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Schon gewusst: Pferde kennen kein Lampenfieber
23.08.2016 / Wissen

Bei öffentlichen Vorführungen überträgt sich der Stress der ReiterInnen nicht auf ihre Pferde, so eine Studie der Vetmeduni Wien.
Bei öffentlichen Vorführungen überträgt sich der Stress der ReiterInnen nicht auf ihre Pferde, so eine Studie der Vetmeduni Wien. / Foto: Simone Aumair

Eine Studie der Vetmeduni Wien fand heraus, dass Reiter deutlich mehr Stress bei öffentlichen Vorführungen erleben als ihre Pferde.

 

Reiter übertragen bei Vorführungen vor Publikum ihr Lampenfieber nicht auf ihre Pferde – das ist das überraschende Ergebnis einer neuen Untersuchung von Mareike von Lewinski aus dem Forschungsteam um Christine Aurich von der Veterinärmedizinischen Universität Wien. „Wir sind eigentlich davon ausgegangen, dass der Stress der Reiter sich auf ihre Pferde überträgt, doch diese Annahme scheint falsch gewesen zu sein", so Aurich. Die Pferde haben gleich viel Stress – egal ob im Training vor leeren Rängen oder vor großem Publikum, sie lassen sich also nicht vom Lampenfieber ihrer Reiter anstecken.

Seit längerem ist bekannt, dass Pferde messbare Stressreaktionen zeigen, wenn sie geritten werden. Das Stressniveau ihrer Reiter fand bei derartigen Studien aber bislang noch keine Beachtung. Mareike von Lewinski, Mitarbeiterin im Team von Christine Aurich am Graf Lehndorff-Institut für Pferdewissenschaften im deutschen Neustadt (Dosse), hat im Jahr 2013 erstmals untersucht, ob und wie sehr sich im Pferdesport bzw. bei öffentlichen Auftritten der Stress der Reiter auf ihre Pferde überträgt. Gemeinsam mit Kollegen von der Ecole Nationale d'Equitation im französischen Saumur analysierte sie die Mengen an Stresshormonen im Speichel von Ross und Reiter und deren Pulsraten, sowohl nach dem Training, als auch nach einem öffentlichen Vorführung mit über 1.000 Zuschauern.

Übereinstimmend mit früheren Untersuchungen konnten die Forschenden auch in ihrer neuen Studie sowohl bei den Pferden als auch bei den Reitern Stresssymptome beobachten: höhere Konzentrationen von Kortisol im Speichel und stärker schwankende Herzschlagraten. Die Reiter zeigten jedoch zudem deutlich höhere Anzeichen von Stress, wenn Zuschauer dabei waren – das war auch bei erfahrenen Reitern der Fall: Routine schützt offenkundig nicht vor Lampenfieber.

Anders als ihre Reiter schienen die Pferde von der Anwesenheit des Publikums aber kaum beeinflusst zu sein. Ihre Stressreaktion bei der Präsentation des Schauprogramms war grundsätzlich unabhängig davon, ob Zuschauer dabei waren oder nicht. Anders gesagt, Pferd und Reiter reagieren völlig anders auf den Druck, der durch eine Vorführung vor Publikum entsteht: Pferde leiden offenbar nicht unter dem erhöhten Stressniveau ihrer Reiter. Aurich relativiert die Studienergebnisse jedoch: „Unsere Ergebnisse können nicht verallgemeinert und beispielsweise auf unerfahrene Reiter übertragen werden, die möglicherweise ihre Pferde in für sie belastenden Situationen weniger effektiv beruhigen können."

Der Artikel „Cortisol release, heart rate and heart rate variability in the horse and its rider: Different responses to training and performance" der Autoren Mareike von Lewinski, Sophie Biau, Regina Erber, Natascha Ille, Jörg Aurich, Jean-Michel Faure, Erich Möstl und Christine Aurich wurde in der März-Ausgabe 2013 der Zeitschrift „The Veterinary Journal" veröffentlicht. Die Arbeit zur Studie wurde am Graf Lehndorff-Institut für Pferdewissenschaften, einer gemeinsamen Forschungsinstitution der Veterinärmedizinischen Universität Wien und der Stiftung Brandenburgisches Haupt- und Landgestüt Neustadt (Dosse, D), sowie an der Ecole Nationale d'Equitation in Saumur (F) geleistet.

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