Die Redaktion der ORF-Sendung ,Thema' hat die Spanische Hofreitschule unter die Lupe genommen und dabei auch kritische Stimmen zu Wort kommen lassen. Beklagt werden zunehmende Kommerzialisierung und falsche Trainingsmethoden.
Die Spanische Hofreitschule zählt zu Österreichs nationalen Heiligtümern – sie ist eine jener Institutionen, auf die das Land stolz ist und die es auch reichlich als Werbe- und Imageträgerin nutzt (um nicht zu sagen: benutzt). Es ist ein kulturelles Juwel, mit dem sich auch das offizielle Österreich gern schmückt und das im Vorjahr sogar in das Verzeichnis für das immaterielle Kulturerbe der UNESCO aufgenommen wurde.
Doch es ist ein Juwel, für dessen Pflege und Erhaltung die Republik am liebsten nichts aufwenden würde. Die 2001 erfolgte Ausgliederung von Hofreitschule und Bundesgestüt Piber hatte die rechtliche und wirtschaftliche Selbstständigkeit zum Ziel – und damit auch eine – soweit möglich – kostendeckende Betriebsführung. An diesem Ziel haben sich manche Geschäftsführer abgearbeitet, und auch die seit Dezember 2007 tätige Elisabeth Gürtler fühlt sich dieser Vorgabe verpflichtet.
Um es zu erreichen, setzte die Geschäftsführung eine Reihe von Maßnahmen, die der Hofreitschule mehr Einnahmen bringen sollten: Es wurde die Zahl der Vorstellungen signifikant erhöht, sondern auch neue Aktivitäten wie die ,Fête Impériale' oder ,Tribute to Vienna' – ein gemeinsamer Auftritt der Wiener Sängerknaben mit der Hofreitschule – ins Leben gerufen.
All das ist nicht ohne Kritik geblieben – die insbesondere vom Verein ,Freundeskreis der klassischen Wiener Reitkunst' vorgebracht wurde und wird. Dessen Obmann Karl-Friedrich Habel stößt sich im wesentlichen an zwei Dingen: der galoppierenden Kommerzialisierung (Zitat: „Kommerz – das Geld wird durch alles verdient, was nur möglich ist. Ich warte ja nur noch darauf, dass bei den Vorführungen auch Mozartkugeln verteilt werden.") – und daran, daß Trainingsmethoden Einzug gehalten haben, die nicht mehr ,klassisch' sind und zu Lasten der Pferde gehen. Er hat sogar Anzeige wegen Tierquälerei erstattet.
Auch wenn der ,Thema'-Beitrag, der gestern (26.9.2016) um 21.10 Uhr auf ORF2 zu sehen war, wenig Neues gebracht hat, ist es durchaus interessant und unterhaltsam, die Argumente von Verteidigern und Kritikern zu hören – zumal letztere in der öffentlichen Diskussion meist nur selten auftauchen.
Den Beitrag ,Spanische Hofreitschule unter Kritik' kann man sich hier in der ORF-TVThek ansehen!
Auch ProPferd hat letztes Jahr einen der prononciertesten Kritiker des neuen Managements – nämlich den früheren Ersten Oberbereiter Klaus Krzisch – zum Interview gebeten. Das spannende und offenherzige Gespräch mit dem Titel „Die Rollkur ist ein Problem!" samt einigen der umstrittenen Fotos, die Anlass für die in Medien erhobenen Rollkur-Vorwürfe gegen die Hofreitschule waren, kann man hier nachlesen!