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Buchtipp: Das traditionelle Arbeits- und Festgespann
14.06.2018 / News

Buchstäblich in letzter Sekunde hat Manfred Kurz 2010 die traditionellen Überlieferungen zu den Arbeits- und Festanspannungen in ihrer besonderen Funktionalität und reichen Ausschmückung zusammengetragen – nun gibt es das einzigartige, kulturhistorisch bedeutsame Werk in einer Neuauflage.

 

Es war eine Sisyphusarbeit, der sich der Autor widmete. Literatur war kaum mehr aufzutreiben. Der Besuch von Heimat-und Volkskundemuseen und dort verfügbare Fuhrwerksmodelle der vergangenen Zeit brachten ebenso manche Erkenntnis, wie Bilder aus Ortschroniken und alten Festschriften.  Am ergiebigsten aber aber erwies sich der Besuch ländlicher Festumzüge mit Foto und Zeichenblock und Gespräche mit den Fuhrleuten.

Gelungen ist Manfred Kurz der Erhalt eines Spezialwissens zum Fuhrwesen, für das ihm alle „Rosserer“ dankbar sind. Dabei hat er sich auf die Darstellung des schwäbischen Fuhrwerkes seiner Heimat konzentriert, das  vierspännig vom Sattel aus gefahren wurde.  Das ist im Untertitel so beschrieben und steht folglich beispielhaft für die umfangreichen Bespannungsvarianten, die überwiegend lediglich regional variieren.

Das Fachbuch ist klar gegliedert. Seine reiche Bebilderung und viele Zeichnungen mit Erklärungstext machen das Buch zu einem Quell des Wissens und zusätzlich zu einem hervorragenden Nachschlagewerk für die Arbeits- und Festanspannung.  

Schlagleder und Rosenriemen ...

Das Pferd war im Volksglauben immer hoch angesiedelt. Traditions- und Brauchtumsumzüge sind zusammen mit Pferdeumritten im gesamten deutschen Sprachraum eine feste Größe im Jahresablauf. Ihre Wurzeln reichen oft bis in vorchristliche Zeit zurück, einige wurden von der Kirche übernommen und haben bis in die heutige Zeit überlebt. Heilige als Pferdepatrone binden die Brauchtumsveranstaltungen an feste Kalendertage.

Grundlage bei Festanspannungen sind immer Kumtgeschirre, die im Laufe der Entwicklung ihre prächtige Entfaltung erlebten. Sie gehen auf den klassischen Viererzug der Frachtfuhrleute zurück, der vom Sattelfahrer gelenkt wurde. Fabrikmäßig hergestellte Geschirre und neuartige Wagen, oft luftbereift, spiegeln nicht das historisch gewachsene ländliche Brauchtum, das in den häufig überladenen Brauereigeschirren seinen Höhepunkt findet.

Die Ausführung der Geschirre ist immer solide und für den schweren Zug geeignet. Die Kumte sind in schwarzem Leder ausgeführt, die Holzteile sind schwarz gebeizt oder naturbelassen. Die Abschlüsse der Kumthölzer in ihrem oberen Bereich kennzeichnen die Position des Pferdes im Viererzug.

Bei den Fahrgebissen handelt es sich um gedrehte, in der Mitte gebrochene Mundstücke mit etwa 10 mm Dicke und einem beiderseitigen Schaumring von etwa 50 mm Durchmesser. Gebisse und Halfter werden über Knebel verbunden. Sie müssen exakt verpasst sein.
Das Rückengeschirrr besteht aus einem Rückriemen mit Bauchgurt, bei Hanfsträngen mit Lederscheiden im Bauchbereich der Pferde, und einem Schwanzriemen (Schweifriemen) sowie fallweise dem Hinterzeug (Umgang).

Die Zugstränge sind weit vorne und hoch am Kumt angebracht, um einen steilen Zugwinkel zu gewährleisten. Kumt und Rückenriemen werden durch die Kumthalteriemen miteinander verbunden. Der Einsatz von Kumtkissen, meist aus Leinwand oder Drell mit Haarfüllung, mehrfach in Längsrichtung durchnäht, ist optional. Der Peitschenhalter ist üblicherweise an der Kumt-Außenseite des Sattelpferdes angebracht.

Das Schmücken unterliegt festen Regeln. Viele Teile des Geschirrschmucks entwickelten sich aus einem wichtigen Gebrauchsgegenstand früherer Tage und besteht hauptsächlich aus verschieden großen Randscheiben, Ringen, Rosenriemen, Schiebern und Schnallen aus Messing. Schals und Maschen werden in allen Breiten und Längen verwendet. An den Kumtaußenseiten sind Geschirrtafeln mit Name und Herkunftsort des Besitzers, Tierfelle (Dachsdecke), Maulkörbe aus Messing sowie Kämme und Schwämme befestigt.
Der besonders reiche Geschirrschmuck zeichnet sich durch aufwändigere Herstellung und weitere Attribute aus, beispielsweise Hufeisentasche, Schmotzbüchse, Glocken-, Schell- und Rollenriemen (Bellen), Sträuße und Girlanden. Größere Lederteile werden anstelle von Nähzwirn dekorativ mit „Näh-Riemen“ genäht, die der Sattler in aufwändigen, reichhaltigen und unterschiedlichen Nähmustern ausführt.
Horst Brindel


Manfred Kurz: „Das traditionelle Arbeits- und Festgespann | Geschirre, Anspannungen und Wagen am Beispiel des schwäbischen Fuhrwerks“

2. Auflage, Starke Pferde-Verlag, Lemgo – ISBN 978-3-98086-9-7

Der Verkaufspreis beträgt 29,90 Euro plus 3,– Euro Versand.

Erhältlich ist es hier im Online-Shop, alternativ kann es über die Mailadresse verlag@starke.pferde.de oder per Telefon 0049 (0)5261-927 926 bestellt werden.

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