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Umfrage: Jüngere Tierärzte sind häufiger unglücklich und gestresst
21.03.2018 / News

Der Job eines Tierarztes ist hart und aufreibend – psychische Probleme sind vor allem unter jüngeren Veterinären weit verbreitet.
Der Job eines Tierarztes ist hart und aufreibend – psychische Probleme sind vor allem unter jüngeren Veterinären weit verbreitet. / Symbolfoto: Petr Blaha

Die Herausforderungen ihres Berufes stellen vor allem jüngere Tierärzte vor große Probleme, wie eine aktuelle Umfrage in den USA ergab – sie sind weniger zufrieden und kämpfen häufiger mit psychischen Problemen.

 

Schon im Jahr 2015 hatte eine ähnliche Studie für großes Aufsehen gesorgt, auch in der Pferdeszene: Die von Dr. Randall J. Nett geleitete anonyme Umfrage unter US-amerikanischen Tierärzten förderte alarmierende Fakten über den Arbeitsalltag und die psychische Belastung von Tierärzten in den USA zutage. Die wesentliche Botschaft: 9,3 % aller befragten Tierärzte – also nahezujede jeder zehnte – gaben an, mit ernsten psychischen Problemen zu kämpfen, an den vielfältigen Belastungen ihres Berufes zu leiden und unglücklich zu sein. Und sogar jeder sechste gab zu, im Laufe seines Berufsleben mit Selbstmordgedanken gespielt zu haben.

Diese Untersuchung wies zwar einige methodische Schwächen auf – die auch dazu führten, dass ihre Ergebnisse mitunter angezweifelt wurden – dennoch sorgte sie für mehr Sensibilität und Aufmerksamkeit dem Problem gegenüber und war in der Folge Anlass, die tatsächliche berufliche Situation amerikanischer Tierärzte genauer zu untersuchen und auch Lösungsstrategien für berufliche Überforderungen zu entwickeln. In diesem Licht ist auch die nun vom Pharma-Unternehmen Merck in Auftrag gegebene Befragung („Merck Animal Health Veterinary Wellbeing Study“) zu sehen, für die erstmals eine repräsentativ ausgewählte Gruppe von US-Tierärzten detailliert zu ihren beruflichen Lebensumständen interviewt wurde. Insgesamt wurden über 20.000 Mail-Anfragen an Tierärzte verschickt – rund 18 % davon (exakt 3.540) gaben vollständige Antworten ab.

Die Ergebnisse fallen zwar weniger dramatisch aus – doch geben einzelne Resultate durchaus Anlass zur Sorge. Die wohl wichtigste Erkenntnis ist, dass lt. der Merck-Studie lediglich 5,3 % der befragten Tierätzte mit ernsten psychischen Problemen kämpfen und in ihrem Beruf unglücklich sind, also deutlich weniger als in der Nett-Studie aus dem Jahr 2015 (9,3 %). Die am häufigsten genannten psychischen Probleme sind dabei Depressionen, Burnout sowie Angst bzw. Panikattacken. Erschwerend kommt hinzu, dass nur die Hälfte der betroffenen Tierärzte professionelle Hilfe sucht – und auch viele Arbeitgeber keinerlei Unterstützung anbieten, um ihren Mitarbeiter bei deren Problemen zu helfen: Nur 16 % hatten jemals Zugang zu entsprechenden Einrichtungen oder Programmen.

Besorgniserregend sind vor allem einige tieferliegende Details – insbesondere, dass jüngere Tierärzte deutlich öfter mit psychischen Problemen kämpfen: Bei Tierärzten zwischen 18 und 34 Jahren liegt dieser Anteil bei 8,7 % – und bei jenen zwischen 35 und 44 Jahren sogar bei 9,1 %, also sehr nahe am Niveau der Nett-Studie. Bei älteren Tierärzten sinkt dieser Anteil hingegen kontinuierlich: In der Gruppe von 45 bis 54 Jahren beträgt er nur noch 5,2 %, bei den 55- bis 64-jährigen nur noch 2,8 % – und bei den über 65-jährigen sogar nur noch 9,7 %: Je älter, desto zufriedener und glücklicher ist man also.

Der größte ,Sorgen-Macher’ für die jüngeren Tierärzte sind die Schulden – sie sind mit 67 % der am häufigsten genannte Auslöser für psychische Probleme, gefolgt von beruflichem Stress (53 %). Tatsächlich müssen sich die meisten Studenten ihr Veterinär-Studium durch Kredite finanzieren – und die sind beträchtlich, wie die Umfrage ebenfalls zeigte: Stolze 138.000,– US-Dollar betrug die durchschnittliche Schuldenlast im Jahr 2017 – das entspricht nahezu zwei Jahresgehältern eines Tierarztes.

Dies macht auch einer der Autorinnen der Merck-Untersuchung, Linda Lord, Sorgen: „Basierend auf den Umfrage-Ergebnissen sind wir vor allem hinsichltich der jüngeren Tierärzte besorgt, weil sie die Zukunft unseres Berufes sind. Wir alle müssen dabei mithelfen, einen gesünderen Lebensstil unter Tierärzten zu propagieren, einschließlich einer vernünftigen Work-Life-Balance, besseren Erholungsmöglichkeiten und Auswegen aus der Schuldenfalle.“

Die geringe Zufriedenheit mit der eigenen beruflichen Situation führt auch dazu, dass nur ein auffallend niedriger Teil der Tierärzte ihren Beruf auch Freunden oder Bekannten empfehlen würden: Des sind im Falle von Tierärzten nur 41 % – während es in der Gesamtbevölkerung 70 % sind. In der Altersgruppe zwischen 18 und 34 Jahren sinkt diese ,Empfehlungs-Rate’ sogar auf 24 %.

Es bleibt zu hoffen, dass die Ergebnisse dieser Umfrage unter den Dienstgebern und auch unter den Tierärzten ernstgenommen werden – und entsprechende Strategien entwickelt werden, um psychische Probleme am besten gar nicht entstehen zu lassen.

Die gesamte Merck-Umfrage kann man hier nachlesen!

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