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Pferd nach Hitzeschlag gerettet – Experten warnen vor Gefahren an heißen Tagen
31.05.2017 / News

Das erschöpfte Pferd musste ins Freie gebracht werden, wo man es langsam mit kühlem Wasser abspritzte.
Das erschöpfte Pferd musste ins Freie gebracht werden, wo man es langsam mit kühlem Wasser abspritzte. / Foto: Freiwillige Feuerwehr Zweikirchen
Die Maßnahmen zeigten rasch Erfolg – schon nach kurzer Zeit hatte sich das Pferd soweit erholt, dass es von allein aufstehen konnte.
Die Maßnahmen zeigten rasch Erfolg – schon nach kurzer Zeit hatte sich das Pferd soweit erholt, dass es von allein aufstehen konnte. / Foto: Freiwillige Feuerwehr Zweikirchen

Im Kärntner Zweikirchen ist ein Pferd, das einen Hitzeschlag erlitten hatte, von der Feuerwehr gerettet worden. Experten warnen angesichts der hohen Temperaturen, Pferde stets ausreichend mit Wasser zu versorgen und ihnen Abkühlung zu ermöglichen.

 

Es waren dramatische Szenen, die sich am 29. Mai 2017 auf einem Pferdehof im Kärntner Zweikirchen abspielten: Ein Pferd war im Stall zusammengebrochen und konnte aus eigener Kraft nicht mehr aufstehen – es hatte aufgrund der hohen Temperaturen vermutlich einen Hitzeschlag erlitten. Nach Eintreffen der Freiwilligen Feuerwehr Zweikirchen und Beiziehung eines Tierarztes wurde es von den Helfern in Freie verbracht und dort langsam mit Wasser gekühlt. Die Maßnahmen zeigten Erfolg – nach kurzer Zeit hatte sich das erschöpfte Tier wieder soweit erholt, dass es von selbst aufstehen konnte.

Experte warnt vor Hitze-Gefahren für Pferde

Vorfälle wie dieser machen deutlich, wie rasch Pferde überhitzen können – und wie wichtig Abkühlung, Schonung und ausreichende Tränke-Möglichkeiten an heißen Tagen für Pferde sind. Pferde kommen mit Hitze nämlich erheblich schlechter zurecht als wir Menschen – und die Auswirkungen können gravierend sein, wie einer der führenden Experten auf diesem Gebiet, Prof. Michael Lindinger von der Universität von Guelph in Kanada, bereits im Jahr 2010 in einem vielbeachteten Artikel deutlich gemacht hat. Prof. Lindinger leitete u. a. ein Forscherteam, das die Auswirkungen hoher Temperaturen und hoher Luftfeuchtigkeit auf die Pferde des kanadischen Reiter-Teams bei den Olympischen Spielen in Atlanta untersucht hat – und das zu besorgniserregenden Ergebnissen gekommen ist: Pferde sind für hitzebedingte Belastungen wesentlich anfälliger als Menschen – und haben schlechtere Voraussetzungen, mit hohen Temperaturen fertig zu werden als wir.

Pferde überhitzen bis zu zehn Mal schneller als Menschen

Pferde sind wesentlich größer und haben einen höheren prozentuellen Anteil an aktivem Muskelgewebe – und wenn Muskeln eingesetzt werden, produzieren sie erhebliche Wärme. Nur 17 Minuten Arbeit mittlerer Intensität bei heißer, feuchter Witterung reichen aus, um die Körpertemperatur eines Pferdes auf ein gefährliches Niveau zu steigern – das ist drei bis zehn Mal schneller als bei Menschen. Pferde vertragen Hitze also viel schlechter als Menschen, so Prof. Lindinger.

Wenn die Körpertemperatur eines Pferdes von 37 oder 38 Grad auf 41 Grad ansteigt, erreicht die Temperatur in der aktiven Muskulatur nahezu 43 Grad – und das ist ein Niveau, bei dem die Muskel-Proteine zu ,kochen' beginnen und sich zersetzen. Pferde, die schwerem Hitze-Stress ausgesetzt sind, können von Blutdruckabfall, Koliken oder Nierenversagen betroffen sein.

Verlust wertvoller Salze durch Schweiß

Verschärfend kommt hinzu, daß Pferde zwar viel Schweiß produzieren und dadurch erhebliche Flüssigkeitsmengen verlieren – schon bei kühler, trockener Witterung 15 bis 20 Liter pro Stunde, bei heißer, feuchter Witterung sind es 30 Liter und mehr – sie können aber nur 25 bis 30 Prozent des Schweisses über Verdampfung zur Abkühlung ihres Körpers nutzen. Beim Menschen sind es 50 % – der Kühleffekt über die Verdampfung funktioniert bei uns also doppelt so gut. Zudem verlieren Pferde erheblich mehr Salze beim Schwitzen – deren Konzentration im Pferdeschweiß ist vier Mal so hoch wie beim Menschen. Dies muss durch die Verabreichung geeigneter Elektrolytlösungen ausgeglichen werden.

Ein überhitztes Pferd richtig abkühlen

Ist ein Pferd überhitzt, sollte man es an einen Ort bringen, der schattig ist bzw. wo eine leichte Brise weht – das hilft bei der Abkühlung. Man sollte auf ein schwitzendes Pferd niemals eine Decke oder ähnliches legen, das würde alles nur noch schlimmer machen. Der beste Weg, um ein überhitztes Pferd rasch abzukühlen, ist es, den Körper des Pferdes immer wieder mit kühlem Wasser abzuspülen und das überschüssige Wasser mit einem Schweißmesser abzustreifen. Prof. Lindinger: „Auf diese Weise kann man ein Pferd innerhalb von zehn Minuten um zwei Grad abkühlen: das Pferd mit Wasser bespülen, dann das Wasser abziehen, dann noch einmal abspülen – und das immer wiederholen. Das Abziehen ist wichtig, weil ansonsten das Wasser im Fell des Pferdes bleiben und sich sehr schnell aufheizen würde. Durch das Abziehen und das erneute Abspülen mit frischem, kühlem Wasser hält man den Abkühlungs-Prozess in Gang."

Hitze-Stress möglichst vermeiden

Experten raten dringend dazu, Pferde an heißen Tagen von jeglichem Hitze-Stress und übermäßiger Belastung fernzuhalten. Jeder verantwortungsvolle Pferdebesitzer sollte sein Pferd bei großer Hitze weder reiten noch es ungeschützt starker Sonnenbestrahlung aussetzen. An den sogenannten Hundstagen sollten Pferde tagsüber besser im Stall bleiben, wobei auf ausreichende Durchlüftung und Kühlung zu achten ist – und sie sollten erst am Abend und die Nacht über auf die kühle Koppel kommen. Frisches, einwandfreies Wasser sollte Pferden zu allen Zeiten in ausreichender Menge zur Verfügung stehen – und während der heißen Jahreszeit ist der erhöhte Wasserbedarf unbedingt zu berücksichtigen, um Zwischenfälle wie jenen in Zweikirchen möglichst von vornherein zu vermeiden.

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