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Erstmals Pferd mit West Nil Virus in Österreich infiziert
03.09.2016 / News

Das West Nil Virus wird durch Stechmücken übertragen – nun gibt es den ersten Infektionsfall in Österreich.
Das West Nil Virus wird durch Stechmücken übertragen – nun gibt es den ersten Infektionsfall in Österreich. / Symbolfoto: Fotolia/13li396

Bei einem Pferd, das in einem Reitstall in Wien gehalten wird, ist Anfang September 2016 eine Infektion mit dem West Nil Virus  festgestellt worden – es ist der erste Infektionsfall bei einem Pferd in Österreich.

 

Wie das Gesundheitsministeriums berichtet, ist Anfang September 2016 ein Pferd in einem Wiener Reitstall mit dem West Nil Virus (WNV) angesteckt worden. Es ist der erste Fall von WNV bei einem Pferd in Österreich – in der Vergangenheit war das Virus vereinzelt bei Greifvögeln und Stechmücken sowie beim Menschen nachgewiesen worden.

Ein erster positiver molekularbiologischer Befund durch die Veterinärmedizinische Universität Wien im August 2016 wurde vom Nationale Referenzlabor der AGES an weiteren durch den zuständigen Amtstierarzt entnommenen Blutproben durch WNV-spezifische Antikörper bestätigt. Durch weitere Untersuchungen an Pferden im Herkunftsbetrieb konnten weitere Infektionen ausgeschlossen werden. Das erkrankte Pferd wurde mittlerweile wieder gesund entlassen.

Alle Formen von klinischen WNV-Erkrankungen sind anzeigepflichtig, das heißt, den zuständigen Behörden zu melden. In Österreich werden seit einigen Jahren WNV-Überwachungsprogramme bei Pferden, Wildvögeln und Wassergeflügel (Weidegänse) von der AGES im Auftrag des BMGF durchgeführt. Einen Impfstoff gibt es bisher nur für Pferde. Seit dem Vorjahr ist das West Nil Fieber auch im Humanbereich in Österreich meldepflichtig (siehe auch unseren Bericht dazu).

Das West Nil Virus gehört zur Gruppe der Flaviviren und wird durch Stechmücken übertragen. Der natürliche Wirt für das West Nil Virus sind Vögel. Eine Verbreitungsmöglichkeit des Erregers besteht daher durch infizierte Zugvögel. Infiziert werden können jedoch auch Menschen, Pferde und andere Warmblüter. Diese sind jedoch so genannte „Endwirte“, von ihnen geht keine weitere Infektionsgefahr aus. Bisher wurde das Virus in Afrika, Europa, dem Mittleren Osten, Nord-Amerika und West-Asien nachgewiesen.

Lage in Europa
In Europa ist es in den letzten Jahren immer wieder zu sporadischen Ausbrüchen bei Pferden gekommen, so etwa 2006 in Frankreich, 2008 in Ungarn, 2010 in Rumänien und Bulgarien sowie in Portugal, 2011 Spanien in Mazedonien und 2012 in Italien sowie in Griechenland und Kroatien. Laut Europäischem Seuchenkontrollzentrum ECDC (West Nile fever maps) wurden 2015 insgesamt 108 WNV Humanfälle in Europa und 193 in EU-nahen Ländern wie Russland und Israel gemeldet. Im Jahr 2016 wurden EU-weit mit Stand 1. September 54 Fälle mit West Nil Virus gemeldet. Die meisten Fälle wurden in Rumänien und Italien dokumentiert.

Vorsichtsmaßnahmen für Pferdehalter
Experten weisen darauf hin, daß das Risiko, sich mit dem West Nil Virus zu infizieren und in der Folge an West Nil Fieber zu erkranken, hierzulande sehr gering ist – es besteht somit keinerlei Grund zur Panik. Dennoch sind – auch aus anderen Gründen – bestimmte Vorsichtsmaßnahmen sinnvoll, um seine Pferde so gut es geht vor Mückenstichen zu schützen und generell Maßnahmen zu treffen, um die Gelsenplage einzudämmen. Hier einige Empfehlungen des Gesundheitsministeriums:

•    Stechmücken sind in der Morgen- und Abenddämmerung besonders aktiv. Daher gilt es besonders in der Dämmerung, die Tiere in den Stall zu führen.

•    Fenster mit Mückennetzen abdichten, Stall-Türen in der Nacht und in der Dämmerung geschlossen halten.

•    Gelsenmenge reduzieren: Stechmücken legen ihre Eier in jede Wasseransammlung ab. Um die Vermehrung zu vermeiden, sollte man Regentonnen abdecken und Tränken täglich reinigen.

•    Waschplätze trocken halten: An den Waschplätzen der Tiere ist darauf zu achten, daß das Wasser in die Kanalisation abfließt.

•    Bei Bauvorhaben ist die Stechmückenproblematik zu berücksichtigen. Falsch konzipierte Raumplanungs- und Wasserbauprojekte können zu Massenvermehrungen von Stechmücken führen.

•    Im Bereich der Landschaftsplanung sind Maßnahmen zur Eindämmung der Vermehrung von Stechmücken wie Reduktion von Nistplätzen oder die gezielte Einbringung von Mitteln gegen Larvenbildung in Wasser-Reservoirs sinnvoll.

•    Impfstoffe für Pferde: es gibt mehrere zugelassen Impfstoffe. Pferde sind 2 Mal im Abstand von 3-5 bzw 4-6 Monaten und danach jährlich zu impfen.

•    Bei fieberhaften Erkrankungen, die möglicherweise in Verbindung mit zentralen nervalen Störungen auftreten, ist differenzialdiagnostisch jedenfalls an eine WNV-Infektion zu denken.

•     Klinische Enzephalomyelitis ausgelöst durch WNV-Infektion ist anzeigepflichtig, daher ist der Amtstierazt/Amtstierärztin zu informieren.

Die Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) hat einen Info-Folder über das West Nil Virus herausgegeben, der hier kostenlos zum Download zur Verfügung steht

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