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Gutachten: Pferde stinken nicht, sondern duften
20.12.2017 / News

Der Geruch von Pferden wird mehr als „Duft" denn als „Gestank" wahrgenommen, sagt ein neues Gutachten.
Der Geruch von Pferden wird mehr als „Duft" denn als „Gestank" wahrgenommen, sagt ein neues Gutachten. / Symbolfoto: Martin Haller

Eine wissenschaftliche Untersuchung über die von Tieren ausgehende Geruchsbelastung stellt Pferden ein gutes Zeugnis aus: Ihr Geruch wird als deutlich angenehmer empfunden als jener von Rindern und anderen Nutztieren – ein Urteil mit weitreichenden Folgen.

 

Man mag darüber Witze reißen – aber tatsächlich geht es bei der Frage der Bewertung von Gerüchen nicht um eine Kleinigkeit. Ob von einem tierhaltenden Betrieb eine mehr oder weniger große Geruchsbelastung ausgeht, kann dafür entscheidend sein, ob dieser Betrieb genehmigt wird oder nicht – und somit auch existenzbedrohend sein. Die Gerichte, die sich mit derartigen Fragen beschäftigen, sind dazu verpflichtet, bei ihrem Urteil auf wissenschaftlich fundierte Fakten und Gutachten zurückzugreifen – und die waren, speziell was die Gerüche von Pferden betrifft, bislang leider höchst lückenhaft: In den Tabellen der dafür relevanten Geruchsimmissions-Richtlinie (GIRL) waren bei den sogenannten ,Hedonik-Werten’ (= Bewertung von Gerüchten hinsichtlich der Eigenschaften ,angenehm’ bzw. ,unangenehm’) Pferde nicht gesondert angeführt – d.h. es gab für die Gerichte keine absolut verlässlichen Referenzwerte, auf die sie sich bei ihren Entscheidungen beziehen konnten.

Dies ist – glücklicherweise – seit kurzem anders: Die Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz Baden-Württemberg (LUBW) und das Bayerische Landesamt für Umwelt haben ein gemeinsames Sachverständigen-Gutachten in Auftrag gegeben, um für Milchvieh, Mastbullen und Pferde verlässliche und wissenschaftlich fundierte Aussagen über deren „Geruchsqualitäten“ zu treffen. Gemessen wurden dabei die emittierten Gerüche von zwei Milchvieh-Betrieben, vier Mastbullen-Betrieben und drei Pferdehaltungen in Bayern, Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen. Über die Hedonik, Intensität und Polaritätenprofile wurden die Gerüche an der Quelle, quellnah und quellfern, d. h. im Abstand zwischen 0 und 130 m zu den Ställen erfasst und bewertet.

Das Resümee ist – insbesondere für Pferdebetriebe – überaus erfreulich, der gerichtlich beeidete Sachverständige Ing. Walter Huber aus dem steirischen Studenzen spricht sogar von einem „Weihnachtsgeschenk für Pferdebetriebe". Wörtlich heißt es in der Zusammenfassung: „Der Pferdestallgeruch (ohne Mistlager) weist im Vergleich zu den anderen Gerüchen eine deutlich höhere Korrelation zum Duftprofil und eine deutlich geringere Korrelation zum Gestankprofil auf. Dies ist bedingt durch die Haltungsform, wie tägliches Entmisten, gute Durchlüftung des Stalls und Art des Futters."

Mit anderen Worten: Der Pferdegeruch wird eher als ,Duft' denn als ,Gestank' wahrgenommen – und wird als angenehmer empfunden als etwa der Geruch von Rindern (von Schweinen ganz zu schweigen). Und dieses Ergebnis hat weitreichende Folgen, wie es weiter heißt: „Die Untersuchungsergebnisse zeigen, dass die tierartspezifischen Gewichtungsfaktoren für Milchvieh auch für Mastbullen und Pferde (ohne Mistlager) herangezogen werden können. Im Rahmen des GIRL Expertengremiums wurde daher beschlossen, im Zuge der Überarbeitung der GIRL, für die Tierarten Mastbullen und Pferde (ohne Mistlager) den tierartspezifischen Gewichtungsfaktor von 0,5 aufzunehmen."

Sachverständiger Ing. Huber ist denn auch mit dem Gutachter-Ergebnis hochzufrieden: „Das ist für uns wichtig, da zunehmend auch der Bau von Pferdeställen von Nachbarn beeinsprucht, behindert und zum Teil auch verhindert wird."

Wie folgenreich die neuen GIRL-Werte für Pferdebetriebe sind, hat vor wenigen Monaten bereits ein Urteil des Niedersächsischen Oberverwaltungsgerichts gezeigt, in dem sich Nachbarn gegen die Ausbau-Pläne eines Pferdezüchters zur Wehr gesetzt hatten. Das Gericht wies letztlich die Einsprüche zurück – und zwar unter Hinweis auf den voraussichtlich geringeren Gewichtungsfaktors von 0,5 für Pferdegerüche lt. GIRL-Tabellen (siehe unseren Bericht dazu).

Die Zusammenfassung des Gutachtens „Erstellung von Polaritätenprofilen für das Konzept Gestank und Duft für die Tierarten Mastbullen, Pferde und Milchvieh" kann man hier nachlesen!

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