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Lehrvideo: So erkennen Sie Schmerzen im Gesichtsausdruck eines Pferdes
08.06.2018 / News

Schmerzen äußern sich frühzeitig im Gesichtsausdruck eines Pferdes – noch bevor eindeutige Verhaltensweisen wie Kopfschlagen, Buckeln oder Lahmheit zu beobachten sind.
Schmerzen äußern sich frühzeitig im Gesichtsausdruck eines Pferdes – noch bevor eindeutige Verhaltensweisen wie Kopfschlagen, Buckeln oder Lahmheit zu beobachten sind. / Foto: Screenshot Youtube-Video

Eine Serie von Lehrvideos möchte mithelfen, dass Reiter und Pferdebesitzer frühzeitig Schmerzverhalten und Schmerzausdruck bei Pferden erkennen und damit ihr Wohlbefinden verbessern können.

 

„Wir sind es schuldig, ihnen zuzuhören“ – das ist die zentrale Botschaft hinter einer Reihe von Lehrvideos, die von der Plattform ,Equitopia’ seit April dieses Jahres produziert werden und die in der britischen Pferdeszene derzeit Furore machen. Hochkarätige Experten wie Dr. Sue Dyson, Vorstand für klinische Orthopädie beim Animal Health Trust (AHT) sowie die Verhaltens-Spezialistin Dr. Jeannine Berger vermitteln darin auf verständliche, praxisnahe Art und Weise aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse rund um das Pferd und seine Verhaltensweisen – mit dem Ziel, das Wohlbefinden und damit auch die Leistungsfähigkeit von Reitpferden zu verbessern.

Zentraler Ansatzpunkt in den vier Lehrvideos ist das frühzeitige Erkennen von Schmerzen – sei es im Verhalten, beim Reiten oder auch im Gesichtsausdruck von Pferden. „Pferde versuchen uns zu sagen, wenn es ihnen schlecht geht. Wenn sie das während des Reitens tun, denken wir oft reflexartig, dass das Pferd unfolgsam oder schlecht gelaunt ist, dass es ein Verhaltensproblem hat oder dass wir es sind, die es nicht richtig reiten. Doch sehr oft versucht uns das Pferd einfach zu sagen, dass es Schmerzen hat – und das sollten wir rechtzeitig erkennen und alle nötigen Schritte unternehmen, diesen Zustand zu ändern“, so Dr. Sue Dyson in dem Video „Schmerzen im Gesichtsausdruck eines Pferdes erkennen“ (Recognising Facial Expressions of a Horse in Pain).

In ihrer tierärztlichen und ihrer wissenschaftlichen Arbeit haben Dr. Sue Dyson und Dr. Jeannine Berger die Beobachtung gemacht, dass sich Schmerzen sehr frühzeitig im Gesichtsausdruck eines Pferdes zeigen – und zwar noch bevor eindeutiges Schmerzverhalten wie Kopfschlagen, Buckeln oder Lahmheit auftritt. Wenn dem aber so ist, dann könnten Reiter und Pferdebesitzer aber dazu angeleitet werden, diesen ,schmerzbezogenen Gesichtsausdruck’ rechtzeitig zu erkennen – und eine Lahmheit schon in einem frühen Stadium zu diagnostizieren, bevor noch mehr gesundheitlicher Schaden beim Pferd entsteht.

Für diesen Zweck haben Dr. Sue Dyson und Dr. Jeannine Berger ein sogenanntes ,Ethogramm’ entwickelt, sprich: einen Katalog von Verhaltensweisen bzw. Indikatoren, mit dessen Hilfe Pferdebesitzer sich ein besseres und objektiveres Bild über den ,Schmerzzustand’ eines Pferdes machen können. Dr. Jeannine Berger: „Wir haben in zahlreichen Studien Hunderte von Pferden untersucht und uns detailliert die Unterschiede im Gesichtsausdruck von lahmen und von gesunden Pferden angesehen. Dabei konnten wir eine klare Verbindung zwischen bestimmten Merkmalen im Gesichtsausdruck und der Lahmheit, also dem Schmerzempfinden von Pferden entdecken. Pferde mit Schmerzen haben nachweislich einen anderen Gesichtsausdruck als gesunde, schmerzfreie Pferde.“

Diese werden im Lehrvideo anschaulich demonstriert. Wichtige Indikatoren sind etwa die Ohren, die ständig oder zeitweise nach hinten gerichtet sind. Ein zuverlässiger Anzeiger sind aber auch die Augen: Schmerzgeplagte Pferde haben häufig „diesen finsteren, intensiven, starrenden Blick“, wie Dr. Dyson beschreibt, auch eine ungewöhnliche Spannung im Augenbereich, zeitweise geschlossene Augen oder häufiges Blinzeln können auf Schmerzen hinweisen. Auch das Maul zeigt Veränderungen, es steht häufig offen, das Pferd entblößt seine Zähne oder zeigt seine Zunge. Die Nüstern können gebläht sein, wobei sich eine scharfe Falte zwischen den Nüstern abzeichnet. Ein weiterer Indikator für Schmerzverhalten kann auch eine Kopfhaltung deutlich hinter der Senkrechten sein – oder wenn Pferde den Kopf wiederholt auf eine Seite drehen.

„Es ist wichtig zu wissen“, so erklärt das Lehrvideo, „dass es niemals nur ein einziges abnormales Element im Gesichtsausdruck eines Pferdes ist, sondern dass es stets mehrere Signale gemeinsam sind, die darunterliegende Schmerzen anzeigen.“ Dies könnten etwa rückwärtsgerichtete Ohren, angespannte Augenwinkel, geweitete Nüstern und ein geöffnetes Maul sein.

All diese Verhaltensänderungen werden im Video auf eindrucksvolle Weise gezeigt – und das ist zweifellos seine große Stärke: Die Fotos und Video-Sequenzen, die aus zahllosen Verhaltens-Tests, Studien und Untersuchungen stammen, sagen mehr als tausend Worte, sind anschaulicher und aussagekräftiger als ellenlange Texte und Beschreibungen – und zweifellos am besten geeignet, das Auge von Reitern und Pferdebesitzern zu schulen, damit diese frühzeitig Schmerzen und schmerzbezogene Verhaltensweisen bei ihren Pferden erkennen und deren Ursachen bekämpfen können.

Hier das eindrucksvolle Video – anschauen lohnt sich!

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