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Studie: Koppen hilft Pferden bei der Stressbewältigung
20.08.2018 / News

Die Vermutung, dass sich Pferde mit Hilfe des Koppens gleichsam selbst belohnen und so Stress-Situationen besser bewältigen können, wird durch die neue Studie untermauert.
Die Vermutung, dass sich Pferde mit Hilfe des Koppens gleichsam selbst belohnen und so Stress-Situationen besser bewältigen können, wird durch die neue Studie untermauert. / Symbolfoto: Martin Haller

Eine neue Studie hat weitere Hinweise dafür gefunden, dass die Stereotypie des Koppens bei Pferden eine Möglichkeit darstellt, besser mit Stress umzugehen und seinen Folgen entgegenzuwirken.

 

Die Hyothese ist nicht neu – doch kaum zuvor waren die Beweise dafür so überzeugend: Forscher der Royal Agricultural University (RAU) in Gloucestershire und der Universität von Aberystwyth konnten bei Pferden, die an der Stereotypie des Koppens litten, eindeutige neurologische Unterschiede zu Pferden entdecken, die frei von dieser Verhaltensstörung waren.

Die Wissenschaftler konzentrierten sich bei ihrer Studie auf einen wichtigen Teil des Gehirns, nämlich das Striatum, das die Eingangsstation der sogenannten Basalganglien unterhalb der Großhirnrinde bildet und die elementare Funktionen wie Motivation, Emotion, Kognition und Bewegungsverhalten regeln und koordinieren. Eine zentrale Rolle spielt dabei der Neurotransmitter Dopamin – ein Botenstoff, der u. a. für Belohnung, Motivation und Gedächtnis benötigt wird.

Im Rahmen ihrer Analyse stellten die Wissenschaftler dabei zwischen der Untersuchungsgruppe (insgesamt zehn koppende Pferde) sowie der Kontrollgruppe (zehn nicht-koppende Pferde gleicher Rasse und gleichen Geschlechts) bemerkenswerte Unterschiede hinsichtlich ihrer ,neuronalen Sensibilisierung’ fest. Diese Unterschiede deuten darauf hin, „dass die Ausführung dieser nahrungsmotivierten Verhaltensweise für das Pferd selbst-stimulierende bzw. belohnende Effekte hat“, so Autor Dr. Andrew Hemmings von der Royal Agricultural University in einem Interview mit der Zeitschrift ,Horse&Hound’.

Dr. Andrews weiter: „Auf dieser Grundlage könnten Verhaltensweisen wie das Koppen es Pferden ermöglichen, mit stressreichen Situationen besser fertig zu werden – genauso wie Menschen belohnende Aktivitäten oder Dinge nutzen, um den Auswirkungen von Stress entgegenzuwirken.“ Dies werfe natürlich, wie auch andere Untersuchungen gezeigt haben, „eine Reihe von Fragen hinsichtlich des Pferdewohls auf, da sich diese Verhaltensweise normalerweise unter Haltungsbedingungen entwickelt, in denen Pferden eine artgemäße Ernährung, soziale Interaktion und die Möglichkeit, sich frei zu beweigen, vorenthalten werden“.

Zudem sei es angesichts der aktuellen Studienergebnisse auch zweifelhaft, ob die physische Unterbindung von Koppen (z. B. durch Kopperriemen oder Maulkörbe, Anm.) tatsächlich eine gute Idee wäre, so Dr. Hemmings. „Aus Sicht des Pferdemanagements ist eine physische Verhinderung des Koppens nicht ratsam, da wir in eine wichtige Bewältigungsstrategie eingreifen – und dieser Eingriff das Pferd anfällig für die schädlichen und auch leistungsmindernden Auswirkungen von Stress machen könnte.“

Die Untersuchung „Causal and functional interpretation of mu- and delta-opioid receptor profiles in mesoaccumbens and nigrostriatal pathways of an oral stereotypy phenotype" von Dr. Andrew Hemmings, Dr. Matthew O.Parker, Dr. Catherine Hale und Dr. Sebastian D. McBride ist in der Zeitschrift ,Behavioural Brain Research' erschienen und kann in englischer Originalfassung hier nachgelesen werden.

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