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FEI-Analyse: So gefährlich ist der Vielseitigkeitssport wirklich
06.03.2018 / News

Je höher der Schwierigkeitsgrad, desto größer die Wahrscheinlichkeit eines Sturzes – das ist eines der Ergebnisse des FEI-Reports.
Je höher der Schwierigkeitsgrad, desto größer die Wahrscheinlichkeit eines Sturzes – das ist eines der Ergebnisse des FEI-Reports. / Symbolfoto: Julia Rau

Die FEI hat erstmals umfassendes Zahlenmaterial über den internationalen Vielseitigkeitssport und das mit ihm verbundene Gefahrenpotenzial veröffentlicht. Die Ergebnisse offenbaren einige Überraschungen …

 

Die FEI hat im Vorfeld des kommenden ,FEI Sports Forum 2018’, das von 26.–27. März in Lausanne stattfinden wird, eine detaillierte Analyse zum „Eventing Risk Management Programme“ herausgegeben, das u. a. aufschlussreiche Daten und Statistiken zur Entwicklung der internationalen Turnierszene, vor allem aber auch zum Gefahrenpotenzial bei Vielseitigkeits-Events bietet. Die Ergebnisse sind nicht nur spannend, sondern z.T. auch höchst überraschend.

Wer etwa angenommen hat, dass die wiederholten Todesfälle der letzten Jahre und die darauf folgenden medialen Debatten die Substanz des VS-Sports angegriffen hätten, wird eines Besseren belehrt. Tatsächlich hat sich der Vielseitigkeits-Sport in den Jahren 2006 bis 2017 erstaunlich positiv entwickelt: Die Zahl der internationalen Turniere (von 1*- bis 4*-Prüfungen) ist um satte 70 Prozent gestiegen – von 404 im Jahr 2006 auf 690 im Jahr 2017. In dieser Zeit hat sich aber auch der Sport selbst verändert – und zwar in Richtung der Kurzprüfungen (CIC): Wurden 2006 noch 59,2 % (= 239) aller Prüfungen im Kurzformat ausgetragen, so waren es 2017 bereits 64,6 % (= 446).

Stark zugenommen hat im Berichtszeitraum auch die Zahl der Starter: Im Jahr 2006 gingen insgesamt 13.660 Starter in die internationalen Konkurrenzen – im Jahr 2017 waren es bereits 20.611, das bedeutet eine Zunahme von 51 %. Der größte Anteil entfällt erwartungsgemäß auf 1*-Prüfungen – an diesen nahmen 49,6 % aller Starter (das sind 10.216) teil. Bei 2*-Prüfungen waren es 32,1 % (= 6.618 Starter), bei 3*-Prüfungen 16,7 % (= 3.445 Starter) und bei den hochklassigen 4*-Turnieren nur noch 1,6 % (= 332 Starter).

Schwerpunkt der Analyse war jedoch die Auswertung der Stürze, die man auch noch hinsichtlich ihrer Art (Sturz bzw. Abwurf des Reiters sowie Sturz des Pferdes) und ihres Gefahren-Typs (Rotationsstürze und Nicht-Rotationsstürze) unterteilte. Insgesamt ist dabei ein durchaus positiver Trend zu beobachten: 2006 kamen 5,78 % der Teilnehmer (das sind 789) zu Sturz – 2017 waren es nur noch 5,34 % (= 1.101). Besonders deutlich haben die Stürze von Pferden abgenommen – von 1,76 % im Jahr 2006 (240) auf 1,38 % im Jahr 2017 (285), während die Relation bei den abgeworfenen Reitern nahezu gleich blieb. Sehr erfreulich ist dabei der außerordentlich starke Rückgang der gefährlichen Rotationsstürze – diese sanken von 51 im Jahr 2006 (das waren 0,37 % aller Starter) auf 36 im Jahr 2017 (das sind 0,17 % aller Starter).

Die Häufigkeit von Stürzen steigt – was ebenfalls zu erwarten war – mit dem Schwierigkeitsgrad der Prüfung: In 1*-Events liegt die Wahrscheinlichkeit eines Sturzes im Jahr 2017 bei 4,74 %, bei 2*-Events bei 5,23 %, in 3*-Prüfungen bei 6,47 % und in den schwierigen 4*-Prüfungen bereits bei geradezu erschreckenden 14,46 %.

Die aus den Stürzen resultierenden Verletzungen wurden ebenfalls detailliert untersucht: Von den 1.101 im Jahr 2017 verzeichneten Stürzen endeten 988 ohne Verletzungen (das sind 89,7 %), 69 endeten mit leichten Verletzungen (= 6,3 %) und 44 mit schweren oder tödlichen Verletzungen (= 4 %). Auch zeigte sich deutlich, dass die sogenannten Rotationsstürze das bei weitem größte Gefahrenpotential aufweisen und daher bei Reitern mit Recht gefürchtet sind: 25 % aller Rotationsstürze endeten mit einer schweren oder tödlichen Verletzung – bei den sonstigen Stürzen des Pferdes waren es nur 6,83 % und bei Abwurf des Reiters sogar nur 2,21 %.

Alles in allem hochinteressantes und durchaus überraschendes Zahlen-Material, das die FEI da präsentiert hat – man darf gespannt sein, welche Schlussfolgerungen der Weltverband des Pferdesports daraus ziehen wird.

Den gesamten FEI-Report mit allen Statistiken gibt’s hier!

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