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Schon eine dünne Baumwolldecke beeinflusst Thermoregulation des Pferdes
20.03.2018 / News

Bei der Testreihe wurden solche leichten, hellen Baumwolldecken verwendet.
Bei der Testreihe wurden solche leichten, hellen Baumwolldecken verwendet. / Foto: Barbara Paladino

Seinem Pferd bei wärmeren Temperaturen eine leichte Baumwolldecke aufzulegen, um es vor direkter Sonneneinstrahlung zu schützen, ist keine gute Idee, wie Forscher in einem Versuch herausfanden.

 

In Europa würde man kaum auf eine solche Idee kommen – doch in Australien, wo natürlicher Schatten auf Pferdekoppeln vielfach Mangelware ist, ist es eine häufige Praxis, bei wärmeren Temperaturen seinen Pferden eine dünne, helle Baumwolldecke aufzulegen, weil diese angeblich das Sonnenlicht reflektieren und somit ein ,Aufheizen’ des Pferdes durch die Sonneneinstrahlung verhindern. Diese Ansicht – unter australischen Pferdebesitzern erstaunlich weit verbreitet – wurde nun von einigen Forschern als das entlarvt, was sie tatsächlich ist: als Aberglaube.

Die Wissenschaftler machten in einer Versuchsreihe gleichsam die Probe aufs Exempel: Sie wählten 18 gesunde Pferde mit dunklem Fell für ihren Test aus und setzten sie auf einer Koppel jeweils zwei Stunden lang direkter Sonnenstrahlung aus. Dabei wurden wesentliche Gesundheits-Parameter der Pferde überwacht und aufgezeichnet – so etwa die Herzschlagrate, die Atemfrequenz, die Rektaltemperatur sowie die Schweißproduktion, die mittels einer fünfstufigen Skala (0 = keinerlei Schweiß, 5 = exzessiver Schweiß) bewertet wurde. Auch das Verhalten der Pferde wurde detailliert festgehalten – etwa Schweifschlagen, Lecken, Kauen, Scharren und wiederholte Kopfbewegungen.

Danach wurde neun der 18 Pferde eine helle, leichte Baumwolldecke aufgelegt und die genannten Gesundheits- und Verhaltens-Parameter in 15-Minuten-Intervallen bei allen Pferden weitere zwei Stunden lang aufgezeichnet und dokumentiert.

Das Ergebnis war eindeutig: Bei den eingedeckten Pferden war ein signifikanter Anstieg der Rektaltemperatur sowie der Schweißproduktion festzustellen – und zwar in einem durchaus bedeutenden Ausmaß, wie die Forscher betonten. Auf der anderen Seite war jedoch bei den nicht eingedeckten Pferden eine deutlich höhere Frequenz von Schweifschlagen und Scharren zu beobachten – Verhaltensweisen, die auf eine größere Irritation durch Insekten schließen lassen. Das Tragen einer Decke hatte offenkundig zu einer geringeren Belastung durch die fliegenden Plagegeister geführt – jedoch den natürlichen Abkühlprozess durch die Verdunstung des Schweißes auf der Hautoberfläche behindert bzw. eingeschränkt.

Die Forscher zusammenfassend: „Insgesamt lässt sich ableiten, dass die Verwendung von hellen Baumwolldecken dazu beitragen kann, die durch Insekten verursachten Reizungen bzw. Irritationen zu reduzieren, was sich insbesondere durch geringeres Schweifschlagen äußert. Auf der anderen Seite führt das Tragen einer Decke jedoch zu einer erhöhten Körpertemperatur und auch zu einer vermehrten Schweißproduktion, was letztlich zu Überhitzung und zum vermehrten Verlust von Elektrolyten führen kann. Das Tragen einer solchen Decke ist daher kein adäquater Ersatz für die Bereitstellung von natürlichem Schatten bei Umgebungstemperaturen von mehr als 25 Grad Celsius.“

Die Forscher plädierten generell dafür, dass in einem Land wie Australien, in dem Pferde vielfach ganztägig im Freien gehalten werden, die Bereitstellung eines schattigen Unterstandes für Pferde nicht nur empfohlen, sondern verpflichtend vorgeschrieben sein sollte, um das Pferdewohl effektiv zu schützen.

Die Studie „Effects of a light colored cotton rug use on horse thermoregulation and behavior indicators of stress“ von Barbara Paladino, Jaymie Loy, Lesley Hawson und Hayley Randle ist in der Zeitschrift ,Journal of Veterinary Behavior' erschienen und kann in englischsprachiger Kurzfassung hier nachgelesen werden.

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