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Veranstalter schritt ein, weil Reiter zu schwer für ihre Pferde waren
08.08.2016 / News

Vor allem in Pony-Klassen (aber freilich nicht nur) gibt es das Problem, daß manche TeilnehmerInnen zu schwer für ihre Pferde sind.
Vor allem in Pony-Klassen (aber freilich nicht nur) gibt es das Problem, daß manche TeilnehmerInnen zu schwer für ihre Pferde sind. / Archivfoto: Martin Haller

Der Veranstalter eines britischen Turniers griff am Abreiteplatz zu einer radikalen Maßnahme und forderte mehrere ReiterInnen zum Absteigen auf, weil sie zu schwer für ihre Pferde waren.

 

In der britischen Turnierszene ist das Problem seit Jahren bekannt, insbesondere in den beliebten und weit verbreiteten Pony-Klassen – daß nämlich viele ReiterInnen weder größen- noch gewichtsmäßig zu ihren Pferden passen. Viele Veranstalter klärten auf und informierten – doch eine Verbesserung der Situation konnte so nicht erreicht werden. Wie das britische Reitsport-Magazin Horse&Hound berichtet, hat der Veranstalter der bekannten Great Yorkshire Show, die heuer von 12.–14. Juli über die Bühne ging, nun erstmals Ernst gemacht und am Abreiteplatz insgesamt acht ReiterInnen ersucht, von ihren Pferden abzusteigen – mit der Begründung, daß diese für ihre Pferde einfach zu schwer waren. Es handelte sich ausnahmslos um Erwachsene, die Kinderponys abgeritten sind.

„Wir haben schon seit einiger Zeit versucht, diesem höchst delikaten Problem Herr zu werden", so Tierarzt Julian Rishworth, der bei der Great Yorkshire Show als Turnier-Veterinär im Einsatz war. „Es geht sowohl um Pferde, die zu dick sind – aber auch um Reiter, die zu schwer für ihre Pferde sind, und beide Probleme schließen einander leider nicht aus", so Julian Rishworth weiter. „Während das Gewicht von Pferden mitunter nur sehr subjektiv eingeschätzt werden kann, kann man das beim Reitergewicht viel objektiver tun. Wir haben daher gesagt, daß das passende Reiter-Gewicht bzw. die passende Reiter-Größe das drängendere Problem hinsichtlich des Pferde-Wohls ist – und uns auf diesen Punkt konzentriert."  

In die Turnierbestimmungen der diesjährigen Great Yorkshire Show wurde daher der Passus aufgenommen worden, daß Pferde nur dann geritten werden dürften, wenn der Reiter bzw. die Reiterin maximal 20 % des Pferdegewichts auf die Waage bringt, und dieser Passus galt auch für die Abreite- und Vorbereitungsplätze. Die 20 %-Marke basierte auf einer Auswertung diverser Forschungsarbeiten und Studien, die sich diesem Thema widmeten – und es waren auch einige Waagen vor Ort, falls irgendein Reiter die Gewichts-Schätzung angezweifelt hätte.

Julian Rishworth war auch am Abreiteplatz selbst dabei und hatte die heikle Aufgabe übernommen, die Gewichts-Sünder auf ihre Verfehlung hinzuweisen. Er tat das freundlich, aber bestimmt, wie er Horse&Hound erklärte: „Wir sagten einfach: ,Es tut uns leid, Sir, aber Sie sind zu dick, steigen Sie bitte ab' – und alle bis auf einen haben das auch widerspruchslos gemacht. Interessant waren die darauf folgenden Reaktionen: Menschen, die ebenfalls am Turnier tätig waren, kamen vorbei und gratulierten uns. Ich glaube, daß ein unpassendes Reiter-Gewicht mittlerweile allgemein als Problem wahrgenommen und anerkannt wird."

Ein einziger Reiter weigerte sich jedoch abzusteigen – und meinte sinngemäß, daß er es nicht verantworten könne, sein Kind einfach so auf das Pony zu setzen, es könne dann zu einem Unfall kommen. Dazu Julian Rishworth: „Wenn das Pony nicht für ein Kind geeignet ist, dann sollte es auch nicht als Kinder-Pony auf einem Turnier vorgestellt werden." Der widerspenstige Reiter wird eine schriftliche Verständigung erhalten, daß er die Anweisungen eines Turnierfunktionärs ignoriert und damit gegen eine Turnier-Bestimmung verstoßen hat.

Für Julian Rishworth ist ein zu hohes Reiter-Gewicht „absolut tierschutz-relevant" – bei künftigen Turnieren sollen Pferde und Ponys sogar vom Bewerb ausgeschlossen werden, wenn sie am Abreiteplatz von Personen geritten werden, die mehr als 20 % des Pferdegewichts wiegen.

Was sagt die Wissenschaft?
Mit der korrekten bzw. noch akzeptablen Relation von Reiter- zum Pferdegewicht haben sich bereits mehrere Wissenschaftler und Pferde-Experten beschäftigt – und sind dabei zu recht divergierenden Ergebnissen gekommen. Eine allgemein gültige Prozentzahl für das optimale Reitergewicht (10, 15 oder 20 % des Pferdegewichts) kann es dabei seriöserweise nicht geben – dafür sind zuviele unterschiedliche Variablen im Einzelfall zu berücksichtigen (Körperbau des Pferdes, Trainingszustand, Ausrüstung, Reitweise, Reittempo etc.).

Eine ausführliche Beschäftigung mit dem Thema finden Sie in unserem Artikel ,Sind wir zu schwer für unsere Pferde?" in unserer Wissen-Bibliothek!

Kommentare

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1) HoPaReiter: Ist sehr wohl relevant, sollte aber auch nicht übertrieben werden.
20% finde ich eh schon extrem ... da könnte ich ja mit meinen 68kg auf einem 340kg - KinderPony reiten.

Mein Connemara hat ca. 450kg, da liege ich also bei 15%, g ringer sollt er aber nimmer sein (für mein Gefühl).
Mittwoch, 31. August 2016
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