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Gib der Kolik keine Chance – REACT!
02.09.2016 / News

Dieses Pferd zeigt zwei der klassischen Kolik-Symptome: Es legt sich häufiger hin als gewöhnlich und blickt immer wieder Richtung Bauch bzw. Flanke.
Dieses Pferd zeigt zwei der klassischen Kolik-Symptome: Es legt sich häufiger hin als gewöhnlich und blickt immer wieder Richtung Bauch bzw. Flanke. / Foto: Redwings Horse Sanctuary
Das Logo der REACT-Kampagne in Form einer Stoppuhr soll deutlich machen, daß eine sich abzeichnende Kolik-Erkrankung ein Wettlauf gegen die Zeit ist
Das Logo der REACT-Kampagne in Form einer Stoppuhr soll deutlich machen, daß eine sich abzeichnende Kolik-Erkrankung ein Wettlauf gegen die Zeit ist / Illustration: BHS

Eine neue Informations-Kampagne in Großbritannien soll Pferdebesitzern helfen, Kolik-Symptome frühzeitig zu erkennen und dadurch Pferdeleben zu retten.

 

Die Kampagne der British Horse Society und der Universität Nottingham wurde gestern (1. September 2016) auf der Gesundheits-Tagung der British Horse Society vorgestellt. Die Konferenz war bis auf den letzten Platz ausverkauft – was wohl deutlich zeigt, wie groß das Interesse der Reiter und Pferdebesitzer am Thema ,Kolik' ist. Tatsächlich bestehen – wie mehrere Studien bestätigt haben – erhebliche Wissenslücken bei der Kolik-Erkennung und der richtigen Interpretation von Kolik-Symptomen. In einer Online-Befragung der Universität Nottingham aus dem Jahr 2015 konnten nur 24,5 % der befragten Pferdebesitzer korrekte Werte für die Atemfrequenz von Pferden angeben – und nur 31 % waren in der Lage, zutreffende Werte für die Atemfrequenz bei Pferden zu nennen. Diese ernüchternden Zahlen waren eine zusätzliche Motivation für die Universität, sich an der aktuellen Informations-Kampagne aktiv zu beteiligen.

Kolik ist die mit Abstand häufigste unnatürliche Todesursache bei Pferden – und der Grund für jeden dritten tierärztlichen Notruf bei Pferden. Von diesen Notruf-Fällen sind zumindest 10 % absolut kritisch – und bis zu 80 % dieser kritischen Kolik-Patienten sterben oder müssen eingeschläfert werden. So sieht die traurige Realität aus.

Um diesen bedrückenden Zahlen entgegenzuwirken, haben sich die British Horse Society und die Universität Nottingham zu einer gemeinsamen Kampagne entschlossen, um Pferdebesitzer über das Thema Kolik detailliert aufzuklären und speziell über die oft unscheinbaren ersten Anzeichen einer Kolik zu informieren. Das wesentliche Ziel der Kampagne ist es, Kolik-Symptome frühzeitig zu erkennen und zu verhindern, daß Kolik-Erkrankungen ein kritisches – und damit lebensbedrohliches – Stadium erreichen.

Herzstück der Kampagne sind eine Reihe von Info-Broschüren und Checklisten, die auf der Website der British Horse Society kostenlos zum Download zur Verfügung stehen: Hier können sich Pferdebesitzer in leicht verständlicher Form und mit vielen anschaulichen Fotos darüber informieren, was Kolik ist, wie man die häufigsten Symptome erkennt, wie man das Kolik-Risiko bei Pferden reduzieren kann, wie man die wichtigsten Vitalwerte seines Pferdes (Temperatur, Herzschlag, Atmung) kontrolliert, wie man sich bis zum Eintreffen des Tierarztes verhalten soll etc.

Die Essenz all dieser Informationen wurde unter dem einprägsamen Motto ,REACT' (,Reagiere') zusammengefasst, der auch der  Titel der Kampagne ist. Dabei steht jeder Buchstabe für eines der fünf wichtigsten Merkmale bzw. Symptome einer Kolik:

    •    R – Restless or agitated (Ruhelosigkeit bzw. Erregtheit)
    •    E – Eating less or droppings reduced (verringerte Nahrungsaufnahme oder verringerte Ausscheidungen)
    •    A – Abdominal pain (Bauchschmerzen)
    •    C – Clinical changes (Veränderungen der Vitalwerte)
    •    T – Tired or lethargic (Müdigkeit und Lethargie

Im Detail können sich diese fünf Haupt-Symptome durchaus unterschiedlich äußern bzw. darstellen:

– Ruhelosigkeit bzw. Erregtheit: Das Pferd versucht ständig, sich hinzulegen, es wälzt sich immer wieder am Boden, es schwitzt heftig, geht in der Box umher oder geht in der Box ständig im Kreis.

– verringerte Nahrungsaufnahme oder verringerte Ausscheidungen: Das Pferd frisst plötzlich auffallend weniger oder auch gar nichts mehr, es mistet weniger oder gar nicht, die Konsistenz des Kots verändert sich

– Bauchschmerzen: Das Pferd blinkt immer wieder zu seinen Flanken, es scharrt mit den Hufen oder versucht, Richtung Bauch zu treten

– Veränderungen der Vitalwerte: Das Pferd zeigt eine erhöhte Herzschlagrate, es sind weniger oder auch gar keine Darmgeräusche zu hören, die Farbe des Zahnfleisches verändert sich (gesundes Zahnfleisch sollte eine lachsrosa Farbe haben), die Atemfrequenz steigt an, das Pferd hat Hautabschürfungen über den Augen (diese weisen darauf hin, daß das Pferd um sich geschlagen hat und sich dabei mit diesem hervorstehenden Teil seines Gesichts verletzt hat, etwa an den Boxenwänden)

– Müdigkeit und Lethargie: Das Pferd legt sich häufiger hin als gewöhnlich, die Kopf-Hals-Position ist tiefer, das Pferd wirkt abgestumpft und niedergeschlagen

Pferde können jedes dieser Symptome zeigen – und es ist wichtig, daß Pferdebesitzer ihren Tierarzt bereits dann rufen, wenn sie eines dieser Anzeichen bei ihrem Pferd beobachten oder wenn sie irgendetwas anderes beunruhigt. Forschungen der Universität Nottingham haben gezeigt, daß klassische Kolik-Symptome wie etwa das wiederholte Blicken des Pferdes in Richtung Flanke oder Versuche, Richtung Bauch zu treten, nicht in jedem Fall auftreten – und daß wertvolle Zeit dadurch verloren geht, daß die Pferdebesitzer auf eines dieser klassischen Symptome warten, ehe der Tierarzt gerufen wird und eine gezielte Diagnose gestellt werden kann. Einige der genannten Symptome – etwa die verminderte Nahrungsaufnahme oder das verminderte Misten – treten wesentlich häufiger auf und sind daher zur Früherkennung einer Kolik besser geeignet.

Die REACT-Symptome sind, wie die Verfasser betonen, keine vollständige Liste aller möglicher Kolik-Anzeichen, aber sie umfassen fünf Schlüssel-Faktoren in der Gesundheit und im Verhalten von Pferden, denen jedenfalls Beachtung geschenkt werden sollte. Das Logo der Kampagne in Form einer Stoppuhr soll deutlich machen, daß eine sich abzeichnende Kolik-Erkrankung ein Wettlauf gegen die Zeit ist: Sobald die Blutversorgung des Darms oder von Teilen des Darms beeinträchtigt bzw. unterbrochen ist, zählt jede Minute – und je schneller man das Problem erkennt und behandelt, umso besser sind die Überlebenschancen des Pferdes.

Sämtliche Info-Materialien und Broschüren der REACT-Kampagne stehen hier (in englischer Sprache) zum kostenlosen Download zur Verfügung.

Für die REACT-Kampagne haben die British Horse Society und die Universität Nottingham auch dieses interessante Video produziert:

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(YouTube)

Kommentare

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1) balubalu: Danke für diesen tollen Artikel. Als bereits einmal Leidgeprüfter eine hervorragende Erklärung des Sachverhaltes.
Freitag, 2. September 2016

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