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Harmlos oder grausam? Fast 200.000 fordern Verbot von Pony Painting Partys
19.09.2018 / News

Sind ,Pony Painting Partys
Sind ,Pony Painting Partys' stressig und unangenehm für das Pferd – oder ein harmloses Kindervergnügen? Diese Diskussion entzweit gerade die britische Bevölkerung ... / Foto: Screenshot Petition/www.change.org

Sind sie ein harmloses Vergnügen oder grausame Tierquälerei: Eine Petition, die ein gesetzliches Verbot sogenannter ,Pony Painting Partys’ fordert, hat rund 200.000 Unterstützer gefunden – und sorgt in Großbritannien für heftige Debatten.

 

Fast alle wichtigen Tageszeitungen in Großbritannien haben darüber berichtet – und eine intensive öffentliche Debatte ausgelöst: Eine Online-Petition, die ein Verbot von ,Pony Painting Partys’ durch das britische Parlament fordert, hat mittlerweile fast 200.000 Unterschriften erreicht und vor allem in der Pferdeszene für viel Aufregung gesorgt. Unter dem Titel „Ban pony painting partys“ (,Verbietet Pony Painting Partys’) heißt es im Petitions-Text:

Pony-Painting-Partys sind ein verstörender Trend, der neuerdings in ganz Großbritannien zu beobachten ist. Stellen Sie sich vor, dass Sie angebunden unter kreischendem Gelächter und unvorhersehbaren Berührungen von Fremden ausgesetzt sind, die Ihre Haare mit Farbe beschmieren. Genau das passiert derzeit im ganzen Land mit Pferden – weshalb wir Stellung beziehen müssen und derartige Pony-Mal-Partys verbieten sollten.

Wie würden Sie sich fühlen, wenn Fremde Farbe auf Ihr Haustier schmieren würden? Wollen wir das bei Kindern fördern? Wenn wir das weiter zulassen, wird es nur noch schlimmer werden. Was passiert, wenn ein gestresstes Pferd ein Kind tritt oder beißt? Was ist, wenn es tragische Todesfälle gibt? Diese Partys sind sowohl für Kinder als auch für Tiere gefährlich – und das alles nur für ein bisschen Geld.

Das Tierschutzgesetz aus dem Jahr 2006 besagt, dass die Besitzer eine Fürsorgepflicht ihren Tieren gegenüber haben – und die Verantwortung, sie vor Leid zu schützen. Tiere können Schmerzen und Leiden auf verschiedene Arten mitteilen - Pferde zeigen Stress-Anzeichen durch geblähte Nüstern, einen erhobenen Schweif, durch Schwitzen oder eine erhöhte Herzfrequenz. Diese subtilen Signale sind für Familien oder Kinder nicht leicht erkennbar und könnten sogar von den Veranstaltern dieser Partys übersehen werden, weil ihnen die Gewinne wichtiger sind.

Tiere wollen nicht begrapscht, angekreischt oder angemalt werden nur zum Vergnügen des Menschen. Unterschreibt daher diese Petition und bezieht heute Stellung, um diese unnötige Quälerei zu verbieten!

Die Petition, die seit Anfang August zur Unterzeichnung online steht, traf offenbar einen empfindlichen Punkt und fand ein bemerkenswertes Echo: Innerhalb einer Woche hatten fast 60.000 Personen unterzeichnet – und das Thema erreichte landesweite Aufmerksamkeit. Mittlerweile hält die Petition (Stand 19. September 2018) bei fast 199.000 Unterstützern, die 200.000er Marke dürfte in den nächsten Tagen überschritten werden.  Massiv unterstützt wurde der Aufruf durch die Tierschutzorganisation PETA, die deartige Mal-Aktionen als „grausamen neuen Trend“ brandmarkte und die beklagte, dass damit eine falsche Botschaft über die Behandlung dieser gefühlvollen Tiere verbreitet werde. Wörtlich hieß es in einer Mitteilung: „Das erste, was einem Kind beigebracht werden sollte, ist die Goldene Regel – nämlich andere so zu behandeln, wie man auch selbst behandelt werden möchte. So wie Kinder nicht gezwungen werden möchten, still zu stehen, während sie jemand anderere am ganzen Körper anmalt, so ist es auch falsch, Ponys genau dieser Behandlung auszusetzen. Kindern zu erlauben, Ponys wie Malbücher zu behandeln ist eine Schulstunde in Gefühllosigkeit und Respektlosigkeit, die verantwortungsvolle Eltern ihnen niemals zumuten würden.“ Und weiter heißt es: „Ponys sind keine Party-Requisiten – sie sind intelligente, vielschichtige Tiere, die für ihre natürliche Schönheit geschätzt werden sollten. Sie sind sensibel und leicht verschreckbar – es besteht sogar die Gefahr, dass ein Kind von einem Pony getreten wird, das unter Stress steht, weil es auf einer Party mit lauter Musik und aufgeregten Kindern sein muss. Die Ausbeutung eines Tiers sollte keinen Platz auf einer Kinderparty haben, wir appellieren daher an die Eltern, sich für Aktivitäten zu entscheiden, die frei von Grausamkeiten sind, etwa Fingermalerei oder Schminken.“

In den sozialen Netzwerken hatten die Befürworter eines Verbots eindeutig die Oberhand, während die Gegner des Aufrufs – darunter auch viele Pferdebesitzer – sich schwer taten, mit ihren Argumenten durchzudringen. Die gewichtigste Stimmer erhob – wie so oft – die Zeitschrift ,Horse&Hound’, die in ungewöhnlich deutlicher Weise in einem Kommentar gegen die Petition Stellung bezog. Die Argumente, die für ein Verbot ins Treffen geführt wurden, beruhen großteils auf falschen Annahmen – und seien nichts anderes als eine unzulässige ,Vermenschlichung’ des Lebewesens Pferd: „,Tiere wollen nicht angemalt werden’, heißt es in der Petition. Sagt wer? Die meisten Pferde lieben es, gepflegt und gestreichelt zu werden, sie lieben es, wenn man sie bürstet – es tut ihnen geistig und körperlich gut. Worin liegt denn der Unterschied, ob man nach einem Ritt Schweiß und Staub abwischt oder mit einem bunten Pinsel übers Fell fährt? Wieso soll es eine Rolle spielen, ob die Hand eines Kindes bemalt ist, wenn sie ein Pony streichelt? Wieso soll es etwas anderes sein, das Skelett eines Pferdes auf das Fell zu malen, um die Funktionsweise seines Organismus zu demonstrieren, wie es Tierärzte oft tun, um ein besseres Verständnis für die Anatomie und damit für das Wohlergehen des Pferdes zu erreichen? Ponys ist es herzlich egal, ob sie unterschiedliche Farben haben. Ironischerweise ist das Bild, das die Petition verwendet, um diese ,Grausamkeit’ zu illustrieren, ausgerechnet ein Pony, das im Halbschlaf vor sich hindöst und offensichtlich völlig unbeeindruckt von seinem bunten Äußeren ist. Den nicht-pferdeaffinen Menschen, die hier unterschreiben möchten, sei gesagt: Wenn dieses Pony wirklich irgendwelche Schmerzen hätte, würde es nicht so aussehen.“

Für ,Horse&Hound’ ist die Kritik an den Pony Painting Partys jedenfalls überzogen – und kein echtes Thema für Tierschutz- und Tierrechtsorganisationen: „Es ist großartig, wenn sich die Menschen um das Wohlergehen der Pferde sorgen. Aber wenn sie das wirklich tun, dann sollten sie sich eher über den unvorstellbaren Missbrauch und die Vernachlässigung aufregen, die Pferden auf der ganzen Welt widerfährt. Sie könnten für Pferdeschutzvereine spenden oder die wichtige Petiton von ,World Horse Welfare’ unterzeichnen, die sich gegen die wirklich abscheuliche, grausame und unemnschliche Praxis von Schlachtpferdetransporten über riesige Distanzen wendet. Wenn all diese empörten Leute sehen würden, was die Mitarbeiter solcher Organisationen viel zu oft in Großbritannien und anderen Ländern Europas sehen – grotesk fettleibige, verwahrloste und verletzte Pferden, die in Fleischfabriken gezüchtet und stundenlang ohne Wasser und Nahrung und ohne Pausen transportiert werden – dann würden sie vielleicht ein bisschen Kreidefarbe auf einem geliebten und gut behandelten Tier in einem anderen Licht sehen.“

Hier kann man den aktuellen Stand der Petition ,Ban pony painting partys’ sehen und sie auch unterzeichnen, wenn man möchte …

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