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Petition fordert: Keine Pferde mehr auf Münchner Oktoberfest!
24.10.2016 / News

Pferde sind fixer Bestandteil des Münchner Oktoberfests – doch ist diese Tradition noch zeitgemäß und mit heutigen Tierschutz-Standards vereinbar?
Pferde sind fixer Bestandteil des Münchner Oktoberfests – doch ist diese Tradition noch zeitgemäß und mit heutigen Tierschutz-Standards vereinbar? / Foto: Wikipedia/Hullbr3ach

Eine Tierschützerin kritisiert den Einsatz von Pferden beim traditionsreichen Volksfest und hat eine Online-Petition gestartet, die bereits mehr als 35.000 Unterstützer hat.

 

Pferde gehören zum München Oktoberfest wie Bier & Brez'n – so oder so ähnlich werden wohl die meisten Besucher des größten Volksfests der Welt denken, das heuer bereits zum 183. Mal über die Bühne ging. Historisch gesehen kann man sogar noch weiter gehen: Tatsächlich geht das Oktoberfest auf ein Pferderennen zurück, das am 12. Oktober 1810 anlässlich der Hochzeit von Kronprinz Ludwig und Prinzessin Therese veranstaltet wurde und bei dem auch eine Ausstellung samt Schau organisiert wurde. Mit Pferden fing also alles an beim Oktoberfest.

Pferde waren seither fixer Bestandteil jedes Oktoberfests – und auch der Einzug der Wiesnwirte und Brauereien mit ihren imposanten, farbenprächtigen Gespannen ist seit Jahrzehnten ein unverzichtbarer Teil dieser Tradition. Doch nicht jeder ist davon gleichermaßen angetan – das beweist das beachtliche Echo, das die Online-Petition einer Münchner Tierschützerin hervorgerufen hat. Julia Maier startete die Petition mit dem Titel „Schluss mit Pferden & Pferdefuhrwerken auf dem Oktoberfest in München!" vor zwei Monaten und fordert darin: „Das Münchner Oktoberfest wird von Menschen besucht, die den lauten Trubel, die Geselligkeit und den Umtrunk bewusst suchen. Für die Münchner Brauereipferde gilt dies allerdings nicht. Im Gegenteil - zusätzlich werden Sie mit lauten, schrillen Glöckchen behangen, müssen stundenlang, bei jeder Wetterlage ausharren, damit die Besucher von Ihnen Fotos mitten auf dem Volksfest machen können. Brauereipferde werden hier im größten Tumult zur Ruhe gezwungen. Mittlerweile müssen sie sogar aus Metall gefertigte Maulkörbe tragen, damit die betrunkenen Teilnehmer Ihnen keine ungeeigneten Fressalien zuführen oder wie von einem Kutscher 2015 in der Süddeutschen Zeitung berichtet: "... Ein Betrunkener die Nüstern zuhält". Auch für die vermeintlich gelassenen Kaltblüter ist das Oktoberfest und der damit verbundene Umzug durch die Innenstadt purer Stress..."

An den Münchner Oberbürgermeister Reiter – an den sich die Petition richtet – richtet Julia Maier daher die dringliche Bitte: „Ich bitte Sie hiermit inständig, diese äußerst sensiblen Fluchttiere aus dieser unzeitgemäßen Tradition endlich zu entbinden und damit auch andere Verkehrsteilnehmer, Touristen und uns Bürger vor der Gefahr eines unkontrollierbaren Gespannes zu schützen. Alleine der schreckliche Unfall vom letzten Jahr, als ein betrunkener Wiesnbesucher von einem Gespann überrollt wurde, sollte genügend Anstoss sein zu handeln.                                   
Bayern bietet so vielfältige, wunderschöne Traditionen die ohne Tierleid auskommen. Zeigen Sie Empathie und dass unser Motto „Weltstadt mit Herz" auch für unsere Münchner Tiere gilt!"

Vor wenigen Wochen untermauerte Julia Maier ihre Kritik auch noch mit Fotos, die beim diesjährigen Oktoberfest entstanden sind und belegen sollen, in welch schlechtem Zustand die Hufe mancher Brauereipferde sind. Die Huforthopädin Konstanze Rasch – der die Fotos vorgelegt wurden – teilte diese Kritik und meinte u. a.: „Die Fotos zeigen Hufe, die in ihrer Schutz- und Tragefunktion sehr stark beeinträchtigt sind. Die Hornkapseln sind durch ihre ungünstige Hufbiomechanik verformt und sie sind in ihrem momentanen Zustand mit Sicherheit alles andere als „gemütlich" für die Pferde. Bei den abgebildeten Hufen scheint es wenig wahrscheinlich, dass den Pferden nach getaner Arbeit die Beschläge abgenommen werden (können). Das Hornmaterial der dokumentierten Hufe ist so schlecht, dass es kaum tragfähig ist." Und weiter heißt es: „Letztlich trägt die ungünstige Belastung durch die Arbeitsbeschläge und die damit im Zusammenhang stehende zerstörerische Hufbiomechanik direkt zur schlechten Hornsituation bei. Das Horn wird tagtäglich zermürbt und bietet letztlich keinen ausreichenden Schutz mehr für die Gliedmaße. Einen Ausweg bietet hier nur die grundlegende Sanierung der Hufsituationen..."

Der Kritik am Einsatz der Pferde beim Oktoberfest und am schlechten Hufzustand einiger Pferde schloss sich vor wenigen Tagen auch die Tierrechtsorganisation PETA an – und erstattete am 19. Oktober Anzeige gegen den Pferdebesitzer beim Kreisveterinäramt.

Der angegriffene Landwirt – Ludwig Käser – hat die Kritik mittlerweile scharf zurückgewiesen. Gegenüber dem Münchner ,Merkur' meinte er, daß nachweislich alle zwei Wochen ein hervorragender Schmied die Hufe seiner Pferde kontrolliere. Auch während der Wiesn prüfe das Veterinäramt drei Mal den Zustand der Tiere. Ungefähr alle sechs Wochen würden die Tiere am Hof  beschlagen – je nach Hufzustand. Der Landwirt abschließend: „Mir liegen meine Pferde am Herzen." Er sehe der Anzeige und ihrer Prüfung durch das Kreisveterinäramt daher gelassen entgegegen.

Die Petition hat mittlerweile zahlreiche Unterstützer – nämlich über 35.000 – gefunden, aber auch einigen Unmut hervorgerufen. Nicht jeder ist mit dem Ziel – einem gänzlichen Pferde-Verbot auf dem Münchner Oktoberfest – einverstanden. So schreibt etwa eine Userin auf dem PETA-Vegan-Blog: „Was wird aus den Brauereipferden, wenn man sie nicht mehr anspannen soll? Werden sie dann geschlachtet? Es wäre besser, die Hufe von Grund auf zu sanieren - soviel sollten einem die Tiere schon wert sein." Und eine andere Userin meinte: „Ich habe auf der Landwirtschaftsmesse gearbeitet, und habe auch jeden Tag diese tollen Pferde und ihre Halter kennengelernt. Den Pferden ging es zu jeder Zeit gut, auch mussten sie nicht den ganzen tag laufen. Die Tiere hatten regelmäßig pause, und wurden mehr als optimal versorgt, und gepflegt. Nicht alle Tiere in der Öffentlichkeit leiden, immer wenn ich diese großartigen Pferde gesehen habe waren sie nicht gestresst, oder haben einen negativen Eindruck erweckt, ganz im Gegenteil."

Das Thema polarisiert also sehr – und wird es wohl auch in Zukunft tun. Jedenfalls, solange diese Petition noch läuft...

Hier geht's zur Online-Petition auf www.change.org.

Kommentare

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1) balubalu: Wenn das schon so schlimm ist, wenn die Pferde da für 3 Wochen im Einsatz sind, dann müsste es wohl auch eine Petition gegen den Fiakerbetrieb in Wien geben deren Pferde jahrein, jahraus auf Asphalt und Kopfsteinplaster laufen müssen. Ist zwar sicher nicht serh Artgerecht das so zu machen, aber es gibt wesentlich schlimmere Dinge (im Sport und der Tradition) über die sich kaum jemand aufregt.
Montag, 24. Oktober 2016
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