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Lavendelduft reduziert Stress bei Pferden
04.05.2017 / News

Lavendelduft kann die Stressbelastung bei Pferden deutlich absenken und beruhigend wirken, das haben div. Tests und Untersuchungen ergeben.
Lavendelduft kann die Stressbelastung bei Pferden deutlich absenken und beruhigend wirken, das haben div. Tests und Untersuchungen ergeben. / Foto: Archiv

Aromatherapie ist auch bei Pferden sinnvoll einsetzbar: Das Einatmen von Lavendel konnte in einem Versuch die Stressbelastung von Pferden während eines Transports im Anhänger deutlich reduzieren.

 

Unter Aromatherapie versteht man den therapeutischen Gebrauch von aromatischen ätherischen Ölen, gewonnen etwa von Pflanzen wie Pfefferminze oder Lavendel, zur Heilung bzw. Behandlung verschiedenster Krankheitsbilder und Symptome – von Verdauungsproblemen bis zu Stress. Die wohltuende und heilende Wirkung ätherischer Öle ist in der Humanmedizin schon seit Jahrhunderten bekannt – und in den letzten Jahren auch zusehends in der Tiermedizin in Mode gekommen. Doch gerade bei Pferden oder anderen Nutzttieren ist die Wirkung der Aromatherapie wissenschaftlich kaum untersucht – und nicht zuletzt aus diesem Grund hat eine Kylie Heitman, eine Studentin des Albion College in Michigan, einfach die Probe aufs Exempel gemacht und einen überaus interessanten Versuch gemacht, den sie vor wenigen Tagen im Rahmen einer Konferenz der American Physiological Society in Chicago präsentierte.

Heitman hat dabei die Auswirkung von Lavendel-Inhalationen bei insgesamt acht Pferden während eines Transport mit dem Anhänger beobachtet. Lavendel ist ein traditionelles, vielfältig verwendbares ätherisches Öl, das Angstzustände und Stress beim Menschen reduzieren kann und auch auf Tiere eine beruhigende Wirkung haben soll. Die Pferde wurden jeweils einzeln im Hänger transportiert, wobei jeder Transport exakt 15 Minuten dauerte. In einer ersten Versuchsreihe wurden die Pferde einer mit Lavendelöl versetzten Diffusions-Lösung ausgesetzt, die sie während der Fahrt einatmeten – in einer zweiten Versuchsreihe (Kontrollgruppe) bestand die Diffusion nur aus destilliertem Wasser.

Heitman kontrollierte vor und nach jeder Fahrt sowohl die Herzschlagrate als auch den Cortisol-Spiegel im Blut, um die Stressbelastung festzustellen. Tatsächlich zeigte sich, dass die Cortisol-Werte jener Pferde, die der Lavendel-Lösung ausgesetzt waren, deutlich niedriger als jene der Kontrollgruppe waren. Auch die Herzschlagraten nach dem Transport waren geringfügig niedriger, wenn sie Lavendel inhaliert hatten. Die Resultate sind, so Kylie Heitman,  vielversprechend und sollten weitere Untersuchungen anregen, die sich mit Lavendel als sinnvollem Mittel zur Stressreduktion bei Pferden befassen.

Die Ergebnisse des Versuchs entsprechen weitgehend jenen einer Studie, die bereits im Jahr 2012 an der Louisiana McNeese State University von Prof. Dr. Clarence E. Ferguson durchgeführt worden war und in der die Wirkungen von Lavendel-Aromatherapie bei akut gestressten Pferden („The Effect of Lavender Aromatherapy on Acute Stressed Horses") untersucht wurden.

Die Studie untersuchte konkret die Möglichkeiten der Lavendel-Aromatherapie, die Herzschlagrate und Atemfrequenz nach einem herbeigeführten akuten Stress – in diesem Fall ausgelöst durch ein lautes Signalhorn – bei Pferden zu senken und somit die Erholung zu verstärken bzw. zu beschleunigen.

Insgesamt sieben Quarter Horses vom McNeese Rodeo-Programm nahmen an der Untersuchung teil, wobei die Pferde nach dem Zufallsprinzip in zwei Gruppen (Untersuchungsgruppe und Kontrollgruppe) eingeteilt wurden. Zuerst wurden bei sämtlichen Pferden die Ruhewerte für Herz- und Atemfrequenz ermittelt und aufgezeichnet, während sie völlig entspannt im Stall standen. Danach wurden die Pferde beider Gruppen einer akuten Stress-Situation ausgesetzt, indem ein lautes Signalhorn betätigt wurde. Die Pferde durften sich kurz (60 Sekunden) erholen, ehe die Herzrate und Atemfrequenz nach der Stress-Situation gemessen wurde.

Anschließend wurde die Untersuchungsgruppe mit Aromatherapie – einer Mischung aus feuchter Luft und ätherischem Lavendelöl (Lavandula angustifolia) – behandelt, während die Kontrollgruppe nur feuchter Luft ausgesetzt war. Nach der Behandlung – die jeweils 15 Minuten dauerte – wurden erneut die Herschlag- und Atemraten gemessen. Schließlich wurden beide Gruppen getauscht und die gesamte Versuchsanordnung – innerhalb einer zweiwöchigen Periode – nochmals wiederholt.

Alle erhobenen Daten – also Herzrate und Atemfrequenz in Ruhe, Stress und Erholung – wurden am Ende ausgewertet, das Ergebnis war eindeutig: „Es gab generell keine statistischen Unterschiede zwischen den Pferden mit Kontrollbehandlung und Aromatherapie in den meisten Statistiken – außer einer: Es gab eine deutliche Senkung der Herzschlagrate zwischen Stress- und Erholungsphase bei den mit Lavendel behandelten Pferden im Vergleich zur anderen Gruppe", so Dr. Ferguson. „Das zeigt, dass eine 15-Minuten Aromatherapie mit ätherischen Lavendelölen die Herzschlagrate bei gestressten Pferden eindeutig reduzieren konnte."

Ferguson meinte abschließend, dass die Lavendel-Aromatherapie Pferdebesitzern als eine praktikable, kurzfristig einsetzbare Lösung dienen könnte, um etwa die Nervosität bei einer tierärztlichen Untersuchung, einem Transport oder nach dem Einsatz bei einem Wettbewerb zu reduzieren.

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