News 

Rubrik
Zur Übersichtzurück weiter

Studie bestätigt: Gute Chancen für Pferde nach Kolik-OP
13.01.2017 / News

Eine Kolik-OP zählt zu den schwersten und komplizierten Operationen in der Pferdemedizin – doch operierte Pferde haben durchaus gute Heilungschancen, so die aktuelle Studie.
Eine Kolik-OP zählt zu den schwersten und komplizierten Operationen in der Pferdemedizin – doch operierte Pferde haben durchaus gute Heilungschancen, so die aktuelle Studie. / Foto: Redwings Horse Sanctuary

Finnische Wissenschaftler konnten in einer Langzeit-Studie bestätigen, daß die meisten Pferde sich gut von einer Kolik-Operation erholen und sogar wieder erfolgreich im Turniersport eingesetzt werden können.

 

Eine Kolik-Operation zählt zu den schwersten und kompliziertesten Operationen in der Pferdemedizin – und ist für das Pferd ein tiefgreifender und belastender Eingriff, der auch zu nachfolgenden Komplikationen führen kann. Informationen über die Heilungschancen und die zukünftigen Einsatzmöglichkeiten nach einer Kolik-OP sind daher sowohl für die behandelnden Tierärzte, als auch für die Pferdebesitzer von großem Interesse – doch ausgerechnet zu diesen wichtigen Punkten gibt es nur wenig gesichertes Wissen und eine geringe Zahl wissenschaftliche Studien.

Diesen Informationsmangel wollten finnische Wissenschaftler nicht länger hinnehmen – und haben in einer aufwändigen Langzeit-Studie analysiert, was aus den Pferden geworden ist, die an der Veterinärmedizinischen Universität Helsinki zwischen 2006 und 2012 einer Kolik-Operation unterzogen wurden. Ziel der Untersuchung war es herauszufinden, wie erfolgreich diese Operationen generell verlaufen sind, ob es postoperative Komplikationen gab und wie die langfristigen Heilungschancen dieser Pferde sind bzw. waren.

Insgesamt konnten Daten von 236 kolik-operierten Pferden in die Untersuchung aufgenommen werden. Wie die Auswertungen zeigten, waren die Kolik-Operationen zum  überwiegenden Teil erfolgreich: 195 der 236 Pferde (das sind 82,6 %) erholten sich von der Narkose – und 146 davon konnten geheilt aus der Klinik entlassen werden (das sind 74,9 % von 195 Pferden). 41 Pferde – das sind 17,4 % – mussten während der Operation eingeschläfert werden, 49 Pferde (20,8 %) verstarben nach der OP in der Tierklinik.

Der Beobachtungs-Zeitraum der Studie umfasste insgesamt acht Jahre und 10 Monate – die dabei ermittelte durchschnittliche Lebenszeit der operierten Pferde betrug nach der OP 79,2 Monate, also rund sechseinhalb Jahre. Das Durchschnittsalter zum Zeitpunkt der Kolik-OP lag bei 8,9 Jahren, wobei sich das Alter der Pferde zwischen nur 4 Tagen und 22,2 Jahren bewegte. Die am häufigsten vertretene Rasse waren Warmblüter, die insgesamt 38,6 % aller in der Studie erfassten Pferde ausmachten.

Zu den überraschenden Ergebnissen zählte der hohe Anteil an Pferden, die es wieder zurück in den Turniersport schafften: Vier von fünf entlassenen Pferden (83,7 %) gelang ein erfolgreiches Comeback in ihrer vorherigen bzw. angestrebten Disziplin – und 78,5 % konnten in dieselbe oder eine höhere Leistungsklasse wie vor der OP zurückkehren. Das Alter des Pferdes, die Art der Kolik (Dickdarm- oder Dünndarmkolik) oder das Auftreten sonstiger postoperativer Kolik-Symptome hatten dabei keinen nachweislichen Einfluss auf die Wahrscheinlichkeit, wieder im Turniersport Anschluss zu finden.

Kolik-operierte Pferde hatten im Beobachtungszeitraum 0,18 Kolik-Episoden pro Pferde-Jahr, was bemerkenswert wenig ist. Es stellte sich jedoch das erste Jahr nach der Kolik-OP als besonders kritisch heraus – in diesem Jahr haben immerhin 20 % der Pferde eine neuerliche Kolik-Erkrankung. Dabei war die Art der Kolik bzw. der Ort ihres Auftretens von erheblichem Einfluss: Wie die Daten zeigten, war die Wahrscheinlichkeit einer postoperativen Kolik bei Pferden mit einer Dickdarmkolik 3,3 Mal so hoch als bei Pferden, die aufgrund einer Dünndarmkolik operiert worden waren.

Auch die meisten Pferdebesitzer (96,3 %) waren mit der tierärztlichen Versorgung ihrer Vierbeiner zufrieden, fast alle (98,5 %) bewerteten die Erholung nach der Kolik-Operation als zufriedenstellend oder besser.

Insgesamt kamen die Forscher zu einem positiven Resümee: „Wenn das Pferd nach einer Kolik-OP als geheilt aus der Klinik entlassen wird, dann sind die langfristigen Überlebenschancen und die Aussichten, seine sportliche Tätigkeit wieder auf dem früheren Leistungsniveau ausüben zu können, durchaus gut. Keiner der untersuchten Faktoren hat nachweislich die Wahrscheinlichkeit eines sportlichen Comebacks in der gleichen oder der gewünschten Disziplin nach einer Kolik-OP beeinträchtigt. Die Mehrzahl der Pferde konnte seine frühere Aktivität nach einer Kolik-OP wieder aufnehmen und mehrere Jahre lang zufriedenstellend ausüben."

Die Daten zeigten auch, daß die in der Studie erfassten Pferde eine 1,7 Mal höhere Wahrscheinlichkeit hatten, neuerlich an einer Kolik zu erkranken, als Pferde ohne Kolik-OP – auch das ist eine bemerkenswert niedrige Zahl: „Frühere Untersuchungen haben ergeben, daß kolik-operierte Pferde ein 2,8 bis 7,6 Mal höheres Risiko haben, neuerlich an einer Kolik zu erkranken, jeweils im Vergleich zu nicht-operierten Pferden."

Die Studie „Long-term follow-up on recovery, return to use and sporting activity: a retrospective study of 236 operated colic horses in Finland (2006–2012)" von Isa Anna Maria Immonen, Ninja Karikoski, Anna Mykkänen, Tytti Niemelä, Jouni Junnila und Riitta-Mari Tulamo ist am 5. Jänner 2017 in der Zeitschrift ,Acta Veterinaria Scandinavica" erschienen und kann in englischer Originalfassung hier nachgelesen werden.

Kommentare

Bevor Sie selbst Beiträge posten können, müssen Sie sich anmelden...
Zur Übersichtzurück weiter

 
 
ProPferd.at - Österreichs unabhängiges Pferde-Portal − Privatsphäre-Einstellungen