Der Pferdesportverband Hessen hat gestern beschlossen, die für kommendes Wochenende geplanten Hessischen Meisterschaften der Dressur- und Springreiter nicht durchzuführen.

Die Entscheidung kam – nachdem sich der Verdacht auf eine Herpes-Infektion in einem Reitstall in Obertiefenbach (Kreis Limburg-Weilburg) bestätigt hatte – wenig überraschend und wurde auch einstimmig getroffen: Gestern Mittag trat der Vorstand des Pferdesportverbandes Hessen zusammen, um über die aktuell in Hessen aufgetretene Herpes-Infektion zu beraten und insbesondere über die Durchführung bzw. Absage der unmittelbar bevorstehenden Hessischen Meisterschaften zu entscheiden. Gestern Nachmittag wurde schließlich folgende offizielle Mitteilung veröffentlicht:

„Der Vorstand des Pferdesportverbandes Hessen (PSVH) hat heute einstimmig entschieden, die Hessischen Meisterschaften der Dressur- und Springreiter am kommenden Wochenende (15.-17. Juli 2016) nicht durchzuführen. Anlass dieser Entscheidung ist die Tatsache, dass in einer Reitanlage in Obertiefenbach in den vergangenen Tagen mehrere Pferde infolge einer Herpesinfektion eingeschläfert werden mussten und die behandelnden Tierärzte, das Kreisveterinäramt Darmstadt-Dieburg und das zuständige Ministerium in Wiesbaden aus veterinärmedizinischen und tierschutzrechtlichen Gründen die Absage der Veranstaltung empfohlen haben.
Der PSVH bedauert die Absage der Hessenmeisterschaft und wird prüfen, ob und ggf. wann die Landesmeisterschaften 2016 nachgeholt werden können.
Der Verband empfiehlt turnierveranstaltenden Vereinen, die in absehbarer Zeit geplant haben, eine eigene Veranstaltung durchzuführen, unter Hinzuziehung von veterinärmedizinischen Fachleuten zu prüfen, ob geplante Pferdesportveranstaltungen durchgeführt werden können.     Pferdesportverband Hessen"

Die Entscheidung des Verbandes – die auch via Facebook kommuniziert wurde – fand breite Zustimmung und wurde seither rund 300 Mal geteilt, was die große Besorgnis und Aufmerksamkeit der hessischen Pferdebesitzer gegenüber der Herpes-Problematik beweist.

Auf dem betroffenen Reiterhof in Obertiefenbach sollen, wie mehrere Medien berichten, bereits zehn Pferde verstorben und 25 weitere erkrankt sein. Der behandelnde Tierarzt Dr. Richard Hirschhäuser sprach von einem ungewöhnlich aggressiven Virus-Stamm und einer dramatischen Situation, wie er sie in 40 Berufsjahren noch nie zuvor erlebt habe (siehe auch unseren Bericht dazu). Über den Stall wurde umgehend eine freiwillige Quarantäne verhängt – eine Maßnahme, der sich mittlerweile auch zahlreiche weitere Reitbetriebe der Umgebung angeschlossen haben und die auch der Pferdesportverband Hessen unterstützt. Verbandssprecherin Heidrun Weitz erklärte: „Wir empfehlen, nicht an Turnieren teilzunehmen und je nach Möglichkeit die Reiter- und Pferdehöfe in Hessen unter Quarantäne zu stellen."

Pferdeherpes ist in Deutschland (und auch in Österreich) nicht melde- oder anzeigepflichtig – d. h. es fehlt die gesetzliche Grundlage, um etwa Veranstaltungen behördlich zu verbieten oder Sperrzonen einzurichten. Daher kommt dem persönlichen Verantwortungsbewusstsein von Stallbetreibern und Pferdebesitzern eine entscheidende Bedeutung zu – nur sie können auf freiwilliger Basis für die Einhaltung der empfohlenen Sicherheits- und Vorsichts-Maßnahmen sorgen. Und das hätten sie bislang in vorbildlicher Weise getan, wie Heidrun Weitz bestätigte: „Die hessischen Pferdefreunde ziehen an einem Strang, um ihre Tiere zu schützen." Und dies mag auch mit ein Grund sein, warum bislang noch kein weiterer Reitstall von der Infektion betroffen ist. Die Verantwortlichen hoffen, daß dies auch so bleibt.