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Stadt gewährt Förderung: Auch Pferde können „Sportgeräte" sein
06.12.2016 / News

Die Beziehung zu einem Pferd ist viel tiefer und facettenreicher als zu einem Tennisschläger – selbst wenn verwaltungstechnisch beides „Sportgeräte" sind...
Die Beziehung zu einem Pferd ist viel tiefer und facettenreicher als zu einem Tennisschläger – selbst wenn verwaltungstechnisch beides „Sportgeräte" sind... / Symbolfoto: Simone Aumair

Ein kurioser Verwaltungsstreit in der Stadt Glückstadt wurde nun beendet: Ein Reitverein darf für den Ankauf eines Pferdes und eines Ponys als „Sportgeräte" einen Zuschuss aus dem Stadtbudget erhalten.

 

Ist ein Pferd ein Sportgerät? Jeder Pferdefreund würde das wohl brüsk von sich weisen – denn ein Pferd ist ein Lebewesen, ein mitfühlender und mitdenkender vierbeiniger Partner für was auch immer, aber niemals eine Sache oder ein „Gerät". Wie kann man eine solche Frage überhaupt ernsthaft diskutieren?

Nun – man kann, denn bei der fraglichen Diskussion ging es nicht um eine philosophische oder gar moralische Frage und auch nicht ansatzweise um die Einstellung zu einem Lebewesen, sondern ausschließlich um eine verwaltungstechnische Einstufung durch die Stadt Glückstadt in Schleswig-Holstein: Hat ein Reitverein, der einen entsprechenden Antrag gestellt hat, Anspruch auf eine Förderung seitens der Stadt, wie sie auch anderen Sportvereinen gewährt wird? Konkret ging es um den Ankauf eines Pferdes sowie eines Ponys für den Schul- bzw. Ausbildungsbetrieb eines Reitvereins – und für diese wollte sich der Verein einen Zuschuss in der Höhe eines Drittels der Anschaffungskosten sichern, wie dies auch bei anderen sportlichen Gerätschaften und Ausrüstungen möglich ist.

Das zuständige Verwaltungsreferat lehnte den Antrag jedoch ab – eben mit dem Hinweis, daß ein Pferd per Definition ein Lebewesen und kein Ausrüstungsgegenstand sei. Die letzte Entscheidung darüber lag jedoch beim Sozialausschuss, der – nach jahrelangen Diskussionen und Auseinandersetzungen – nun endlich ein Machtwort gesprochen hat: Wie die „Norddeutsche Rundschau" berichtet, wird der Reitverein den Zuschuss erhalten – dies wurde im Sozialausschuss mehrheitlich beschlossen. Auch Glückstadts Bürgermeisterin Manja Biel unterstützt diese Entscheidung: Da der Reitverein nun einmal mit Tieren arbeitet, käme es zu einer Ungleichbehandlung gegenüber anderen Sportvereinen, wenn kein Zuschuss möglich wäre.

Unterstützung erhielt der Reitverein auch vom Pferdesportverband Schleswig-Holstein, der ebenfalls das Argument der „Gleichbehandlung aller Sportvereine und Sportarten" ins Treffen führte und sich der Pferdesport nun mal nicht ohne Pferde ausführen lässt. Auch gelten Pferde vor dem Gesetz als Sache – insofern darf auch im Verwaltungsrecht der Begriff „Sportgerät" durchaus auch auf Pferde angewendet werden, so Verbands-Geschäftsführer Matthias Karstens. Der jedoch im gleichen Atemzug darauf hinwies, dass im Pferdesport selbst der Begriff „Sportgerät" nicht üblich sei und von vielen sogar sehr kritisch gesehen wird... Anders gesagt: Die Beziehung zu einem Pferd ist eben viel tiefer und facettenreicher als zu einem Tennisschläger – selbst wenn verwaltungstechnisch beides „Sportgeräte" sein mögen...

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