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Grausame Geschäfte: Wieso China alle Esel der Welt aufkauft
04.10.2016 / News

Aus der Haut von Eseln wird die Gelatine gewonnen, die ein wesentlicher Bestandteil des Heilmittels Ejiao ist.
Aus der Haut von Eseln wird die Gelatine gewonnen, die ein wesentlicher Bestandteil des Heilmittels Ejiao ist. / Archivfoto: Martin Haller
So sieht ein Block der Gelatine aus Esel-Haut aus...
So sieht ein Block der Gelatine aus Esel-Haut aus... / Foto: Wikipedia-Deadkid dk

Aus der Eselhaut wird Gelatine gewonnen, um ein beliebtes Heilmittel der Traditionellen Chinesischen Medizin herzustellen. Mehrere afrikanische Länder haben bereits einen Exportstop für Esel verfügt.

 

Dass mit Equiden mitunter grausige Geschäfte gemacht werden, ist spätestens seit dem Skandal um die sogenannten ,Blutfarmen' in Südamerika, der im Vorjahr von der Tierschutzorganisation Animal Welfare Foundation aufgedeckt wurde, traurige Gewissheit. Dabei werden zehntausende Stuten in Argentinien und Urugay systematisch gequält, um aus dem Blut der trächtigen Tiere das Hormon PMSG (Pregnant Mare Serum Gonadotropin) zu gewinnen, das u. a. auch in der europäischen Ferkelproduktion eingesetzt wird.

Nun hat der Nachrichtensender CNN einen weiteren grausamen Geschäftszweig aufgedeckt, in dem mit dem Leid und dem Tod von Tieren Millionengewinne gemacht werden. Nach Recherchen des TV-Senders kauft die Volksrepublik China derzeit weltweit alle Esel auf, die es bekommen kann – und das in einem besorgniserregenden Tempo. Mehrere afrikanische Länder, so etwa Niger und Burkina Faso, haben mittlerweile den Export von Eseln bzw. Eselhäuten verboten, um die heimischen Bestände zu schützen und deren Ausverkauf oder sogar Aussterben zu verhindern.

Der Grund für die enome Nachfrage nach Eseln in China hat eine einfache Erklärung: Aus der Eselhaut wird Gelatine gewonnen, die ein wesentlicher Bestandteil des Heilmittels Ejiao in der Traditionellen Chinesischen Medizin ist. Ejiao gilt in China als äußerst populäres Medikament gegen eine Vielzahl von Beschwerden und wird insbesondere als Blut-Tonikum eingesetzt: Es soll den Blutkreislauf verbessern und die Blutzellenbildung fördern. Es wird bei Blutarmut, Menstruations- und Kreislaufproblemen ebenso verwendet wie bei Schlaflosigkeit, Schnupfen und Erkältungen. Ejiao wird üblicherweise in Form von Gelatine-Blocks oder von Kügelchen angeboten. Die Gelatine wird oft in heißem Wasser oder Alkohol aufgelöst oder auch in Form von Salben für die Behandlung von Beingeschwüren eingesetzt.

Die riesige Nachfrage nach Ejiao in den letzten 20 Jahren dazu geführt, daß die Esel-Population in der Volksrepublik China  von 11 Millionen auf sechs Millionen Tieren nahezu halbiert wurde. Längst kann das Land den enormen Bedarf nicht mehr im Inland decken – und geht daher auf weltweite Einkaufstour, insbesondere in jenen afrikanischen Staaten, die wirtschaftlich eng mit China verbunden sind. Doch Chinas Gier nach den Eselhäuten stößt dort mittlerweile an Grenzen – und auf immer größeren Widerstand.

So hat Niger vor wenigen Tagen einen Exportstop für Esel verfügt, weil es eine nachhaltige Dezimierung seiner eigenen Bestände befürchtete und die chinesische Nachfrage sprunghaft angestiegen ist: Im Jahr 2016 sind bereits 80.000 Tiere nach China verkauft worden – im ganzen Jahr 2015 waren es nur 27.000 gewesen. Im Augst hatte bereits die Regierung von Burkina Faso den gleichen Schritt gesetzt, nachdem dort 45.000 Esel in den letzten sechs Monaten geschlachtet worden waren.

Auch die von chinesischen Investoren errichteten Schlachthöfe sorgen in den afrikanischen Ländern für Probleme: So haben wütende Bauern einen Schlachthof in der Kleinstadt Balole in Burkina Faso attackiert, weil die Abwässer des Schlachthofs das Grundwasser verseucht und die Gemüsefelder vergiftet hatten. 150 bis 200 Esel wurden dort pro Tag geschlachtet, die Eselhäute wurden anschließend nach China und das Eselfleisch nach Vietnam exportiert.

Die Auswirkungen des Esel-Booms sind längst auch in anderen Bereichen zu spüren: Esel sind in Burkina Faso – einem der ärmsten Länder der Welt – nach wie vor ein wichtiges Transportmittel, insbesondere für kleine Gewerbetreibende sowie in der Landwirtschaft. Die riesige Nachfrage hat dazu geführt, daß die Preise für Esel innerhalb weniger Jahre von 50.000,– CFA-Franc (ca. 75,– Euro) auf 135,– Euro (90.000,– CFA-Franc) gestiegen sind. Das hat zahlreiche Dienstleistungen und landwirtschaftliche Produkte verteuert und nicht unwesentlich zum Anstieg der Inflation beigetragen.

Ein Ende des Esel-Booms ist indes nicht in Sicht. Andere afrikanische Länder wie Kenya oder Südafrika sind, wie CNN berichtet, bereits dabei, die Kapazitäten ihrer Schlachthöfe zu erhöhen, um die chinesische Nachfrage zu befriedigen – und auch der Schwarzmarkt steht in voller Blüte. Der Markt an hochpreisigen Gütern wie Ejiao wird in China auch künftig steigen und ein lukratives Geschäft bleiben. Das Leid und die Qualen der Esel in den Schlachthöfen spielen in dieser Rechnung offenbar keine Rolle...

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