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Studie: Frühe Fohlen haben's schwerer
01.05.2017 / News

Früh im Jahr geborene Fohlen haben ein geringeres Stockmaß und kürzere Beine – und dieses Größen-Handicap setzt sich zumindest bis zur 12. Lebenswoche fort, so die aktuelle Studie von Forschern der Vetmeduni Wien.
Früh im Jahr geborene Fohlen haben ein geringeres Stockmaß und kürzere Beine – und dieses Größen-Handicap setzt sich zumindest bis zur 12. Lebenswoche fort, so die aktuelle Studie von Forschern der Vetmeduni Wien. / Foto: Simone Aumair

Wissenschaftler der Vetmeduni Wien konnten nachweisen, dass  Fohlen, die sehr früh im Jahr zur Welt kommen, gegenüber ihren später geborenen Artgenossen manche Nachteile haben.

 

Jedes Kind kennt das Sprichwort: „Der frühe Vogel fängt den Wurm!" – was zum Ausdruck bringen soll, dass derjenige, der früher dran ist, auch mehr vom Kuchen abbekommen und damit auch mehr vom Leben haben wird. So sehr dieser Spruch auch einleuchtet – bei Fohlen könnte es sich genau umgekehrt verhalten, wenn man den Ergebnissen einer aktuellen Studie der Veterinärmedizinischen Universität Wien glaubt. Darin konnten die beteiligten Wissenschaftler nämlich nachweisen, dass Fohlen, die sehr früh im Jahr geboren werden, gegenüber ihren Artgenossen, die später zur Welt kommen, einige nicht unbeträchtliche Nachteile haben, die sich auch messen und daher quantiativ exakt belegen lassen.

Die Forscher haben insgesamt 27 Warmblutfohlen, die im Brandenburgischen Haupt- und Landgestüt Neustadt a. d. Dosse zur Welt gekommen sind, einer eingehenden Analyse unterzogen. Sie unterteilten die 27 Fohlen – je nach ihrem Geburtsdatum – in drei Gruppen: Die Gruppe 1 (insgesamt 10 Fohlen) war zwischen dem 40. und dem 65. Tag des Jahres geboren, also grob gesagt zwischen Mitte Februar und Anfang März. Die Gruppe 2 bestand aus 8 Fohlen mit einem Geburtsdatum zwischen dem 67. und dem 92 Tag (also von Anfang bis Ende März) – und Gruppe 3 umfasste 9 Fohlen, die zwischen dem 94. und dem 121. Tag des Jahres geboren wurden (also von Anfang bis Ende April).

Die Wissenschaftler führten bei sämtlichen Fohlen penible Untersuchungen durch und haben innerhalb der ersten fünf Lebenstage das exakte Geburtsgewicht und das Stockmaß gemessen. Diverse Gewichts- und Größen-Messungen – darunter auch Brustumfang, die Abstände von Fesselkopf zu Karpalgelenk sowie von Karpalgelenk zu Ellbogen, die Stirnlänge und die gesamte Oberlinienlänge wurden am 5. Tag nach der Geburt gemessen, und danach danach wöchentlich wiederholt, bis zur 12. Lebenswoche.

Die Ergebnisse der Messungen waren bemerkenswert: Das Stockmaß der Gruppe 1-Fohlen war durchwegs geringer als in den Gruppen 2 und 3, während das Fohlengewicht unter den Gruppen interessanterweise nicht differierte. Die Abstände Fesselkopf-Karpalgelenk, Karpalgelenk-Ellbogen und Stirnlänge waren in Gruppe 1 ebenfalls kleiner als in den Gruppen 2 und 3. Weder die Tragezeit noch das Geschlechterverhältnis der Fohlen differierte unter den Gruppen.

Diese Ergebnisse legen den Schluss nahe, dass die Fötusgröße verringert wird, wenn die letzte Wachstumsphase des ungeborenen Fohlens mit den Wintermonaten zusammenfällt – und das wirkt sich auch auf das neonatale Wachstum in den ersten drei Lebensmonaten aus: Ein geringeres Stockmaß bei Fohlen, die früh im Jahr zur Welt kommen, beschränkt sich nicht auf die ersten Lebenstage, sondern setzt sich zumindest bis zur 12. Lebenswoche fort, wobei die Größenunterschiede im wesentlichen auf die kürzeren Gliedmaßen der früher geborenen Fohlen und nicht auf Gewichtsunterschiede zurückzuführen sind, so die Wissenschaftler.

Die Forscher führen dieses ,Handicap' von Fohlen, die in der nördlichen Hemisphäre sehr früh im Jahr geboren werden, auf jahreszeitliche Veränderungen im mütterlichen Stoffwechsel zurück, der in den Wintermonaten reduziert wird – also exakt in jener Phase, in welcher der Fötus besonders schnell wächst. Derartige Beeinträchtigungen in der Nährstoffversorgung während einer kritischen Trächtigkeitsphase können die beobachtbaren genetischen Grundeigenschaften des Nachwuchses verändern und bei erwachsenen Tieren zu Anomalien führen. Bei Fohlen kann dies möglicherweise den eigenen Stoffwechsel und die Leistungsfähigkeit im späteren Leben negativ beeinflussen.

Angesichts dieser Ergebnisse müsse die in der nördlichen Hemisphäre immer beliebter werdende Praxis vieler Züchter, mittels Licht-Programmen und Hormon-Behandlungen den Geburtstermin ihrer Fohlen immer weiter nach vor zu verlegen, hinterfragt werden, so die Wissenschaftler.

Das Forscher-Team der Vetmeduni Wien bestand aus Jörg Aurich, Elisabeth Beythien, Christine Aurich und Manuela Wulf.

Die Untersuchung ,Effects of season on placental, foetal and neonatal development in horses" von Jörg Aurich, Elisabeth Beythien, Christine Aurich und Manuela Wulf ist am 27. April 2017 in der Zeitschrift ,Theriogenology' erschienen und kann in englischer Kurzfassung hier nachgelesen werden.

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