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Rom will Fiaker durch Elektrofahrzeuge ersetzen – für Wien kein Thema
04.07.2017 / News

Roms Bürgermeisterin Virginia Raggi will die traditionsreichen Pferdekutschen durch Elektrofahrzeuge ersetzen.
Roms Bürgermeisterin Virginia Raggi will die traditionsreichen Pferdekutschen durch Elektrofahrzeuge ersetzen. / Foto: Fotolia/Sergiogen

Der Plan von Roms Bürgermeisterin Virginia Raggi, die traditionsreichen Pferdekutschen durch Elektrofahrzeuge zu ersetzen, sorgt für geteilte Reaktionen: Die Kutscher sind entsetzt – die Tierschützer jubeln.

 

Viel ist der jungen Bürgermeisterin von Rom, der Anwältin Virginia Raggi von der Fünf-Sterne-Bewegung des Kabarettisten Beppe Grillo, in ihrer einjährigen Amtszeit noch nicht gelungen – Schlagzeilen machte sie weniger durch erfolgreiche politische Projekte, sondern mit Korruptionskandalen und personellen Querelen. Auch die jüngsten Pläne der 38-jährigen Politikerin sorgen für mediale Aufmerksamkeit – doch ausnahmsweise sind die Reaktionen und Kommentare nicht nur negativ: Mancherorts erntet sie Zustimmung und sogar Jubel.

Virginia Raggi hat angekündigt, die Pferdekutschen der ewigen Stadt – von den Ortsansässigen liebevoll ,botticelle' (,kleine Fässer') genannt – im Laufe des Sommers weitgehend abzuschaffen bzw. ihren Betrieb einzuschränken. Nach Raggis Plänen sollen die insgesamt 41 Pferdekutschen vorerst nur noch in den öffentlichen Parks der Stadt verkehren dürfen und durch eigens entwickelte Elektrofahrzeuge ersetzt werden sollen. Zur Entschädigung sollen die Fahrer Taxilizenzen bekommen.

Italienischen Tierschützern sind die Kutschen längst ein Dorn im Auge – sie kämpfen seit vielen Jahren für ein Verbot der Pferdefuhrwerke und konnten erreichen, dass die Arbeitsbedingungen der Pferde in den letzten Jahren deutlich verbessert werden konnten: So dürfen die Pferde bei Temperaturen über 33 Grad nicht eingesetzt werden, zudem gelten strenge Ruhezeiten. Kein Wunder also, dass in Tierschutz-Kreisen Raggis Pläne begrüßt und mit Begeisterung aufgenommen wurden.

Ganz anders sehen es naturgemäß die römischen Kutscher: Sie reagierten mit Entsetzen und kündigten an, die Pläne vor Gericht bekämpfen zu wollen: Es sei völlig unverständlich, warum die Fiaker in Rom nicht fahren dürfen, jedoch in anderen italienischen und europäischen Städten weiter erlaubt seien, so Angelo Sed, der Vorsitzende der römischen Kutschervereinigung.

Die geplante Abschaffung der Pferdekutschen hat allerdings noch einige Hürden zu überwinden: Das Verbot muss zunächst noch von der Stadtversammlung bewilligt werden müssen – vor allem aber ist nach wie vor unklar, wie schnell die für den Stadteinsatz entwickelten Elektrofahrzeuge zur Verfügung stehen können: Bislang existiert nur ein Prototyp aus dem Jahr 2012 – und der Vorsitzende des römischen Umweltausschusses, Daniele Diaco, musste zugeben, dass Kosten und Zeitplan für die Produktion derzeit noch nicht feststehen. Es wird also noch ein wenig dauern, bis die letzte Stunde für die ,botticelle' geschlagen hat – in der ,ewigen Stadt' dauert vieles erfahrungsgemäß etwas länger, und darauf hoffen wohl auch die Pferdekutscher ...

Für Wien ist ein Verbot der traditionsreichen Fiaker derzeit übrigens kein Thema: Auf entsprechende Nachfrage durch die Tageszeitung ,Heute' meinte Tierschutz-Stadträtin Ulli Sima von der SPÖ: „Die Stadt Wien hat das Fiaker-Gesetz letztes Jahr enorm verschärft, zum Schutz der Tiere. Wir haben die Arbeitszeiten reduziert und an Hitzetagen – ab 35 Grad – gibt es frei. Das Paket wurde mit Tierschützern und Pferdeexperten ausgearbeitet." Auch Vizebürgermeisterin Maria Vassilakou sieht aktuell keinen Handlungsbedarf: „Die Regelungen für Fiaker wurden erst kürzlich verschärft. Derzeit gibt es keine weiteren Überlegungen. Aber es wird laufend beobachtet."

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