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Karneval in Köln: Die Pferde bleiben, strengere Kontrollen kommen 08.02.2018 / News
Auch dieses Jahr werden Pferde am Kölner Rosenmontagszug teilnehmen – aber unter deutlich strengeren Kontrollen. / Foto: privat
Auch beim diesjährigen Rosenmontagszug in Köln werden wieder Pferde dabeisein – doch die Stadtbehörden wollen den Umgang mit den Tieren strenger kontrollieren. Die Zahl der eingesetzten Tierärzte wurde verdoppelt.
Es ist und bleibt ein Politikum: Pferde sind bereits in mehreren deutschen Städten bei Karnevalsumzügen verboten – doch in der Hochburg des Karnevals, in Köln, bleiben sie weiterhin erlaubt und werden auch beim diesjährigen Rosenmontagszug (12. Februar 2018) zu sehen sein.
Die Diskussionen um ein Pferde-Verbot bei Karnevals-Umzügen hatte sich im Vorjahr deutlich verschärft, nachdem es in Köln und in Bonn zu schweren Zwischenfällen gekommen war. Beim Kölner Rosenmontagszug 2017 war eine 19-jährige Stute zu Sturz gekommen und konnte nicht mehr aus eigener Kraft aufstehen. Der Zug musste 20 Minuten anhalten, ehe das Pferd wieder auf die Beine kam. Nach Angaben der Polizei war das Pferd aufgrund von Kreislaufproblemen zusammengebrochen, wurde vorsorglich in eine Tierklinik gebracht und erholte sich dort wieder.
Auch beim Rosenmontagszug in Bonn war es 2017 zu einem gefährlichen Zwischenfall gekommen: Als sich am Ende der Veranstaltung der Zug in der Altstadt allmählich auflöste, gingen die Pferde eines teilnehmenden Bagagewagens der Ehrengarde aus ungeklärter Ursache durch, wobei insgesamt neun Personen leicht verletzt wurden. Zwei davon mussten zur Behandlung in ein Krankenhaus gebracht werden. An mehreren Autos entstand Sachschaden. Sämtliche Verletzten konnten noch am Abend aus dem Krankenhaus entlassen werden.
Jedenfalls in Köln sollen sich derartige Vorfälle nicht mehr wiederholen: Wie RP Online berichtet, hat das Festkomitee Kölner Karneval die Richtlinien für die Teilnahme von Pferden deutlich verschärft. Jeder Reiter muss nun über einen Reiterpass der FN (Deutsche Reiterliche Vereinigung) verfügen – und die Pferde müssen eine Gelassenheitsprüfung nach FN-Reglement absolviert haben. Außerdem werden neun Tierärzte – bislang waren es maximal vier – im Einsatz sein, um die Pferde im Zug zu beobachten sowie Transporter und Kutschen zu kontrollieren. Zudem sollen stichprobenartig rund 50 Blutproben bei den Pferden entnommen werden, um diese auf verbotene Beruhigungsmittel zu untersuchen. All das soll mehr Sicherheit für Pferde, Reiter und Zuschauer bringen.
Tierschützern gehen diese Maßnahmen freilich nicht weit genug – sie fordern, wie schon in den letzten Jahren, auch heuer wieder ein generelles Verbot von Pferden bei den Karnevalsumzügen. Für die Tierrechtsorganisation PETA ist der Einsatz von Pferden bei Karnevalsumzügen „purer Stress“ – und hat dazu aufgerufen, an die Oberbürgermeister der Karnevalshochburgen Köln, Bonn, Düsseldorf und Aachen persönliche Mails zu schreiben und ein Pferde-Verbot bei den örtlichen Umzügen zu verlangen. Auch die Tierrechtsinitiative Köln setzt sich – gemeinsam mit der Initiative Rheinvergan und dem Netzwerk für Tiere in Köln für ein kategorisches Pferde-Verbot beim Rosenmontagszug ein: Mitarbeiter und engagierte Freiwillige wurden dazu aufgerufen, sich mit Kamera oder Handy am Zugweg zu platzieren und „die Situation und das Verhalten der Pferde, Reiter, Kutscher und Pferdebegleiter“ zu dokumentieren. Damit möchte man zeigen, „dass auch Verschärfungen von Kontrollen nur heiße Luft sind und das Tierwohl dennoch weiterhin unter der Tradition leidet“.
Auch die Bevölkerung ist in der Frage „Pferde bei Karnevalsumzügen?“ geteilter Meinung: Eine von PETA beauftragte repräsentative INSA-Meinungsumfrage ergab Anfang 2018, dass sich mit 47 % eine knappe Mehrheit der Bürger in Nordrhein-Westfalen für ein Verbot von Pferden bei Karnevalsumzügen ausspricht. 45 % der Befragten äußerten hingegen keine Bedenken.
KommentareBevor Sie selbst Beiträge posten können, müssen Sie sich anmelden...Weitere Artikel zu diesem Thema:28.02.2017 - Pferde beim Karneval: Zwischenfälle in Bonn und Köln
Pferde beim Karneval: Zwischenfälle in Bonn und Köln 28.02.2017 / News
Bei den Rosenmontagszügen in Köln und Bonn ist es zu zwei Zwischenfällen mit Pferden gekommen .... / Symbolfoto: privat
Auf den Rosenmontagszügen in Bonn und in Köln ist es zu Zwischenfällen mit Pferden gekommen: In Köln brach ein Pferd zusammen, in Bonn ging ein Kutschen-Gespann durch und verletzte neun Personen.
Beim Rosenmontagszug in Köln ist gestern (27. 2. 2017) gegen 16.30 Uhr ein Pferd der Nippeser Bürgerwehr während des Umzugs zusammengebrochen und konnte nicht mehr aus eigener Kraft aufstehen. Auf einem Facebook-Video ist zu sehen, wie Mitglieder des Reitercorps vergeblich versuchen, dem Pferd wieder auf die Beine zu helfen. Der Zug musste kurzzeitig unterbrochen werden. Laut rp-online.de wurde ein Kran wurde angefordert, doch noch ehe dieser eintraf, konnte das Pferd wieder aufstehen. Nach Angaben der Polizei habe es vermutlich einen Kreislaufkollaps erlitten und sei anschließend in eine Tierklinik gebracht worden – mittlerweile gehe es ihm wieder besser. Entgegen ersten Meldungen blieb der Reiter des Pferdes unverletzt.
Auch beim Rosenmontagszug in Bonn ist es zu einem schweren Zwischenfall gekommen. Als sich am Ende der Veranstaltung der Zug in der Altstadt allmählich auflöste, gingen die Pferde eines teilnehmenden Bagagewagens der Ehrengarde aus bislang noch ungeklärter Ursache durch, wobei insgesamt neun Personen leicht verletzt wurden. Zwei davon mussten nach einem Bericht von Rundschau-online.de zur Behandlung in ein Krankenhaus gebracht werden. An mehreren Autos entstand Sachschaden. Lt. Aussage einer Zeugin sei eines der Pferde geschlagen worden – das werde derzeit von der Polizei geprüft, heißt es. Sämtliche Verletzten konnten noch am Abend aus dem Krankenhaus entlassen werden.
Bereits im Vorfeld hatte es heftige Diskussionen um die Beteiligung von Pferden auf deutschen Karnevalsumzügen gegeben – auch ProPferd hat darüber berichtet. Nach den neuerlichen Zwischenfällen werden diese Diskussionen wohl weitergehen und spätestens im nächsten Jahr wieder intensiv geführt werden. Bei einer Umfrage von Express.de „Gehören Pferde in einen Karnevalszug" unmittelbar nach dem Zwischenfall in Köln antworteten 57 % mit „Nein, das ist Tierquälerei" – und nur 36 % mit „Ja – ohne Reiter ist es kein echter Zoch". Auf der Facebook-Seite der Tierrechtsinitiative Köln meinte eine Userin: „Vielleicht ist dieser Unfall ein Zeichen für die Betreffenden, mit dieser Tierqual aufzuhören. Ich wünschte es sehr für die Tiere." Und eine andere: „Ich habe dafür kein Verständnis!! Tradition hin oder her ... Das arme Tier."
27.01.2017 - Pferde beim Kölner Karneval weiter erlaubt
Pferde beim Kölner Karneval weiter erlaubt 27.01.2017 / News
Pferde dürfen weiter am Kölner Karnevals-Zug teilnehmen – das entschied der zuständige Beschwerdeausschuss am 24. Jänner. / Foto: privat
Der Beschwerdeausschuss des Kölner Stadtrats hat am 24. Jänner den Antrag auf ein Pferde-Verbot bei den städtischen Karnevals-Umzügen abgelehnt – und eine Verschärfung der Kontrollen beschlossen.
Pferde bleiben dem Kölner Karneval erhalten und dürfen weiterhin am berühmten „Zoch" teilnehmen – das entschied der Beschwerdeausschuss des Kölner Stadtrats am Dienstag (24. Jänner 2017) in einer Sitzung. Wie auch ProPferd berichtet hatte, war ein entsprechendes Verbot von drei Tierschutzorganisationen – dem Netzwerk für Tiere Köln, der Tierrechtsinitiative Köln sowie dem Verein Rheinvegan – gefordert worden. Zentrales Argument in der Begründung: Ein Einsatz von Pferden im Karnevals-Zug sei mit dem Tierwohl unvereinbar und müsse daher untersagt werden. Im Antrag der drei Organistionen an die Kölner Stadtregierung hieß es: „Pferde sind sehr schreckhafte Fluchttiere. Laute Musik, singende und tanzende Menschenmassen am Wegesrand, stundenlanges Gehen auf Asphalt in einem unnatürlichen Schritttempo, wenig Wasser und Futter sowie herumliegende Süßigkeiten – all dies sind Dinge, die den sensiblen Tieren zwangsläufig Stress zufügen.“
Der Antrag der Tierschutzorganisationen fang jedoch, wie der WDR berichtet, keine Mehrheit. Pferde dürfen weiterhin im Kölner Karnevalszug mitlaufen – es sollen jedoch in Zukunft mehr tierärztliche Kontrollen durchgeführt werden, um das Wohl und die Sicherheit der Pferde zu gewährleisten. So sollen bislang pro Jahr nur sechs von insgesamt 500 teilnehmenden Pferden kontrolliert worden sein – das sei zu wenig, so der Beschwerdeausschuss. So soll insbesondere verhindert werden, dass den Pferden Beruhigungsmittel verabreicht würden – dies ist lt. geltendem Tierschutzgesetz verboten, sei aber in der Vergangenheit vereinzelt vorgekommen. Die strengeren Kontrollen sollen dies künftig unterbinden.
Die Tierrechtsinitiative Köln (TIK) zeigte sich in einem ersten Statement zwar enttäuscht über die Ablehnung ihres Antrags – will sich aber keineswegs geschlagen geben und weiter für ein Verbot kämpfen. Via Facebook teilte man mit: „Unser Antrag an den Rat der Stadt Köln auf ein Verbot der Pferde in Karnevalszügen wurde nach 1,5 stündiger Diskussion leider abgelehnt. Dennoch konnten wir den Ausschussmitgliedern und auch den anwesenden Karnevalsvertretern viel Input zum Nachdenken mit auf den Weg geben. Und auch wir konnten viele Informationen aus der Diskussion mitnehmen. Wir werden natürlich weiter an dem Thema dran bleiben und fordern zunächst von der Stadt und den Karnevalsvereinen mehr Transparenz, viel mehr Kontrollen und eine stärkere Ahndung der Verstöße gegen das Sedierungsverbot."
Am 31. Januar berät auch das Bürgerforum der Stadt Aachen über einen Antrag auf ein Verbot der Nutzung von Pferden bei Karnevalszügen – auch dort will die TIK Flagge zeigen und für sein Anliegen werben: „Das Amt für Verbraucherschutz, das auch für den Tierschutz zuständig ist, beruft sich lediglich darauf, dass die tierärztlichen Kontrollen eingehalten werden und bisher keine Auffälligkeiten aufgetreten sind. Auch hier ist es daher sehr wichtig, dass wir mit so vielen Menschen wie möglich bei der Sitzung erscheinen und unsere Präsenz zeigen." Der Kampf für ein Pferdeverbot auf dem Kölner Karneval ist also noch keineswegs vorbei...
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Pferde-Verbot beim Kölner Karneval? 17.01.2017 / News
Pferde auf Karnevalsumzügen haben in vielen Ländern Tradition – hier etwa bei der traditionellen Sartiglia in Oristano (Sardinien). / Foto: Fotolia/nextyle
Der Kölner Stadtrat entscheidet am 24. Jänner, ob beim diesjährigen Karnevals-Umzug am Rosenmontag Pferde eingesetzt werden dürfen. Tierschützer haben ein entsprechendes Verbot beantragt.
Zum wiederholten Mal muss sich die Kölner Stadtregierung mit der Frage beschäftigen, ob der Einsatz von Pferden beim bevorstehenden Rosenmontags-Zug sowie anderen Karnevalsumzügen zulässig und vertretbar ist. Wie der „Kölner Stadt-Anzeiger" in seiner Online-Ausgabe berichtet, haben drei Tierschutzorganisationen – das Netzwerk für Tiere Köln, die Tierrechtsinitiative Köln und der Verein Rheinvegan – einen Antrag an den Beschwerdeausschuss des Stadtrats gerichtet, in dem ein Pferde-Verbot bei den städtischen Karnevals-Umzügen gefordert wird. Im Antrag heißt es: „Pferde sind sehr schreckhafte Fluchttiere. Laute Musik, singende und tanzende Menschenmassen am Wegesrand, stundenlanges Gehen auf Asphalt in einem unnatürlichen Schritttempo, wenig Wasser und Futter sowie herumliegende Süßigkeiten – all dies sind Dinge, die den sensiblen Tieren zwangsläufig Stress zufügen.“
Die Forderung, Pferde bei Umzügen, Volksfesten oder sonstigen Brauchtumsveranstaltungen nicht mehr einzusetzen, ist nicht neu und wird von Tierschützern seit vielen Jahren erhoben – so etwa von der Tierrechtsorganisation PETA oder der Pferdeschutz-Initiative 2015. Auch wenn diese Forderungen bislang nur selten zum einem generellen Verbot geführt haben, so erhöhen sie dennoch den Druck auf die Veranstalter und lässt diese zusehends vorsichtiger werden: So wurde im Vorjahr beim Rosenmontagszug in Mainz auf den Einsatz einiger Pferde verzichtet – und beim traditionellen Karnevals-Umzug in Trier 2016 entschlossen sich die Veranstalter aus Sicherheitsgründen zu einem gänzlichen Verzicht auf Pferde.
Auch beim Kölner Karneval 2016 ging man auf Nummer sicher und verzichtete wegen des angekündigten Sturms auf Pferde im Zug. Üblicherweise sind bis zu 500 Tiere bei den Karnevalsgesellschaften im Einsatz – es sei eine lang gepflegte Tradition, mit den Pferden durch die Stadt zu ziehen, so die Karnevalisten. Unterstützung bekommen sie u. a. auch von tierärztlicher Seite. Amtstierärztin Claudia Behlert hält den Einsatz von Pferden für absolut vertretbar – sofern elementare Anforderungen erfüllt bzw. eingehalten werden: So dürfe den Tieren keine Beruhigungsmittel verabreicht werden – und sie müssen gut ausgebildet und vorbereitet und an den Trubel eines Karnevalsumzugs gewöhnt sein, so die Veterinärin, die auch darauf verweist, daß strenge Kontrollen bei den Pferden stattfinden und auch regelmäßig Blutproben genommen werden.
Auch die ,Tierärztliche Vereinigung für Tierschutz e.V.', die sich im November 2016 ausführlich mit dieser Frage beschäftigt hatte und dazu ein umfassendes Merkblatt herausgegeben hat, kommt zu einem ähnlichen Urteil. Ein Einsatz von Pferden bei derartigen Veranstaltungen sei grundsätzlich vertretbar – sofern auf das Wohl der Pferde, deren Ausbildung sowie ein sicheres Gesamtumfeld geachtet werde. Im Resümee der Analyse heißt es: „Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass Ausbildung und Gewöhnung der Pferde sowie die individuelle Eignung neben der Qualifikation des Reiters bzw. Fahrers Schlüsselkriterien für den tierschutzgerechten Einsatz von Pferden in Festumzügen sind. Außerdem muss der Einsatz sorgfältig geplant sein, und für eventuelle Notfälle muss Vorsorge getroffen werden."
Wie die Entscheidung in der Karnevals-Hochburg Köln bezüglich der Pferde-Teilnahme ausgeht, das wird am 24. Jänner 2017 entschieden, wenn der Beschwerdeausschuss zusammentritt und sich mit dieser Frage beschäftigt – bis zum Rosenmontag sind es dann noch fünf Wochen. Die Meinung der Kölner Bevölkerung dazu ist offensichtlich geteilt: Auf die Frage des ,Stadt-Anzeigers' „Sollen Pferde weiterhin im Kölner Rosenmontagszug mitlaufen?" antworten 46 % mit JA, 51 % mit NEIN – und 3 % sind unentschlossen. Man wird sehen, wie es die Mitglieder des Beschwerdeausschusses beurteilen...
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