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Heunetze als effektive Abnehm-Hilfe für Pferde
20.10.2016 / News

Engmaschige Heunetze sind ein sinnvolles Hilfsmittel, wenn Pferde abnehmen müssen – das bestätigt die Studie der US-Forscher.
Engmaschige Heunetze sind ein sinnvolles Hilfsmittel, wenn Pferde abnehmen müssen – das bestätigt die Studie der US-Forscher. / Foto: Karin Haas/www.karinhaas.com

Für Pferde auf Diät sind Heunetze eine effektive und sinnvolle Maßnahme, um Körpergewicht abzubauen und einen ausgewogeneren Stoffwechsel zu erzielen.

 

In freier Wildbahn sind Pferde mehr als 16 Stunden am Tag mit der Nahrungsaufnahme beschäftigt – während Pferde, die in Ställen gehalten werden, in der Regel nur zwei bis drei Mal am Tag mit ihrer rationierten Futterportion versorgt werden und diese meist in kurzer Zeit zu sich nehmen. Die so deutlich verkürzte Fressdauer kann wiederum zu Verdauungs- und Verhaltensproblemen führen und sich auf die Gesundheit der Pferde nachteilig auswirken. Um dieses Problem zu entschärfen, greifen viele Pferdehalter zu Heunetzen, die eine einfache und praktikable Methode sind, um die Futteraufnahme zu verlangsamen und dadurch die Fressdauer zu verlängern.

Heunetze können ebenso dafür eingesetzt werden, Pferden eine begrenzte Futtermenge über einen längeren Zeitraum zu verabreichen, die Futteraufnahme also zu „strecken" – was sie zu einem willkommenen Hilfsmittel für Pferde macht, die abnehmen müssen und gleichsam „auf Diät" gesetzt sind. Diesen speziellen Aspekt von Heunetzen haben US-amerikanische Wissenschaftler der Universität von Minnesota ins Zentrum einer Untersuchung gerückt. Sie wollten herausfinden, ob eine Reduktion der Futtermenge in Kombination mit einer durch Heunetze verlangsamten Fütterung effektiv zur Gewichtsabnahme beiträgt – und wie sich ein solches Management auf wichtige gesundheitliche Parameter wie den Blutzucker- und Insulin-Spiegel oder die Cortisol-Werte von Pferden auswirkt.

An der Studie nahmen insgesamt acht erwachsene Quarter Horses teil, die ein durchschnittliches Gewicht von rund 560 kg aufwiesen. Ihr durchschnittlicher Body Condition Score lag vor Beginn der Untersuchung bei 7,6 (auf der 9-Punkte-Skala nach Henneke), die Pferde waren also übergewichtig und sollten abnehmen.

Alle acht Pferde erhielten Heu in der Menge von 1 % ihres Körpergewichts, verteilt auf zwei Mahlzeiten pro Tag (jeweils um 7 Uhr früh sowie um 16 Uhr nachmittags). Diese Menge entsprach etwa 60 % ihres Erhaltungsbedarfs. Vier Pferde erhielten ihre Heu-Ration vom Boden aus – die vier anderen wurden aus einem Heunetz mit 3,2 cm Maschenweite gefüttert.

Umfangreiche Messungen wurden am Beginn der Studie sowie nach 14 und nach 28 Tagen durchgeführt –  so wurden Körpergewicht, Body Condition Score, Hals- bzw. Brustumfang und Fettpölster im Halsbereich gemessen, weiters wurden mittels Ultraschall das durchschnittliche Rumpffett, aber auch die Tiefe und Dicke des langen Rückenmuskels (M. longissimus dorsi) gemessen. Drei 24-Stunden-Blutproben (mittels Halskatheter) wurden am Beginn der Studie sowie nach 14 und nach 28 Tagen durchgeführt, dabei wurden die Konzentrationen von Blutzucker, Insulin, Cortisol und Leptin festgestellt. Die Blutproben wurden eine Stunde vor der ersten Fütterung, unmittelbar nach der Fütterung und in den drauffolgenden 3 Stunden jeweils alle 30 Minuten gemacht, anschließend zu jeder vollen Stunde bis zur nächsten Fütterung um 16 Uhr.

Erwartungsgemäß verbrachten die Pferde, die ihr Heu vom Boden frassen, weniger Zeit mit der Futteraufnahme als die Pferde, die durch ein Heunetz gefüttert wurden: Während letztere durchschnittlich 3,2 Stunden benötigten, waren die ersten bereits nach 2 Stunden mit dem Fressen fertig.

Alle acht Pferde haben über die 28-tägige Testperiode Gewicht verloren – im Durchschnitt etwas weniger als 40 kg (zwischen 32 und 40 kg). Einen signifikanten Unterschied zwischen den beiden Testgruppen gab es jedoch nicht – es gab auch keinerlei auffallende Differenzen hinsichtlich des Body Condition Score, des Hals- bzw. Brustumfang, der Fettpölster im Halsbereich oder des Rumpffetts. Der Body Condition Score sank um 0,4 Einheiten von 7,6 auf 7,2. Interessanterweise gab es einen Effekt hinsichtlich der Dicke des langen Rückenmuskels (M. longissimus dorsi) – dieser war am Ende der 28-tägigen Testperiode dünner als am Beginn.

Messbare Auswirkungen gab es auch bei den Blutproben: Die Zeit bis zum Erreichen der Höchstwerte (TTP = time to peak) an Insulin und Cortisol war länger bei jenen Pferden, die vom Boden aus gefüttert wurden. Die Blutzucker- und Insulin-Werte stiegen während des Testzeitraums leicht an, während die Cortisol- und Leptin-Konzentrationen abnahmen – insgesamt waren aber die Blutzucker- und Insulin-Werte innerhalb der normalen Bandbreite für erwachsene Pferde.

Im Vergleich zwischen den beiden Fütterungsmethoden zeigte sich, daß die langsame Heufütterung mittels eines engmaschigen Futternetzes zu einem insgesamt ausgewogeneren Stoffwechsel führt und die Ausschläge etwa hinsichtlich Blutzucker und Insulin nach den Mahlzeiten weniger extrem ausfallen als bei der Heufütterung vom Boden aus. Unterm Strich ist das Urteil der Wissenschaftler daher eindeutig positiv: „Die Verwendung von engmaschigen Heunetzen mit längeren Fütterungszeiten ist – in Kombination mit einer reduzierten Futtermenge – eine effektive Methode, um das Körpergewicht bei erwachsenen übergewichtigen Pferden zu senken und einen ausgewogeneren Stoffwechsel und Hormonhaushalt aufrechtzuerhalten."

Die Studie „The effect of a limit-fed diet and slow-feed hay nets on morphometric measurements and postprandial metabolite and hormone patterns in adult horses" von E. C. Glunk, M. R. Hathaway, A. M. Grev, E. D. Lamprecht, M. C. Maher und K. L. Martinson ist im August 2015 im „Journal of Animal Science" erschienen und kann in englischsprachiger Originalfassung hier nachgelesen werden.

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