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Schottische Regierungspartei für Videoüberwachung in Schlachthöfen
18.10.2016 / News

Von den Missständen auf britischen Schlachthöfen sind auch Pferde betroffen, wie schockierende Videos aus dem Jahr 2012 gezeigt haben.
Von den Missständen auf britischen Schlachthöfen sind auch Pferde betroffen, wie schockierende Videos aus dem Jahr 2012 gezeigt haben. / Foto: Video/World Horse Welfare

Britische Tierschützer haben einen wichtigen Erfolg erzielt: Die Schottische Regierungspartei SNP hat auf ihrem Parteitag in Glasgow die verpflichtende Einführung von Videoüberwachung in Schlachthöfen beschlossen.

 

Der Kampf für die Einführung einer verpflichtenden Videoüberwachung in Schlachthöfen ist seit vielen Jahren eines der zentralen Anliegen britischer Tierschützer. Bereits im Jahr 2009 hat die Tierschutzorganisation Animal Aid erstmals mit verdeckter Kamera in einem britischen Schlachthof gefilmt und dabei – wie auch bei vielen weiteren derartigen Aktionen – schockierende Szenen eingefangen. Die Bilder, die auch im britischen Fernsehen zu sehen waren, haben eine Welle der Empörung ausgelöst und die Öffentlichkeit zutiefst schockiert: Es sind Bilder von Tieren, die unzureichend oder nicht fachgerecht betäubt worden waren und während des Schlachtvorgangs wieder zu Bewusstsein kamen; Bilder von Tieren, denen zum Spaß Zigaretten im Gesicht ausgedämpft wurden, die geschlagen oder getreten wurden, weil sie in Todesangst wegzulaufen versuchten. Wie mehrere Tierschutzorganisationen nachweisen konnten, waren derartige Grausamkeiten nicht die Ausnahme, sondern trauriger Alltag in den Schlachtbetrieben. Die Organisation Animal Aid hat bislang in zehn britischen Schlachthöfen mit versteckter Kamera gefilmt – und in neun davon schwerwiegende Verstöße gegen das britische Tierschutzgesetz festgestellt.

Um die Einhaltung des geltenden Tierschutzrechts auch in Schlachthöfen durchzusetzen, fordern britische Tierschützer bereits seit Jahren die verpflichtende Einführung von Videoüberwachungssystemen – nur so könne unnötiges Tierleid vermieden und die humane Behandlung von Schlachtpferden sichergestellt werden. Es wurden zahlreiche öffentliche Petitionen gestartet, parlamentarische Initiativen ins Leben gerufen und umfangreiche Informationskampgnen durchgeführt, um die Öffentlichkeit für dieses Anliegen zu gewinnen. All diese Aktivitäten blieben nicht ohne Folgen: In einer Umfrage aus dem Jahr 2014 sprachen sich 76 % der Befragten für die obligatorische Einführung von Videoüberwachung auf Schlachthöfen aus.

Der öffentliche Druck zeigte Wirkung: So haben sich nach einem Aufruf von Animal Aid die zehn größten Supermarkt-Ketten Großbritanniens (Morrisons, Waitrose, the Co-op, Sainsbury’s, Aldi, Tesco, Lidl, Asda, Marks & Spencer und Iceland) bereiterklärt, nur noch Fleisch zu verkaufen, das aus Schlachthöfen mit unabhängiger Video-Überwachung stammt. Doch selbst derartige Erfolge brachten in Wahrheit nur begrenzte Fortschritte – und das nur für eine bestimmte Anzahl von Betrieben: Die auf freiwilliger Basis eingeführte Video-Überwachung vieler Schlachthöfe bleibt lückenhaft – und die Supermärkte sind meist mit einer strengen, unabhängigen Kontrolle überfordert. Die einzig wirkungsvolle und nachhaltige Lösung – darin sind sich alle Tierschutzorganisationen und immer mehr Experten einig – wäre eine gesetzlich vorgeschriebene, verpflichtende Videoüberwachung in allen britischen Schlachthöfen.

Zumindest in Schottland ist man diesem Ziel nun einen großen Schritt näher gekommen: Auf ihrem Parteitag in Glasgow (13.–15. Oktober 2016) hat die regierende Schottische National Partei (Scottish National Party) beschlossen, diese verpflichtende Überwachung offiziell zu unterstützen und  in ihren politischen Forderungskatalog aufzunehmen. Der entsprechende Antrag wurde einstimmig mittels Akklamation angenommen. Hier die Initiative im Wortlaut:

Der Parteitag ist besorgt über den Mangel an Transparenz hinsichtlich der Tierschutz-Standards in schottischen Schlachthöfen aufgrund unzureichender Video-Überwachung. Der Parteitag nimmt zur Kenntnis, daß die Schottische Regierung die Installation von Videoüberwachungssystemen (CCTV) als beste Maßnahme empfiehlt, daß dies jedoch auf freiwilliger Basis erfolgt und derzeit nur 67 % der Schlachthöfe über CCTV im Tötungsbereich, 59 % im Betäubungs-Bereich und 64 % in den Auslauf- bzw. Entladezonen verfügen.

Der Parteitag nimmt weiter zur Kenntnis, daß derzeit in England und in Wales an einem Gesetz gearbeitet wird, das vorschreibt, wo die Videokameras anzubringen sind, daß sie gut gewartet werden müssen, daß genaue Vorschriften erlassen werden, wie lange die Aufzeichnungen aufbewahrt werden müssen, das festlegt, wer sie wann einsehen darf und das geeignete Sanktionen für jene vorsieht, die sich nicht an diese Vorgaben halten.

Der Parteitag glaubt, daß eine ähnliche Gesetzgebung auch in Schottland erlassen werden sollte, um sicherzustellen, daß hierzulande die höchsten Tierschutz-Standards etabliert werden."

Alex Campbell – jener SNP-Delegierte, der den Antrag eingebracht hat – zeigte sich nach der einstimmigen Annahme hochzufrieden: „Wir freuen uns sehr, daß die Resolution angenommen wurde – das ist der erste wichtige Schritt hin zu einer gesetzlichen Regelung, um Videoüberwachung in Schlachthöfen endlich verpflichtend zu machen."

Die SNP regiert in Schottland mit relativer Mehrheit und stellt mit ihrer Vorsitzenden Nicola Sturgeon auch die schottische Ministerpräsidentin.

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