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Pferd mit deformierter Nase erfolgreich operiert
09.07.2017 / News

Barbaras Oberkiefer war stark verbogen und war mit dem Unterkiefer nicht verbunden – normales Fressen war für sie unmöglich.
Barbaras Oberkiefer war stark verbogen und war mit dem Unterkiefer nicht verbunden – normales Fressen war für sie unmöglich. / Foto: UTCVM
Der Eingriff an der Veterinärmedizinischen Klinik der Universität von Tennessee war Barbaras einzige Chance auf ein normales Pferdeleben.
Der Eingriff an der Veterinärmedizinischen Klinik der Universität von Tennessee war Barbaras einzige Chance auf ein normales Pferdeleben. / Foto: UTCVM
Dr. James Schumacher – in der Mitte des Bildes mit blauer Kopfbedeckung – zählt zu den erfahrensten Spezialisten für den komplizierten Eingriff.
Dr. James Schumacher – in der Mitte des Bildes mit blauer Kopfbedeckung – zählt zu den erfahrensten Spezialisten für den komplizierten Eingriff. / Foto: UTCVM
Die Operation verlief ohne Komplikationen, an Barbaras Hals musste vorübergehend ein künstlicher Luftröhrenzugang gelegt werden, um die Beatmung sicherzustellen.
Die Operation verlief ohne Komplikationen, an Barbaras Hals musste vorübergehend ein künstlicher Luftröhrenzugang gelegt werden, um die Beatmung sicherzustellen. / Foto: UTCVM
Welch ein Fortschritt: Barbara vor und nach der Operation.
Welch ein Fortschritt: Barbara vor und nach der Operation. / Foto: UTCVM

Nur eine aufwendige Operation konnte das Leben von Araberfohlen Barbara, das mit einer schiefen Nase zur Welt gekommen war, dauerhaft retten – Dank Crowdfunding konnte der komplizierte Eingriff nun durchgeführt werden.

 

Es ist ein kleines Wunder, dass das Araberfohlen Barbara, das im Jänner 2017 zur Welt gekommen ist, überhaupt noch lebt: Sie kam mit einer seltenen Fehlbildung – dem sogenannten ,Wry Nose' (,krumme Nase')-Defekt zur Welt – ihr Oberkiefer war mit dem Unterkiefer nicht verbunden und zudem auch noch stark verbogen, die linke Nüster war nahezu vollständig verschlossen, was sie beim Atmen erheblich beeinträchtigte. Mit dieser Deformation können Pferde weder grasen noch feste Nahrung wie z. B. Getreide zu sich nehmen.

Barbaras Besitzerin, Martha Carroll-Talley, aus Dripping Springs in Texas und ihre Familie standen vor einem Dilemma – und der schwierigen Fragen, ob man angesichts der gesundheitlichen Probleme das Fohlen einschläfern oder stattdessen um das Leben der kleinen Stute kämpfen sollte, mit allen Konsequenzen. Nach langen, intensiven Recherchen und Gesprächen mit Tierärzten entschloss man sich, den Kampf um Barbaras Leben aufzunehmen – denn ihre Fehlbildung war zwar selten, aber keineswegs unheilbar: Der Defekt konnte mit einer Operation behoben werden – und derart behandelte Pferde haben gute Chancen auf ein normales, lebenswertes Pferdeleben.

Martha Carroll-Talley fand bald den richtigen Chirurgen dafür – was alles andere als einfach war, denn selbst in den USA gibt es nur wenige erfahrene Spezialisten für diesen ungewöhnlichen Eingriff: Dr. James Schumacher von der Veterinärmedizinischen Universität Tennessee (University of Tennessee College of Veterinary Medicine) hat bei der chirurgischen ,Reparatur' des ,Wry Nose'-Defekts bereits einige Erfahrung und auch schon eine wissenschaftliche Publikation darüber veröffentlicht – er war ohne Zweifel der richtige Mann, um Barbara zu helfen.

Bis zur Operation musste das Vollblutaraber-Fohlen mühsam durchgebracht werden: Da sie ihre Mutter nicht von allein trinken lassen wollte, musste beim Säugen ständig jemand anwesend sein, um die Mutter zu halten und zu beruhigen, während Barbara trank. Da der Saugmechanismus aufgrund des deformierten Oberkiefers nicht richtig funktioniert, brauchte das Fohlen auch noch zusätzlichen Milchersatz, der aus einem Eimer gefüttert wurde. So brachte man Barbara mit einigen Mühen durch die ersten Lebensmonate.

Doch das größte Hindernis war ein anderes: Die lebensrettende Operation war zwar durchführbar und man hatte auch den richtigen Arzt dafür gefunden – doch die Kosten dafür waren horrend, allein der Eingriff würde rund 30.000,– US-Dollar kosten, und dies ohne die Rehabiliation mitzurechnen. Doch auch diesen Kampf beschloss die Familie von Martha aufzunehmen: Man startete Mitte März auf der Plattform GoFundMe eine Crowdfunding-Kampagne, um das Geld für den lebenswichtigen Eingriff aufzubringen – und rührte fleißig die Werbetrommel dafür.

Und siehe da, das Wunder geschah: Die Geschichte des tapferen, kleinen Stutfohlens berührte Pferdefreunde auf der ganzen Welt – Woche für Woche gingen kleinere und größere Summen ein, bis man tatsächlich jene 30.000,– US-Dollar beisammen hatte, um die schwierige Operation zu finanzieren.

Vor wenigen Tagen hat das Team um Dr. James Schumacher den schwierigen Eingriff – bei dem der Kiefer gebrochen, neu positioniert und mit Platten verschraubt wurde – erfolgreich durchgeführt.  Zusätzlich musste bei Barbara ein künstlicher Luftröhrenzugang gelegt werden, um die Beatmung sicherzustellen.

Wenn man sich die Bilder vor und nach der OP ansieht, ist kaum glauben, dass es sich um ein und dasselbe Pferd handelt – und kann die hohe tierärztliche Kunst nur ehrfürchtig bewundern. Ihnen gebührt Martha Carroll-Talleys ganzer Dank – vor allem aber auch den zahlreichen Unterstützern, die mit ihren Spenden dieses kleine Wunder möglich gemacht haben. Auch Barbaras Trainer Allen Pogue ist angesichts der Hilfsbereitschaft überwältigt: „Nur ,Danke' zu sagen reicht kaum, um meine Wertschätzung für soviel Unterstützung auszudrücken."

Die nächsten Wochen muss Barbara noch in der Klinik bleiben, wo sie unter ständiger Beobachtung steht, damit der Heilungsprozess  kontinuierlich überwacht werden kann. Möglicherweise ist auch noch ein zusätzlicher Eingriff am Kiefer erforderlich. Wenn alles planmäßig verläuft, könnte Barbara in etwa sechs Wochen die Klinik verlassen – und ab diesem Zeitpunkt ein ganz normales Pferdeleben genießen.

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