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Unfall nach Feuerwerk: Pferd musste eingeschläfert werden
30.10.2016 / News

Ein Bild aus schöneren Tagen – die 27-jährige Nelly Shell mit ihrem geliebten Boy...
Ein Bild aus schöneren Tagen – die 27-jährige Nelly Shell mit ihrem geliebten Boy... / Foto: Facebook/Nelly Shell

In der englischen Grafschaft Northumberland geriet ein 12-jähriger Hengst durch ein Feuerwerk in Panik und verletzte sich an einem Zaun so schwer, daß er eingeschläfert werden musste.

 

Der dramatische Unfall geschah am letzten Wochenende (22./23. Oktober) in Banburgh in der englischen Grafschaft Northumberland: Der 12-jährige Hengst Boy war durch ein privates Feuerwerk, das in der Nacht auf Sonntag in einem Ferienhaus unmittelbar neben seiner Weide entzündet worden war, offenkundig in Panik geraten und durchgegangen. Auf der Flucht blieb er mit dem Hinterbein an einem Zaun hängen und zog sich dabei schwerste Verletzungen zu.

Die Besitzerin von Boy – die 27-jährige Nelly Shell – wurde Sonntag früh von einem Freund, mit dessen Pferd sich Boy die Koppel teilte, verständigt, nachdem dieser den verletzten Hengst entdeckt hatte. Sofort wurde ein Tierarzt gerufen, der die dramatischen Wunden versorgte – doch Nelly ohne Umschweife den Ernst der Lage klarmachte: Die Verletzungen waren seiner Meinung nach so gravierend, daß keinerlei Hoffnung auf Genesung bestand, es waren mehrere Sehnen und auch das Röhrbein schwer geschädigt.

Nelly war am Boden zerstört, doch sie wollte nichts unversucht lassen. Sie kontaktierte noch zwei weitere Tierärzte – die ihr aber beide dasselbe sagten: Es gäbe keine Aussicht auf Heilung – und sie solle Boy einschläfern, um ihm weitere unnötige Leiden zu ersparen. Schweren Herzens folgte Nelly schließlich diesem Rat. Auf ihrer Facebook-Seite postete sie am 27. Oktober: „Meine Welt ist heute zusammengebrochen – viel zu früh wurde mir mein geliebter Boy weggenommen. Er war mein Fels, das loyalste und liebevollste Pferd, das ich mir wünschen konnte." Und sie verband die Todesnachricht mit einem eindringlichen Appell: „Bitte bedenkt immer, welches Leid und welchen Kummer das Entzünden eines Feuerwerks in der Nähe von Tieren verursachen kann. Ruhe in Frieden, mein schöner Boy".

Doch Nelly entschloss sich, einen Schritt weiter zu gehen: Gemeinsam mit ihrer Freundin Jodene Anderson postete sie am 27. Oktober auf Facebook auch noch eine Serie drastischer Fotos, die Boy's schwere Verletzungen in ungeschönter Deutlichkeit zeigen (und die für Pferdefreunde – und wohl nicht nur für sie – schwer zu ertragen sind). Und die beiden schrieben dazu: „Heute mussten wir  unserem geliebten Boy auf Wiedersehen sagen – was absolut vermeidbar gewesen wäre, wenn nicht ein paar Menschen so verdammt dumm gewesen wären und auf dem Feld unmittelbar neben unseren Pferden ein Feuerwerk abgebrannt hätten! Könnt ihr bitte aufpassen, ob Tiere in der Nähe sind, wenn ihr ein Feuerwerk veranstaltet – denn es kann dabei das herauskommen. Dieses absolut gesunde und von vielen geliebte Tier musste eingeschläfert werden, weil es irreparable gesundheitliche Schäden erlitten hat. Danke, ihr Vollidioten!"

Das wütende Posting und die drastischen Bilder verbreiteten sich in Windeseile in ganz Großbritannien und zogen enorme Reaktionen nach sich: Wut und Bestürzung waren ebenso darunter wie Mitleid und Anteilnahme. Die Fotos wurden über 30.000 Mal geteilt, fast 10.000 Mal kommentiert und über 16.000 Mal geliked – und auch mehrere britische Medien griffen das Thema auf. Eine von Nelly Shell geteilte Online-Petition, die ein gänzliches Verbot von privaten Feuerwerken in Großbritannien fordert, kletterte binnen weniger Tage auf über 16.000 Unterschriften – und zwingt damit auch die britische Regierung zu einer Stellungnahme. Bei 100.000 Unterschriften müsste sie auch im Parlament behandelt werden – doch dafür ist noch bis April 2017 Zeit.

Doch selbst das Erreichen der 100.000-Unterstützer-Marke ist kein Garant für eine Änderung der gesetzlichen Situation – das muss seit einigen Monaten auch jene Gruppe couragierter Tierfreunde rund um Julie Doorne erkennen, die sich vor einem Jahr für eine Beschränkung von Feuerwerk auf wenige gesetzliche Feiertage stark gemacht hatte. Ihre Petition schaffte es – nicht zuletzt Dank des aufopfernden Einsatzes einer couragierten Facebook-Gruppe – auf über 100.000 Unterschriften und wurde damit auch im britischen Unterhaus behandelt, doch zu einer Änderung der Gesetze wollten sich die Parlamentarier nicht entschließen.

Seither kämpfen Julie Doorne und ihre Mitstreiter weiter wacker für ihr Anliegen – und haben auch eine neue Petiton an die britische Premierministerin Theresa May gestartet – doch viele haben sich durch den Misserfolg entmutigen lassen, das einstige Momentum ist verlorengegangen: Die Petition hält nach einem Monat bei vergleichsweise bescheidenen 16.000 Unterstützern. Und es ist leider nicht gelungen, die Emotionen und die Aufmerksamkeit, die der unnötige Tod von Boy in Großbritannien ausgelöst hat, für sich zu nutzen.

Jedes Jahr kommt es auch in Österreich und Deutschland immer wieder zu Unfällen mit Tieren, die von Knallkörpern oder Feuerwerk erschreckt werden und in Panik die Flucht ergreifen – oft genug mit drastischen Folgen. Wie man solchen Unfällen vorbeugen und seine Tiere vor Angst und Stress bestmöglich schützen kann, hat ProPferd-Autor Martin Haller in diesem Service-Beitrag „So schützen Sie Ihre Pferde vor der Silvester-Knallerei" zusammengestellt.

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