Die Stiftung Naturschutz hat am 30. April ein Zehn-Punkte-Programm vorgestellt, um die Ausbreitung des giftigen Jakobskreuzkrauts einzudämmen. Die Pflanze ist besonders für Pferde äußerst gefährlich.
Das Jakobskreuzkraut (Senecio jacobaea), eine gelb blühende Giftpflanze, hat sich in den vergangenen Jahren in mehreren deutschen Bundesländern und teilweise auch in Österreich stark verbreitet. Besonders auf wenig genutzten Weiden, Brachflächen, Wegrändern und Böschungen breitet sich diese zweijährige Giftpflanze immer weiter aus. Die Behörden weisen seit vielen Jahren Landwirte und Grundbesitzer auf die Gefahren, die vom Jakobskreuzkraut ausgehen, hin und informieren über mögliche Bekämpfungs-Strategien. Doch ein durchschlagender Erfolg war bislang nicht zu verzeichnen, die Giftpflanze breitet sich kontinuierlich aus und stellt ein immer größeres Problem dar – nicht nur für Tiere, sondern zunehmend auch für den Menschen, wie die Stiftung Naturschutz am Donnerstag (30. April) bei einer Pressekonferenz in Kiel deutlich machte. Weil Bienen nach der Rapsblüte im Mai zu wenig andere Nahrung finden, fliegen sie immer öfter die leuchtend gelben Blüten des Jakobskreuzkrauts an. Auf diesem Weg kommen die Giftstoffe des Krauts in den Sommerhonig – in Honigproben wurden 2014 mehrfach bedenkliche Konzentrationen der giftigen Pyrrolidizin-Alkaloide nachgewiesen, die bei zwei Dritteln der positiven Proben nachweislich vom Jakobskreuzkraut stammen. Das Problem sei in Schleswig-Holstein besonders gravierend, könne aber jederzeit auch in anderen betroffenen Bundesländern auftreten.
Es sei höchste Zeit zu handeln, so der Tenor – und das möchte die Stiftung Naturschutz nun mit einem umfangreichen und nachhaltig wirkenden Zehn-Punkte-Programm auch tun. Darin eingeschlossen sind kurzfristige Maßnahmen wie konsequentes Mähen – aber auch langfristig will man dem Kraut zuleibe rücken, etwa durch die Verbreitung von Insekten als „biologische Gegenspieler": In Nordamerika hätte man, so der Chemiker Aiko Huckauf, mit dem Einsatz des Jakobskrautbärs, einem Schmetterling, und des Flohkäfers gute Erfolge erzielt, so Huckauf. Auch die Wiederansiedlung heimischer Wildpflanzen soll der Blütenarmut entgegenwirken und die Bienen vom Giftkraut fernahlten. „Dieses Kraut soll uns nicht über den Kopf wachsen", meinte Walter Hemmerling, Geschäftsführer der Stiftung Naturschutz.
Für Pferde besonders gefährlich
Das Jakobskreuzkraut, auch als Jakobsgreiskraut bekannt, hat löwenzahnähnliche Blätter. Die Pflanze ist giftig und verursacht Leberschäden. Die jüngsten Pflanzen und die gelben Blüten sind am giftigsten. Pferde und Rinder reagieren auf das Kraut empfindlicher als Schafe und Ziegen. Besonders gefährlich für die Tiere ist die Zeit vor der Blüte, denn die jungen, besonders giftstoffreichen Blätter werden auf der Weide gefressen. Sobald die Pflanzen blühen, dann ist die Pflanze etwa einen Meter groß und hat gelbe, margeritenartige Blüten, rühren die Tiere sie nicht mehr an. Wenn die Blüten Samen bilden, weil die Weide nicht gemäht wird, ist die Ausbreitung im kommenden Jahr vorprogrammiert. Eine Gefahr stellt das Jakobskreuzkraut auch dann dar, wenn es in Silage oder Heu gelangt und auf diesem Weg von den Pferden aufgenommen wird: Die Bitterstoffe verflüchtigen sich nämlich rasch, die giftigen Alkaloide werden aber kaum abgebaut – insbesondere nicht bei Heu.
Auf landwirtschaftlich genutzten Flächen fördert besonders die extensive Weidenutzung die Ausbreitung der Giftpflanze. Weil die Tiere das Jakobskreuzkraut auf der Weide meist meiden, gelangt es dort sehr leicht zur Samenreife, wenn keine konsequente Weidepflege und rechtzeitige Nachmahd der Weidereste vorgenommen wird. In der zweiten Vegetationshälfte begünstigt zudem die nachlassende Konkurrenz der Altnarbe die Keimung des Jakobskreuzkrauts. Auf Pferdeweiden wird diese Ausbreitung durch intensivere Trittbelastung besonders unterstützt, sodaß das Jakobskreuzkraut in pferdehaltenden Betrieben ein besonderes Problem darstellt.
Umfangreiche Informationen über diese Pflanze enthält die 28-seitige Broschüre „Jakobskreuzkraut – eine Giftpflanze auf dem Vormarsch", die die Landwirtschaftskammer und das Landesamt für Natur-, Umwelt- und Verbraucherschutz Nordrhein-Westfalen gemeinsam herausgegeben haben. Die Autoren, Dr. Clara Berendonk von der Landwirtschaftskammer und Dr. Andreas Neitzke vom Landesamt, erläutern nicht nur die Biologie dieser heimischen Giftpflanze und die Ursachen ihrer zunehmenden Verbreitung, sondern gehen auch umfangreich auf die mögliche Gefährdung von Nutztieren, wie Pferden und Rindern, ein.
Die Broschüre steht hier zum Download zur Verfügung.
Mühsame Bekämpfung
Univ.-Doz. Dr. Karl Buchgraber vom HBLFA für Landwirtschaft Raumberg-Gumpenstein über mögliche Maßnahmen zur Bekämpfung des Jakobskreuzkrauts
Das Jakobskreuzkraut oder verwandte Arten wie das Alpen-Kreuzkraut sind hochgiftig und als absolutes Unkraut zu betrachten. Neun unterschiedliche Alkaloide (Pyrrolizidin) wurden etwa als Wirkstoffe im Alpen-Kreuzkraut identifiziert, welche hepatotoxisch sind und daher zu starker irreversibler Leberschädigung führen. Die Wirkstoffe werden durch Heubereitung nicht abgebaut und sind auch in der Silage vorhanden, wobei bei der Silierung eine etwa 5- bis zu 20-fache Reduzierung beobachtet wurde. Zentral ist die Vorbeugung: Die Erhaltung einer gut geschlossenen Grasnarbe verhindert die Keimung und die Etablierung des Unkrauts. Eine Überdüngung des Pflanzenbestandes sollte vermieden werden.
Aufgrund der Form des Wurzelsystems ist das Ausstechen extrem mühsam und nur beim Vorkommen vereinzelter Unkräuter durchführbar. Das Abmähen der Bestände ist in Weiden empfehlenswert, um die Blüte und das Aussamen der vorhandenen Pflanzen zu verhindern. Die Abfuhr des Mäh- bzw. Mulchgutes wird empfohlen, weil die Weidetiere die abgetrockneten Pflanzenteile von Alpenkreuzkraut unweigerlich fressen. Die Weidepflege ist wichtig, um dem Effekt der selektiven Beweidung auf Wachstum und Ausbreitung des Alpen-Kreuzkrautes entgegenzuwirken. Diese Maßnahmen sind geeignet, um die Eroberung weiterer Flächen zu verhindern, können aber laut Praxiserfahrungen die Unkrautdichte kurzfristig nicht entscheidend beeinflussen.
Im Allgemeinen ist die Wirkung einer chemischen Unkrautbekämpfung im Frühjahr höher als im Herbst. Die Behandlung wird im Rosettenstadium, in welchem die Pflanze noch nicht blüht, empfohlen. Feldversuche in Südtirol zeigten bei einer Frühjahrsapplikation eine nahezu vollständige Wirkung von Aminopyralid + Fluroxypyr (Simplex), eine zufrieden stellende Wirkung über 80 % von Glyphosate (10 %ige Lösung) und Metsulfuron-Methyl (Gaio) und bei knapp 70 % von Dicamba + Mecoprop (Turfene L) und kaum eine Wirkung (ca. 25 %) von Thifensulfuron-Methyl (Harmony). Die Herbstapplikation zeigte allgemein eine deutlich schwächere Wirkung, besonders was Metsulfuron-Methyl anbelangt. Dabei fehlten oft im nachfolgenden Frühjahr die oberirdischen Pflanzenteile fast vollständig, die Wurzelstöcke waren jedoch noch lebendig und die Pflanzen konnten sich später im Laufe der Vegetationsperiode erholen. Die Einzelpflanzenbekämpfung mit Rückenspritze und Glyphosate hinterließ deutliche Lücken in der Pflanzendecke, die Ansatzstellen für eine weitere Verunkrautung des Bestandes darstellen. Bei Verwendung dieses Totalherbizides ist daher eine Nachsaat der behandelten Stellen ratsam.