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Pony im Kofferraum: Polizei Brandenburg in Erklärungsnot
20.01.2017 / News

Mit diesem Bild brachte die Polizei Brandenburg einen großen Teil ihrer Facebook-Community gegen sich auf...
Mit diesem Bild brachte die Polizei Brandenburg einen großen Teil ihrer Facebook-Community gegen sich auf... / Foto: Polizei Brandenburg

Die Polizei Brandenburg hatte nichts gegen den Transport eines Shetlandponys im Kofferraum eines PKW einzuwenden – und muss sich nun gegen heftige Vorwürfe zur Wehr setzen.

 

Man mag über die Polizei Brandenburg denken, wie man will – in jedem Fall hat sie eine geniale PR-Abteilung. Im Dezember landete man mit einem Advent-Kalender, bei dem ungewöhnliche Fälle der letzten Jahre präsentiert wurden, einen echten Online-Hit: So wurde etwa das Radarfoto einer Reiterin gepostet, die mit 43 km/h auf ihrem Pferd geblitzt wurde – und ein Bild von einem Pferd, das sein Besitzer in einer Bankfiliale abgestellt hatte, während er sich ein Schläfchen gönnte.

Während beim kuriosen Online-Adventkalender die Fangemeinde noch johlte und applaudierte, reizte die Polizei Brandenburg die Grenzen der Akzeptanz mit dem jüngsten Eintrag auf ihrer Facebook-Seite doch ziemlich aus. Unter dem Titel „Ein ungewöhnlicher Fahrzeuginsasse" veröffentlichte man am Donnerstag (18. Jänner) ein Pony, das im Kofferraum eines Opel Corsa (!) zeigte – und postete dazu diesen Text:
„Unsere Kollegen der Polizeiinspektion Dahme-Spreewald schauten nicht schlecht, als sie in der letzten Woche bei der Kontrolle eines Pkw Opel in Lieberose im Kofferraum des Corsa ein kleines Shetlandpony entdeckten. Die Insassen, ein Ehepaar aus dem Spreewald, hatten das Tier für die eigenen Kinder gekauft. Wir wünschen dem neuen Familienmitglied alles Gute und eine schnelle Eingewöhnung im neuen zu Hause.
#PolizeiBrandenburg"

Von einer Bestrafung oder auch nur Verwarnung des Ehepaars war nichts zu lesen – die Kollegen der Polizieiinspektion Dahme-Spreewald hatten an dem ungewöhnlichen Pony-Transport nichts auszusetzen.

Das ging sogar den Fans der Polizei Brandenburg zu weit: Es erhob sich binnen Minuten ein wahrer Shitstorm gegen das Posting und vor allem gegen das Vorgehen der Beamten: Ein derartiger Transport sei nie und nimmer gesetzeskonform, wäre für das Pony schlicht unzumutbar und zu gefährlich. Ein User drohte sogar mit Anzeige: „Liebe Polizei Brandenburg, ich stelle hiermit Strafanzeige gegen die kontrollierenden Beamten wegen Strafvereitelung im Amt. Nach dem Verwaltungsgesetz wären sie dazu verpflichtet gewesen, einen Amtstierarzt das Transportfahrzeug inspizieren zu lassen, da erhebliche Zweifel an der Transportsicherheit auch für die Beamten bestanden haben dürften, denn sonst wäre keine Kontrolle erfolgt. Auch für die Transportsicherheit von Tieren gibt es Vorschriften." Ein anderer stieß ins gleiche Horn: „Da kann man erzählen was man will, das ist nicht ordnungsgemäß gesichert! Und die Polizei findet es noch witzig und macht einen Schnappschuss für Facebook, ohne Worte!"

Zwar gab es auch Fans, die für das Vorgehen der Polizei Verständnis oder sogar lobende Worte fanden („Situationsangemessen und sehr empathisch reagiert, Danke. PS Geniales Bild!") – doch die Kritiker waren eindeutig in der Überzahl und machten soviel Wirbel, daß die Polizei Brandenburg den Online-Sturm nicht länger aussitzen konnte und gestern (19. Jänner) eine weitere Erklärung veröffentlichte, um ihr Vorgehen zu rechtfertigen. Darin hieß es: „Grundsätzlich gehören Pferde für einen Transport in einen dafür vorgesehenen Pferdeanhänger. Der Transport dieses „Pferdchens“ im Kofferraum eines Kleinwagens ist zwar ungewöhnlich, war aber nicht zu beanstanden. Das Shetlandpony ist rein juristisch betrachtet eine „Sache“ und muss wie in § 22 StVO (Ladung) beschrieben befördert werden. Auch wenn es unkonventionell erscheint, liegt nach derzeitiger Beurteilung in diesem Fall weder eine Straftat noch eine Ordnungswidrigkeit vor. Nach Einschätzung unserer Kollegen vor Ort war das Tier ausreichend gesichert. Die Regelungen zu Tiertransporten greifen nur in Verbindung mit einer wirtschaftlichen Tätigkeit. Diese wirtschaftliche Tätigkeit lag bei dem Ehepaar nicht vor. Wir bitten zu beachten, dass immer der Einzelfall zu betrachten ist. Fachhändler können Sie darüber beraten, welche Sicherungsmöglichkeit für Ihr Tier die beste ist."

In weiteren Kommentaren bzw. in Antworten auf solche wurde noch hinzugefügt, daß das Pony vom Ehepaar gut versorgt worden war, daß regelmäßige Pausen bei der Fahrt eingelegt wurden und die Beamten auch die Verwahrung als sicher erachtet hatten.

Seit dieser Ergänzung hat sich die Stimmung zumindest ein wenig beruhigt. Das Feedback auf das ungewöhnliche Polizei-Posting kann sich sehen lassen: Der Beitrag erhielt bis dato fast 6.000 Likes, wurde über 3.200 Mal geteilt und über 3.900 Mal kommentiert. Soviel Echo hat wohl selten eine Polizeimeldung gefunden...

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