Ein Rettungszentrum für Pferde im spanischen Rojales geht neue Wege und bietet Praktikanten die Möglichkeit, acht Wochen lang im Zentrum mitzuhelfen und dabei viel über die Bedürfnisse und Pflege von geretteten Pferden zu lernen.

Kaum ein anderes europäisches Land ist von der Wirtschafts- und Finanzkrise 2008 so hart getroffen worden wie Spanien – die Arbeitslosigkeit liegt, trotz eines leichten Rückgangs in den letzten drei Jahren, nach wie vor bei 20 %, die Jugendarbeitslosigkeit bei fast 44 %. Die dramatischen Auswirkungen der Krise haben auch die spanische Pferdewirtschaft voll erfasst. Viele Menschen, die sich in besseren Zeiten ein Pferd gekauft hatten, konnten sich plötzlich Unterhalt, Futter und Pflege nicht mehr leisten. Zehntausende mussten sich in den letzten Jahren von ihren Pferden trennen, verkauften sie zu Spottpreisen an Schlachthöfe oder Pferdehändler – oder setzten sie einfach aus: ein Phänomen, wie man es auch aus Irland oder Großbritannien kennt.

Um das Leid dieser Tiere zu lindern, entstanden viele private Initiativen, die sich um verwahrloste und vernachlässigte Pferde und Esel kümmerten und deren Versorgung übernahmen. Eine davon ist das ,Easy Horse Care Rescue Centre' in der Nähe der Kleinstadt Rojales in der Provinz Alicante, das 2008 vom britischen Ehepaar Sue und Rod Weeding gegründet wurde, nachdem sie den Anblick eines zweieinhalbjährigen Hengstes, der mit einer schweren Augenverletzung in einem schmutzigen, dunklen Stall vor sich hinvegetierte, einfach nicht ertragen konnten. Sie kauften den Hengst Luceiro und pflegten ihn wieder gesund – und fortan war ihre kleine Finca eine rettende Insel für gequälte und vernachlässigte Pferde. Das ,Easy Horse Care Rescue Centre' war geboren.

Heute versorgen Sue und Rod Weeding auf ihrem Hof rund 90 Pferde, Esel und Ponys und eine ganze Herde weiterer geretteter Tiere, darunter Katzen, Hunde, Hühner, Papageien, Gänse, den Truthahn Ernie und Isadora, das Schwein – für das Ehepaar und seine wenigen Helfer eine äußerst anspruchsvolle, aber auch sehr erfüllende Aufgabe. Nachdem immer wieder Anfragen kamen, wie man die Arbeit des Rettungszentrums am besten unterstützen könnte, hatten Sue und Rod eine Idee: Sie bieten ab sofort Interessenten die Möglichkeit eines achtwöchigen Praktikums an ihrem Pferdehof an, die ein umfassendes und intensives Lern- und Arbeits-Programm durchlaufen, bei dem elementare Grundbegriffe im Umgang und in der Betreuung von Pferden vermittelt werden. Man beteiligt sich an der Arbeit des Hofes, unterstützt so das Rettungszentrum – und lernt auch noch eine Menge dabei.

Aufgenommen werden maximal vier Praktikanten, um jedem eine intensive und individuelle Betreuung angedeihen zu lassen. Ein besonderer Schwerpunkt liegt dabei in der Pflege von Pferden, Ponys und Eseln mit besonderen medizinischen und psychischen Bedürfnissen infolge von Misshandlung und Vernachlässigung. Die Praktikanten übernehmen dabei die Pflege und Verantwortung für jeweils ein bestimmtes Pferd und erfahren unter fachkundiger Anleitung, wie man zu ihm eine vertrauensvolle Beziehung aufbauen kann. Im Rahmen des Praktikums werden aber auch veterinärmedizinische Grundkenntnisse vermittelt, ebenso Basis-Know-how für die Führung eines Pferdebetriebs oder Strategien, wie man Spendenaktionen organisiert.

„Das Praktikum ist sicher eine Herausforderung – aber man wird davon, ebenso wie die bedürftigen Pferde, nachhaltig für sein ganzes Leben profitieren", so Sue Weeding. „Wir haben viele Pferde, Ponys und Esel mit speziellen medizinischen Bedürfnissen, manche davon findet man nur sehr selten in normalen Pferdeställen – daher ist dieses Praktikum eine einzigartige Möglichkeit, sich neues Wissen anzueignen, noch dazu für einen guten Zweck." Und sie sieht das Praktikum als Chance für einen neuen Berufseinstieg: „Viele Menschen möchten gerne mit Tieren arbeiten, aber brauchen praktische Kenntnisse und Erfahrungen, bevor sie sich für einen Job bewerben – und diese können sie auf einem Hof wie dem unseren bekommen."

Das achtwöchige Praktikum kostet 800,– Euro und beinhaltet eine einfache Unterbringung und eine wöchentliche Grundversorgung mit Lebensmitteln (Flug und weitere Transportkosten sind nicht inkludiert). Spanisch-Kenntnisse sind nicht verpflichtend, da fast alle Mitarbeiter des ,Easy Horse Care Rescue Centre' Englisch sprechen.

Auf der Website gibt es sämtliche Details zum Praktikums-Programm, ebenso ein Antrags-Formular für die Teilnahme – hier der Link dazu!