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Pferd zu Tode geprügelt? Irischer Springreiter weist Vorwürfe zurück
12.10.2016 / News

Mit einer Gerte soll Kevin Thornton sein Pferd solange angetrieben haben, bis es zusammenbrach und starb – so die Vorwürfe.
Mit einer Gerte soll Kevin Thornton sein Pferd solange angetrieben haben, bis es zusammenbrach und starb – so die Vorwürfe. / Symbolfoto: Julia Rau

Der Tod eines Springpferdes während eines Turniers im französischen Cagnes-sur-Mer sorgt derzeit für heftige Diskussionen: Brach es plötzlich und unvorhersehbar zusammen – oder wurde es von seinem Reiter zu Tode gequält? Die Ermittlungen laufen.

 

An deftigen Schlagzeilen gibt es in dieser Causa wahrlich keinen Mangel: Schon die erste Meldung über den Todesfall, die noch am Tag des Dramas – den 10. Oktober 2016 – auf einer französischen Website erschien, kannte kein Fragezeichen: „Kevin Thornton hat sein Pferd bis zum Tod gequält!" (im französischen Original: „Kevin Thornton aurait maltraité son cheval jusqu’à la mort!") Details zum Vorfall wurden jedoch nur spärlich geliefert, so wurde nicht erwähnt, um welches Pferd es sich überhaupt gehandelt hat. Doch der Vorwurf war eindeutig: Der in der Schweiz lebende irische Springreiter Kevin Thornton soll eines seiner Pferde solange auf einer Trainingsbahn angetrieben und mit Peitschenschlägen malträtiert haben, bis es schließlich vor Erschöpfung zusammenbrach und starb.

Die Meldung verbreitete sich rasant im Internet und vor allem in den sozialen Medien. Für weiteren Zündstoff sorgte das Pferdesport-Portal pferdonline.ch, das am nächsten Tag (11. Oktober 2016) den Bericht eines Schweizer Reiters veröffentlichte, der ebenfalls beim Turnier anwesend war. Den Bericht kann man hier nachlesen. (Anmerkung: Es geht daraus nicht eindeutig hervor, ob dieser Reiter tatsächlich selbst Augenzeuge der Vorkommnisse war – bzw. ab welchem Moment er ein solcher geworden ist – oder ob er nur das wiedergibt, was er am Ort des Geschehens mitbekommen hat bzw. was ihm von anderen erzählt worden war.) Lt. dieser Darstellung hat Kevin Thornton sein Pferd mit wilden Peitschenschlägen längere Zeit über die Galoppbahn getrieben, bis es schließlich zusammenbrach und verstarb; Thornton sei daraufhin von anderen erbosten Personen attackiert worden, die Polizei musste einschreiten.

Ebenfalls am 11. Oktober meldete sich Thornton, der mittlerweile im Zentrum eines veritablen Shitstorms in den sozialen Medien stand, erstmals persönlich zu Wort – und wies in einem Interview mit der Tageszeitung ,The Irish Field' alle Anschuldigungen vehement zurück: Er sei von dem Vorfall ebenso schockiert und betroffen wie viele andere. Er habe das Pferd lediglich 15–20 Minuten auf der Galoppbahn geritten, ehe das Unglück passiert sei. Flogas  Sunset Cruise sei beim Einritt gestiegen, er habe dann ein- oder zweimal die Gerte eingesetzt, damit er weiterging.  Er sei eine weitere Runde mit dem unruhigen Pferd galoppiert und habe versucht, es zu kontrollieren und ruhig zu bleiben. Beim Verlassen der Rennbahn Richtung Springplatz habe es einen Pfleger, der dort mit einer Dressurpeitsche stand, beinahe niedergerannt. Am Springplatz habe sich das Pferd dann seltsam angefühlt, also stieg Thornton ab – und in dem Moment ist das Pferd zusammengebrochen. Er habe den Sattel abgenommen und einen Tierarzt gerufen.

Der Veranstalter des GPA Jumpg Festivals hat eine umgehende Untersuchung des strittigen Vorfalls angekündigt und Zeugen dazu aufgerufen, sich zu melden. Auf der Facebook-Seite hieß es: „Nach dem heutigen Vorfall auf der Rennbahn wird der Veranstalter alle erforderlichen Schritte setzen, um die Umstände dieser Tragödie aufzuklären und die verantwortlichen Personen zu bestrafen. Das Wohl des Pferdes hat bei uns höchste Priorität – und wir haben die Pflicht sicherzustellen, daß dies auch respektiert wird." Die Polizeibehörden wurden ebenfalls eingeschaltet, eine Autopsie des Pferdes zur Klärung der Todesursache wurde für Dienstag (11. Okt.) angeordnet.

Gestern hat sich auch die FEI zu Wort gemeldet und in einer Aussendung eine gründliche Untersuchung der Vorkommnisse in Cagnes-sur-Mer in enger Absprache mit dem Veranstalter sowie den Polizeibehörden zugesagt: „Das Wohl unserer Pferde genießt absolute Priorität – und obwohl dieser Vorfall an einem Ruhetag zwischen zwei internationalen Turnieren passiert ist, besagen die FEI-Regeln, daß Verstöße gegen das Pferdewohl auch dann behandelt werden können, wenn sie sich zeitlich außerhalb eines FEI-Events zugetragen haben."

Vinnie Duffy, der Arbeitgeber von Kevin Thornton und Besitzer von Flogas Sunset Cruise, hat auf seiner Facebook-Seite ebenfalls eine erste Stellungnahme veröffentlicht: „Wir sind über die gestrigen Ereignisse am Boden – über den Verlust unseres geliebten Sunset Cruise ebenso wie über die öffentliche Hinrichtung von Kevin Thornton in den sozialen Medien. Sunset Cruise war die vergangenen fünf Jahre Teil unserer Familie. Wir billigen Misshandlungen in keiner Form und werden uneingeschränkt mit den Untersuchungsbehörden und den verantwortlichen Stellen kooperieren. Wir werden auch keine weiteren Kommentare abgeben, bis die Untersuchung abgeschlossen ist. Wir möchten uns bei allen bedanken, die uns in den letzten 24 Stunden geschrieben und uns ihre Anteilnahme und ihre Unterstützung angeboten haben – Eure freundlichen Worte und Gedanken bedeuten uns sehr viel in diesen schwierigen Zeiten."

Ein Sprichwort sagt, daß nichts so ist, wie es scheint – und daß die Wahrheit viele Gesichter hat. Es bleibt zu hoffen, daß die Untersuchungen der Polizeibehörden und des Veranstalters zu einem klaren Ergebnis kommen und der tragische Tod von Flogas Sunset Cruise möglichst rasch aufgeklärt werden kann.

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