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Kampf gegen Horse-Soring: Ist der Durchbruch geschafft?
16.01.2017 / News

Grausame Praxis: Beim Horse-Soring werden den Pferden durch mechanische oder chemische Hilfsmittel bewusst Schmerzen zugefügt, um besonders spektakuläre Bewegungen zu erzwingen
Grausame Praxis: Beim Horse-Soring werden den Pferden durch mechanische oder chemische Hilfsmittel bewusst Schmerzen zugefügt, um besonders spektakuläre Bewegungen zu erzwingen / Foto: HSUS

Buchstäblich in den letzten Stunden der Obama-Administration hat das US-Landwirtschaftsministerium eine Verordnung erlassen, um das grausame Horse-Soring endgültig zu beenden.

 

Es ist gleichsam das Abschieds-Geschenk der Obama-Administration an Amerikas Pferdefreunde: Das US-Landwirtschaftsministerium hat am Freitag letzter Woche (13. Jänner 2017) eine Verordnung veröffentlicht, mit der die grausame Praxis des Horse-Sorings ein für allemal beendet werden soll. Beim Horse-Soring werden Pferden durch Misshandlungen sowie durch mechanische oder chemische Hilfsmittel bewusst Schmerzen zugefügt, um besonders spektakuläre Bewegungen zu erzwingen. Die Praxis des Horse-Soring existiert seit den 50er Jahren in den USA und wurde mit dem ,Horse Protection Act' im Jahr 1970 unter Strafe gestellt. Doch obwohl diese grausamen Methoden seit mehr als 40 Jahren illegal sind, werden sie nach wie vor von zahlreichen Tennessee Walking Horse-Trainern angewandt: Das Problem ist nicht das Gesetz, sondern seine mangelhafte Vollziehung und viel zu lasche Kontrollen, um seine Einhaltung sicherzustellen.

Genau an dieser Schwachstelle setzt die Verordnung (final rule = abschließende Verordnung) des US-Landwirtschaftsministeriums an: Zentraler Punkt der neuen Verordnung ist die Ernennung unabhängiger Inspektoren, welche künftig die Einhaltung der gesetzlichen Schutzbestimmungen gewährleisten sollen. Diese Inspektoren – sogenannte ,Horse Protection Inspectors' (HPIs) – werden vom Landwirtschaftsministerium lizenziert, ausgebildet und beaufsichtigt. Jeder Veranstalter eines Events der Gangpferdeszene – sei es eine Walking Horse-Show, ein Gangpferde-Turnier, eine Zuchtschau, eine Ausstellung, ein Verkaufstag oder eine Auktion – muss ab 1. Jänner 2018 verpflichtend einen derartigen Inspektor auf seiner Veranstaltung einsetzen und ihm die unabhängige Überprüfung der Pferde ermöglichen.

Der Veranstalter muss das Landwirtschaftsministerium zudem mit allen notwendigen Informationen bezüglich der teilnehmenden Pferde versorgen und muss den ,Horse Protection Inspectors' auch entsprechende Räumlichkeiten und Kapazitäten für dessen Kontrollen zur Verfügung stellen. Auch ein Hufschmied muss vor Ort sein, um den Inspektoren notfalls Hilfestellung zu geben.

Weiters hält die neue Verordnung explizit fest, daß künftig sämtliche Hilfsmittel und Ausrüstung, die bislang in der Walking Horse-Szene zur üblichen Praxis gehört haben, verboten sind: Dazu gehören insbesondere die berüchtigten ,pads' bzw. ,wedges' – also jene keilförmigen Gummiplatten bzw. -einlagen, die unter den vorderen Hufeisen befestigt werden, um die Pferde zu einer unnatürlich hohen, besonders spektakulären Beinaktion zu zwingen. Dieses Verbot tritt 30 Tage nach Veröffentlichung der Verordnung im ,Federal Register' (das Amtsblatt der US-Regierung) in Kraft. Ausnahmen darf es lediglich aus medizinisch-therapeutischen Gründen geben – wenn also ein Tierarzt solche Einlagen bzw. Spezialbeschläge zur Behandlung eines Pferdes verschreibt.

Hintergrund: Der Kampf gegen Horse-Soring
Der Kampf gegen das Horse-Soring wird seit vielen Jahren mit großer Vehemenz in der amerikanischen Öffentlichkeit geführt – und ist auch ein Schwerpunkt in der Arbeit der ,Humane Society of the United States' (HSUS), mit mehr als 10 Millionen Mitgliedern die größte und zweifellos auch mächtigste Tierschutzorganisation der Welt. Ihren Höhepunkt erreichte die Kampagne gegen das Horse-Soring im Jahr 2012, als das US-Landwirtschaftsministerium – mit Unterstützung von HSUS – mehrere Trainer und deren Helfer verhaften und auch eine Reihe von Verurteilungen erreichen konnte, u. a. gegen den berüchtigten Tennesse Walking Horse-Trainer Jackie McConnell.
Das Thema Horse-Soring ist seither nicht aus dem öffentlichen Focus verschwunden – HSUS startete noch im Jahr 2012 eine Gesetzesinitiative, um das geltende Pferdeschutz-Gesetz (Horse Protection Act) aus dem Jahr 1970 zu verschärfen und einen besseren Schutz der Gangpferde in den USA zu erreichen. Nach mehreren Anläufen und einigen Überarbeitungen konnte 2014 schließlich ein umfangreiches und detailliertes Gesetzeswerk erarbeitet und dem Kongress präsentiert werden – nämlich der sogenannte PAST Act (PAST = Prevent All Soring Tactics), H.R. 3268 und S. 1121. Dort sollte es in beiden Kammern – nämlich dem Repräsentantenhaus sowie dem Senat – beschlossen werden, was jedoch bis zum heutigen Tag scheiterte.

Die nun vom Landwirtschaftsministerium erlassene Verordnung ist gleichsam ein letzter Versuch, dem Pferdeschutz in der Walking Horse-Szene zum Durchbruch zu verhelfen und auch jene Ressourcen zur Verfügung zu stellen, um die Einhaltung der gesetzlichen Bestimmungen zu gewährleisten. Entsprechend erfreut reagierte auch HSUS-Präsident und Geschäftsführer Wayne Pacelle in seinem Blog – und sprach Präsident Barack Obama persönlich sowie Landwirtschaftsminister Tom Vilsack seinen Dank für diesen Schritt aus. Aber er warnte auch davor, das Problem als endgültig erledigt zu betrachten – denn die tatsächliche Vollziehung wird eine Aufgabe der kommenden Administration des gewählten Präsident Donald Trump sein, und von ihm sind diesbezüglich noch wenig konkrete Äußerungen zu hören gewesen. Wayne Pacelle: „ Der Kongress hat noch Arbeit zu tun – er muss die Verordnung vor weiteren Angriffen schützen, muss ihre Akzeptanz durch die Trump Administration gewährleisten und für eine angemesse Finanzierung durch das US-Landwirtschaftsministerium sorgen. Zudem müssen weitere Verordnungen und Erlässe die Bestimmungen noch präzisieren und auch strengere Strafen bei Übertretungen festgelegt werden. Wir erwarten, daß diese Regelungen – die auf dem Text der Verordnung aufbauen – demnächst vorliegen werden." Und abschließend meinte Pacelle – wohl auch als Warnung an die Trump-Administration: „Wir müssen wachsam sein – aber heute sollten wir feiern."

Dieses Video zeigt, wie grausam und perfid die Praktiken des Horse-Soring sind – nichts für schwache Nerven...

Kommentare

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1) Moonlight59: Leider kommen viele unglaublich brutale Verhaltensweisen und Methoden aus Amerika - einem Land, das für sich immer wieder hohe moralische Kompetenz in Anspruch nimmt. Gerade auf dem Gebiet des Pferdesports/der Haltung hat aber der Welt-Polizist Amerika noch jede Menge aufzuholen. Diese und ähnliche Dinge sind seit Jahrzehnten bekannt und angeprangert worden; desgleichen das Misshandeln der Mustangs; auch die grauenvollen Praktiken im Westernreiten; desgleichen die zweifelhaften Doping-Regeln usw. Wir sind erneut gefordert, Gottes eigenem Land genau auf die Finger zu schauen! Vor allem sollte sich das alte Europa endlich dazu aufschwingen, seine eigene Kultur gerade dort mutig zu vertreten, wo sie jener der Kolonien eindeutig überlegen ist. Wir können und dürfen auch mal Petitionen an Botschafter übergeben; wir sollten auch gelegentlich Aussagen von unseren Offiziellen zu obigen Themen veröffentlichen; wir können auch mal STOP sagen und einen irren Trend verweigern... fällt uns mit dem neuen Häuptling der USA eventuell sogar leichter. Keine Pauschalurteile - aber sowas gehört einfach abgestellt. FEI - vermutlich Kopf im Sand (nicht zuständig)?
Montag, 16. Januar 2017
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