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Studie: Die meisten Brüche passieren auf der Koppel
02.11.2017 / News

Brüche zählen zu den schwersten und folgenreichsten Verletzungen von Reitpferden – und sie passieren häufiger auf der Koppel als auf dem Reitplatz oder beim Ausritt, wie eine Schweizer Studie herausfand.

 

Frakturen sind nach wie vor ein Albtraum für jeden Pferdebesitzer – auch wenn heutzutage viele Brüche gut behandelbar sind und selbst kompliziertere Fälle kein unbedingtes Todesurteil mehr für ein Pferd bedeuten. Erstaunlicherweise existieren nur wenig statistische Daten über die Hintergründe von Frakturen bei Reitpferden (ganz im Unterschied zu Rennpferden, wo diese Verletzungs-Art gut erforscht ist) – es gibt also nur wenig gesichertes Wissen darüber, wo Brüche genau entstehen, wie häufig sie auftreten und wie gut sie therapierbar sind.

Eine der wenigen fundierten Studien dazu präsentierten Schweizer Forscher anlässlich der diesjährigen 12. Jahrestagung des „Netzwerks Pferdeforschung Schweiz“, die am 6. April 2017 in Avenches stattgefunden hatte und über die das Portal Thehorse.com vor kurzem berichtete. In ihrem Vortrag „Epidemiologie von Frakturen: Die Bedeutung der Schlagverletzungen bei Frakturen beim Pferd“ analysierten die Wissenschaftler insgesamt 1.845 Fälle Bruch-Verletzungen bei Pferden, von denen 52 % – also 960 – auf Reitpferde entfielen. Das Durchschnittsalter der betroffenen Pferde lag bei zehn Jahren.

Bei der statistischen Auswertung der Frakturen bei Reitpferden zeigte sich, dass ein erheblicher Anteil davon auf Tritte bzw. Schläge anderer Pferde zurückgeht – und nicht auf reiterliches Missgeschick oder einen Sturz. Von den Fällen, in denen die exakte Ursache des Bruchs bekannt war, gingen 43 % auf den Tritt eines anderen Pferdes zurück – und der weitaus häufigste „Tatort“ war die Koppel, dreimal häufiger als etwa der Stall oder der Paddock.

Aufschlussreich war auch die Analyse der Behandlungs-Verläufe: Von den Reitpferden mit Fraktur-Verletzungen mussten 17 % eingeschläfert werden, 36 % wurden konservativ behandelt, 47 % mussten operiert werden, wobei die Frakturstelle meist mit Schrauben, Nägeln und Platten stabilisiert wurde. Am häufigsten von Frakturen betroffen war übrigens das Griffelbein – knapp gefolgt von Brüchen im Kopf-Bereich, insbesondere der Kieferknochen.

Tatsächlich sind Pferde für Schlagverletzungen besonders anfällig und empfindlich, wie Tierarzt Dr. Brice Donati von der Veterinärmedizinischen Universität Zürich in seinem Vortrag ausführte: „Es gibt um diese langen Knochen nur sehr wenig Haut und Gewebe, um sie vor Schlägen oder Tritten zu schützen – und ihre Stärke liegt in ihrer Länge, nicht in ihrer Breite. Sie sind so angelegt, dass sie großen vertikalen Drücken widerstehen können – nicht aber starken lateralen Kräften. Das macht sie für Frakturen sehr anfällig“, so Dr. Donati.

Interessant war auch, dass ein hoher Prozentsatz der Reitpferde-Brüchen bei Ponys und bei Islandpferden registriert wurde, wie Dr. Donati anmerkte – doch das könnte damit zusammenhängen, dass diese Rassen besonders häufig und lange Weide- bzw. Koppelgang genießen. Daran solle man aber keineswegs etwas ändern, wie Dr. Donati betonte – der davor warnte, aus seiner Untersuchung falsche Schlüsse zu ziehen: „Die Lösung besteht keinesfalls darin, die Pferde gleichsam in ihre Boxen und Ställe wegzusperren, um sie vor Brüchen zu schützen. Wir müssen vielmehr die Empfehlungen der Pferde-Ethologen auch in die Tat umsetzen und sicherstellen, dass wir Pferdegruppen auf Koppeln richtig managen und dadurch das Verletzungsrisiko für die Pferde so gering wie möglich halten.“

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