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Geplanter Windpark in der Lipizzanerheimat erhitzt die Gemüter
03.07.2018 / News

Für Pferdefreunde und Umweltschützer ein Schreckensszenario: die Lipizzaner, von Windrädern förmlich umzingelt ...
Für Pferdefreunde und Umweltschützer ein Schreckensszenario: die Lipizzaner, von Windrädern förmlich umzingelt ... / Symbolfoto: Archiv Martin Haller/Fotomontage ProPferd

Der in der Steiermark geplante Windpark Stubalm sorgt weiter für Kontroversen und Emotionen: Die Gegner kündigten an, gegen den Genehmigungsbescheid juristisch vorzugehen – nötigenfalls bis zum Europäischen Gerichtshof.

 

Die Stimmung bei der am 26. Juni in Voitsberg durchgeführten mündlichen Verhandlung im Rahmen der Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP) war, wie die ,Kleine Zeitung’ berichtete, „am Köcheln“ – denn es standen sich dabei Gegner und Befürworter des 80 Millionen Euro-Projekts Auge in Auge gegenüber. Insgesamt 15 Gutachten, die das Land Steiermark im Rahmen der UVP in Aufrag gegeben hat, wurden präsentiert. Ende April hatte das Amt der Landesregierung dem Betreiber (Stubalm Windpark Penz GmbH) einen positiven Genehmigungsbescheid erteilt – jedoch nicht für 20, sondern lediglich für 17 Windräder. In der mündlichen Verhandlung wurde eingehend dargelegt, aus welchen Gründen es für die Windanlagen Nr. 9, 10 und 11 keine Zustimmung gegeben hatte – dies waren in zwei Fällen raumplanerische bzw. landschaftsgestalterische Überlegungen, in einem Fall wildökologische Bedenken.

Einige der präsentierten Gutachten müssen nun noch überarbeitet bzw. vervollständigt werden – was laut Verhandlungsleiter Bernhard Strachwitz vom Land Steiermark in den nächsten zwei Wochen geschehen soll. Danach gäbe es eine sechswöchige Frist für Begutachtung und weitere Stellungnahmen.

Diese Zeit wollen auch die Gegner – die insbesondere aus dem Tourismus, der Jagd sowie aus dem Umwelt- und Naturschutz kommen – für weitere Einsprüche nutzen. Sie stehen dem Projekt, das einmal Strom für rund 40.000 Haushalte liefern soll, weiterhin ablehnend gegenüber. Christian Schuhböck von der ,Alliance for Nature’ kritisierte, dass dies österreichweit das erste Projekt wäre, bei dem ein Windpark direkt in ein Landschaftsschutzgebiet gebaut würde – und kündigte auch an, sämtliche juristische Instanzen bis zum Verwaltungsgerichtshof und notfalls auch dem Europäischen Gerichtshof anrufen zu wollen.

Lipizzaner und Gestüt Piber als Streitpunkt

Eine nicht unbeträchtliche Rolle spielte im Vorfeld auch die Frage, ob durch den Windpark – der auch eine Sommerweide des Bundesgestüts Piber betraf – nachteilige Auswirkungen auf die Lipizzanerhengste zu erwarten wären oder gar der Standort Piber in Gefahr wäre. Adi Kern, Tourismus-Chef der ,Lipizzanerheimat’, sieht es zwar grundsätzlich als positiv an, „dass die drei Windräder, die dem Alten Almhaus und der Sommerresidenz der Lipizzanerhengste am Nächsten stehen sollten, abgelehnt wurden“, wie er gegenüber der ,Kronen Zeitung’ meinte. Dennoch wird er auch weiterhin Widerstand gegen das Projekt leisten, zumal es noch keine Langzeitstudie über mögliche negative Auswirkungen von Windrädern auf Pferde (insbesondere hinsichtlich Infraschall-Belastung) gäbe. Und er befürchtet eine nachhaltige Beeinträchtigung des sanften Tourismus, der in den letzten Jahren einen erfreulichen Aufschwung in der Region erlebt hat.

Von den Verantwortlichen des Bundesgestüts Piber bzw. der Spanischen Hofreitschule haben die Projekt-Gegner jedoch keine Unterstützung zu erwarten – dort teilt man deren Bedenken nicht. Geschäftsführer Dr. Erwin Klissenbauer betonte in einem Brief, der auszugsweise auf meinbezirk.at veröffentlicht wurde, dass man bislang „keine negativen Auswirkungen der bestehenden Windräder“ nachweisen konnte. Man habe im Zuge eines Forschungsprojekts eine gesamte Alpsperiode (dreieinhalb Monate) lang das Verhalten und die Gesundheit der Junghengste auf einer Weidefläche, in deren Nahbereich sich bereits Windräder befinden, beobachtet und analysiert: „Vom Ergebnis her konnten wir feststellen, dass die Hengste einerseits nicht durch die Anlagen verschreckt werden und sich andererseits auch in deren unmittelbarer Nähe – trotz Verhandensein von alternativen Flächen – regelmäßig niederlassen“, so Dr. Klissenbauer, der weiter meinte: „Da auch immer wieder die Befürchtung besteht, dass durch die Errichtung von Windkrafträdern es zu einer Absiedlung der Lipizzaner aus dem Bezirk Voitsberg kommen könnte, kann ich Ihnen versichern, dass diese Sorge jeglicher sachlichen Basis entbehrt.“

Die Gegner überzeugen diese Beteuerungen bislang nicht – und fordern von der steirischen Landesregierung eine Standortgarantei für die touristisch immens wichtigen Lipizzaner: Denn eine ,Lipizzanerheimat’ ohne Lipizzaner „wäre auf die Dauer ein bisschen fad“, wie es der Köflacher Bürgermeister Helmut Linhart ausdrückte …

Der Kampf um den Windpark Stubalm und die Lipizzanerheimat ist jedenfalls noch lange nicht vorbei: Die Gegner werden wohl ihre Ankündigungen, sämtliche Instanzen ausnützen zu wollen, wahrmachen – und glauben dabei auch gute Argumente auf ihrer Seite zu haben. Sie haben durch den Genehmigungsbescheid des Landes Steiermark im Rahmen der UVP zwar eine Schlacht verloren – aber noch nicht den Krieg. Man darf auf die weiteren juristischen Scharmützel gespannt sein …

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