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Ausreitzentrum stellt Betrieb ein – auch, weil Reiter immer schwerer werden
20.05.2018 / News

„Wir stellen fest, dass die Menschen ständig schwerer werden, deshalb können wir sie immer öfter nicht reiten lassen, weil sie einfach nicht für die Pferde passend sind", so Besitzerin Dee Dee Wilkinson.
„Wir stellen fest, dass die Menschen ständig schwerer werden, deshalb können wir sie immer öfter nicht reiten lassen, weil sie einfach nicht für die Pferde passend sind", so Besitzerin Dee Dee Wilkinson. / Symbolfoto: Martin Haller

Ein beliebtes Trekking-Centre in Dartmoor wird künftig keine geführten Ausritte mehr durchführen. Einer der Hauptgründe: Die Reitgäste werden immer schwerer.

 

Es ist ein Schritt, der in britischen Medien für zahlreiche Schlagzeilen sorgte: Die Babeny Farm in Poundsgate im Dartmoor-Nationalpark (Grafschaft Devon) hat überraschend angekündigt, seinen traditionsreichen Trekking-Betrieb mit September dieses Jahres einzustellen – und das mit einer Begründung, die aufhorchen ließ: Neben gestiegenen Kosten und größerem bürokratischen Aufwand ist auch das stetig zunehmende Körpergewicht der Reitgäste einer der Hauptgründe, warum man aus dem Trekking-Geschäft aussteigt. „Wir stellen fest, dass die Menschen ständig schwerer werden, deshalb können wir sie immer öfter nicht reiten lassen, weil sie einfach nicht für die Pferde passend sind“, so Besitzerin Dee Dee Wilkinson gegenüber dem ,Plymouth Herald’. Auf der anderen Seite seien die Pferde im in einem Alter, in dem sie allmählich in den Ruhestand geschickt und durch jüngere ersetzt werden müssten: „Und solchen Ersatz zu finden ist fast ein Ding der Unmöglichkeit“, wie sie weiter zugibt.

Gegenüber dem Magazin ,Horse&Hound’ ging sie weiter ins Detail: „Für schwere Reiter müssen wir größere Pferde einsetzen, damit das Gewichts-Verhältnis passt – aber was tut man mit einer sehr kleinen, dicken Person auf einem großen Pferd, was jederzeit passieren kann? Es gibt Reitgäste, die sind 1,52 m groß und wiegen bis zu 100 kg – was soll ich mit denen tun?“

Der extremste Fall, der ihr in den letzten Jahren untergekommen sei, sei eine Reiterin gewesen, die 1,62 m groß war und fast 160 kg wog: „Für eine solche Reiterin gibt es einfach kein größenmäßig passendes, sicheres Pferd“, so Dee Dee Wilkinson,  „Ich hätte sie in Gefahr gebracht, wenn ich sie auf ein Pferd gesetzt hätte. Ich habe die Sorge gehabt, dass sie keine ausreichende Körperspannung hat, leicht herunterfallen und sich dabei ernsthaft verletzen könnte. Wir haben daher in unserem Betrieb ein Gewichtslimit von 100 kg, und das für maximal eine Stunde eingeführt. Für uns wurde es so aber immer schwieriger: Wir hätten schon einige Pferde, die mit einem solchen Reitergewicht zurechtkommen – aber seit ich die Leitung des Trekking-Zentrums im Jahr 2014 übernommen habe, gibt es sicher 30 % mehr dieser übergewichtigen Reiter als damals.“

Das stetig steigende Körpergewicht ihrer Kunden sei aber nicht der einzige Grund für die Schließung des Ausreit-Betriebs: Die Versicherungs-Prämien werden ebenfalls Jahr für Jahr hinaufgesetzt – und auch der gesamte bürokratische Aufwand war kaum noch zu bewältigen. Das alles sei irgendwann zuviel geworden, so Dee Dee Wilkinson: „Der Betrieb eines Trekking-Zentrums ist aufgrund des hohen Risikos emotional und physisch sehr belastend, und das geht im Sommer und im Winter sieben Tage die Woche, ohne Pause und Erholung.“ Ganz von den Pferden werde sie sich aber nicht trennen – sie werde sich künftig mehr auf die Landwirtschaft und die Pferdeeinstellung konzentrieren, um ihren Hof erhalten und positiv führen zu können.

Der Abschied von den Trekking-Touren, die immerhin 35 Jahre lang ein Markenzeichen der Babeny Farm waren, falle ihr trotz allem sehr schwer: „Das ist schon sehr traurig, weil wir seit vielen Jahren unsere Touren anbieten und dabei Gäste aus nah und fern, aus dem In- und Ausland, begrüßen durften. Wir konnten zahllosen Menschen sehr glückliche Erinnerungen schenken – und für viele war es wohl die erste Erfahrung, die Nähe eines Pferdes zu spüren und es selbst zu reiten. Wir haben keinen Zweifel, dass uns viele sehr schmerzlich vermissen werden.“

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