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Nach heftigem Peitscheneinsatz: Strafanzeige gegen Jockey
05.08.2016 / News

Für PETA sind die Peitschenschläge im deutschen Galopprennsport Tierquälerei und müssten verboten werden.
Für PETA sind die Peitschenschläge im deutschen Galopprennsport Tierquälerei und müssten verboten werden. / Symbolfoto: PETA

Die Tierschutzorganisation PETA hat Strafanzeige wegen Tierquälerei gegen den italienischen Jockey Dario Vargiu gestellt, der sein Pferd Isfahan beim Deutschen Galopperderby förmlich zum Sieg gepeitscht hatte.

 

Der italienische Jockey Dario Vargiu hatte seinen Hengst Isfahan beim Hamburger Galoppderby am 10. Juli mit zahlreichen heftigen Peitschenschlägen ins Ziel getrieben. Nach der geltenden Rennordnung sind fünf Peitschenhiebe erlaubt – bei Vargiu waren es jedoch mehr, was zu einer Bestrafung durch die Rennleitung führte: Vargiu wurden 75 % seiner Siegprämie (das sind 14.625,- Euro) abgezogen, zusätzlich wurde ihm ein Bußgeld von 2.000,– Euro aufgebrummt.

Doch damit war die Sache noch nicht abgeschlossen. Nachdem der Ausgang des Derbys extrem knapp war – die drei erstplatzierten Pferde waren lediglich durch eine Kopflänge getrennt – und der übermäßige Peitscheneinsatz von Dario Vargiu möglicherweise vorsätzlich erfolgte und rennentscheidend war, legte der Besitzer des Derby-Dritten Dschingis Secret Protest beim Galopper-Dachverband in Köln ein. Ziel ist die Disqualifikation von Vargiu und Isfahan – womit Dschingis Secret auf Platz zwei vorrücken würde.

Doch bis zu einem Urteil ist es noch ein weiter Weg: Verbands-Geschäftsführer Jan-Antony Vogel meinte gegenüber der „Welt", daß die Hamburger Rennleitung den Fall an den Ordnungsausschuss weiterleiten wird. Es folgen dann Ermittlungen des Kontrollausschusses – und erst danach wird der Fall vor dem dreiköpfigen Ordnungsausschuss in Köln verhandelt. Pikantes Detail am Rande: Auch der zweitplatzierte Jockey Frederik Tylicki aus England wurde wegen eines Peitschen-Delikts bestraft, er wurde mit einer viertägigen Sperre belegt, zudem wurden auch ihm 75 % der Rennprämie abgezogen.

Doch die Peitschenhiebe von Hamburg haben für Siegerjockey Dario Vargiu möglicherweise noch weitere Konsequenzen: Die Tierrechtsorganisation PETA hat bei der Staatsanwaltschaft Hamburg Strafanzeige gegen den Jockey sowie weitere Verantwortliche wie den Trainer Andreas Wöhler Strafanzeige erstattet. PETA kritisiert, dass die Rennverbände überhaupt Peitschenschläge im deutschen Pferderennsport billigen. Nach Auffassung der Tierrechtsorganisation stellen die Schläge einen Verstoß gegen das Tierschutzgesetz dar: Laut § 17 dürfen einem Tier keine erheblichen Schmerzen oder Leiden zugefügt werden. Mit den Peitschenschlägen sollen die Tiere bis an ihre Leistungsgrenze und darüber hinaus getrieben werden. Jährlich sterben allein in Deutschland Hunderte Pferde infolge tödlicher Stürze und Verletzungen – viele von ihnen noch auf der Rennbahn.

Die Tierrechtsorganisation fordert die Rennverantwortlichen auf, den Peitscheneinsatz künftig gänzlich zu untersagen: „Das Auspeitschen der Pferde muss endlich verboten werden. Es ist völlig inakzeptabel, dass sich die Verbände mit selbst aufgestellten Regeln über das Tierschutzgesetz hinwegzusetzen versuchen“, so Dr. Edmund Haferbeck, Leiter der Wissenschafts- und Rechtsabteilung bei PETA. „Die Peitschenschläge führen dazu, dass die Pferde aus Schmerz und Furcht regelrecht um ihr Leben rennen. Würde jemand einen Hund so misshandeln, wäre der Aufschrei in der Öffentlichkeit groß. Bei Pferden wird diese Tierquälerei jedoch gebilligt.“

Auch Dr. Maximilian Pick, der ehemalige Rennbahntierarzt und Fachtierarzt für Pferde, unterstützt in einer Stellungnahme PETAs Forderung nach einem Verbot des Peitscheneinsatzes: „Der Gebrauch der Peitsche ist eine tierquälerische Maßnahme, mit der dem Pferd ohne vernünftigen Grund Schmerzen zugefügt werden. Gerade Pferde haben eine hochsensible Haut: Schon einzelne Insektenstiche können beim Pferd zu panischen Abwehrreaktionen führen. Bei dem in solchen Rennen zu beobachtenden Gebrauch der Peitsche kann also keinesfalls von einer ‚Berührungshilfe‘ gesprochen werden, wie es die Verbände behaupten. Neben dem körperlichen Schmerz erzeugt die Peitsche auch noch so etwas wie ‚Psychoterror‘. So leiden Rennpferde häufig unter einer Art ‚Rennbahnneurose‘, also unter Angst, Schreckhaftigkeit oder Panikattacken.“

PETA fordert ein generelles Ende von Pferderennen in Deutschland und ruft alle Tierfreunde dazu auf, keine derartigen Veranstaltungen zu besuchen.

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