistündigen Weideaufenthalts jeweils mit und ohne Fressbremse im Frühjahr, Sommer und im Herbst. Zusätzlich wurde den Ponys auch erlaubt, zehn Bissen von unterschiedlich hohem Weidegras zu verzehren – jeweils wieder mit und ohne Fressbremse.

Erwartungsgemäß führte das Tragen einer Fressbremse zu einer signifikanten Verringerung der Grasaufnahme – und zwar um bis zu 77 % im Frühjahr und im Sommer sowie um bis zu 83 % im Herbst. Ohne Fressbremse kürzten die Ponys die Grashöhe bereits beim ersten Biss um die Hälfte – mit Fressbremse war der Abbiss unterschiedlich, die Ponies schienen dabei größere Schwierigkeiten zu haben, längere und kürzere Grashalme richtig einschätzen zu können.

Kürzere, aufrecht stehende Grashalme (ca. 7–10 cm Höhe) schienen sie am leichtesten zu erwischen, da sich die Stengel und Grasblätter leichter durch die Öffnungen der Fressbremse erwischen ließen. Die mittellangen (ca. 20 cm Höhe) und langen (ca. 40 cm Höhe) Gräser stellten sie vor größere Probleme: Diese wurden durch den Druck der Fressbremse abgebogen und  flachgedrückt, woraufhin die Ponys unterschiedliche Strategien entwickeln mussten, um an das Greas zu gelangen – wobei sie mitunter ziemlich genervt reagierten: In einigen Fällen haben sie die Erde sogar aufgescharrt, um die Halme aus der Erde zu bekommen und sie durch die Fressbremse zu erwischen. Eine andere Variante war, den harten Teil der Fressbremse so fest an das Gras zu pressen, daß dieses sich aufwölbte und sie so zumindest einige Blätter und Stengel erreichen konnten. Diese wurden anschließend wütend herausgerissen, wobei oft ganze Grasbüschel entwurzelt und gefressen wurden.

Das Niveau an wasserlöslichen Kohlehydraten im Gras war zu allen Jahreszeiten weitgehend ähnlich, lediglich im Herbst gab es einen leichten Anstieg. Auch die Aufnahme wasserlöslicher Kohlehydrate durch Ponys, die eine Fressbremse trugen, war zu allen Jahreszeiten weitgehend gleich und bestätigte einmal mehr, daß der Einsatz von Fressbremsen zur Verringerung der Nahrungsaufnahme durchaus effektiv ist. Clare Barfoot: „Die Ponys mit Fressbremse haben vor allem dann deutliche Zeichen von Frustration gezeigt, wenn das Gras höher war – was nahelegt, daß man beim Einsatz von Fressbremsen auf eine eher geringere, gut erreichbare Graslänge achtgeben sollte. Davon abgesehen bleiben Fressbremsen ein effektives Hilfsmittel bei der Gewichtsabnahme bzw. -kontrolle. Sie erlauben einen ausgedehnten Weidegang, sorgen damit für mehr Bewegung und  eine gleichsam ,tröpfchenweise' Fütterung – das alles ermöglicht es, die Gewichtszunahme besser zu kontrollieren und das Risiko von Übergewicht mit all seinen gesundheitlichen Problemen zu reduzieren, all das ohne wesentliche Auswirkungen auf das natürliche Verhalten und Wohlbefinden der Pferde."

Fressbremsen sollten jedoch sorgfältig eingesetzt werden, sie müssen exakt passen – und Pferde und Ponys müssen schrittweise daran gewöhnt werden, diese Hilfsmittel zu tragen. Das Gruppen- und Individualverhalten sollte genau beobachtet werden, um mögliche Veränderungen in der Gruppenstruktur und dem Gruppenverhalten sofort zu erkennen. Pferde mit Fressbremsen sollten mit diesem Hilfsmittel soweit vertraut sein, daß sie problemlos damit essen und trinken können – und zwar bevor man sie für längere Perioden auf die Weide lässt. Fressbremsen sollten niemals länger als zehn Stunden pro Tag verwendet werden. Maulkörbe, die eine Nahrungsaufnahme vollständig unterbingen, werden nicht empfohlen. Eine kontinuierliche Kontrolle des Gewichts ist ebenfalls empfehlenswert, da es bei manchen Pferden trotz Fressbremse zu einer Gewichtszunahme kommen kann.

Die Studie „Effects of Grazing Muzzles on Intakes of Dry Matter and Water-Soluble Carbohydrates by Ponies Grazing Spring, Summer, and Autumn Swards, as well as Autumn Swards of Different Heights" von Annette C. Longland, Clare Barfoot und Patricia A. Harris wird in der Ausgabe 40 (Mai 2016) im ,Journal of Equine Veterinary Science' erscheinen und kann in englischer Kurzfassung hier nachgelesen werden.

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