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Neues NÖ Jagdgesetz ermöglicht Abschuss von Problemwölfen
21.09.2018 / News

In Niederösterreich leben derzeit ca. 20 bis 30 Wölfe in zwei Rudeln – die Tendenz ist steigend ...
In Niederösterreich leben derzeit ca. 20 bis 30 Wölfe in zwei Rudeln – die Tendenz ist steigend ... / Symbolfoto: Fotolia/jimcumming88

Der NÖ Landtag hat gestern eine Änderung des Jagdgesetzes beschlossen, mit der die rechtlichen Voraussetzungen für einen besseren Schutz vor Wölfen geschaffen wurden – von der Vergrämung bis zum Abschuss von Problemtieren.

 

Der NÖ Landtag hat am Donnerstag (20. Sep.) die Änderung des Jagdgesetzes beschlossen, die eine effizientere Regulierung der rasch wachsenden Wolfpopulation in NÖ gewährleisten soll. Der im Landwirtschaftsausschuss erarbeitete Antrag wurde mit den Stimmen von ÖVP, SPÖ und FPÖ mit großer Mehrheit beschlossen – Grüne und NEOS stimmten dagegen.

Geändert wurde der Paragraf 100a des NÖ Jagdgesetzes, wodurch künftig die Bezirkshauptmannschaften Jagdausübungsberechtigten Aufträge für eine raschere und effektivere Regulierung der Wolfsbestände und den Umgang mit Problemwölfen erteilen können: Diese können von der Vergrämung (z. B. durch Schreckschussmunition, Gummigeschosse, Signalpatronen etc.) über Fang und Betäubung bis hin zum Abschuss von gefährlich gewordenen Wölfen reichen. Taucht ein sogenannter „Problemwolf“ – etwa in der Nähe von Siedlungen oder landwirtschaftlichen Betrieben – auf, muss das der Gemeinde gemeldet werden. Danach landet der Fall bei der Bezirksverwaltung, sprich: den Bezirkshauptmannschaften, die durch ein Expertengremium festlegen, wie weiter mit dem Tier verfahren werden soll und welche Maßnahmen zur Anwendung kommen. Landeshauptfrau-Stellvertreter Stephan Pernkopf von der ÖVP stellte im Vorfeld klar, dass der Abschuss – wie schon bisher – nur als „letztes Mittel“ zum Einsatz kommen könne und von einer generellen Ermächtigung zur sogenannten „Entnahme“ nicht die Rede sein kann.

Schon im Vorfeld des Beschlusses, aber auch in der gestrigen Debatte kam es zu heftigen Meinungsdifferenzen zwischen Gegnern und Befürwortern der Neuregelung. Dr. Helga Krismer-Huber von den Grünen sagte, sie finde es bezeichnend, dass im NÖ Jagdgesetz die Jäger den Wolf abschießen sollen. Es gebe deutsche Bundesländer, die das im Naturschutzgesetz regelten. Mit der heutigen Entscheidung tue man den Jägern in Niederösterreich nichts Gutes. Man polarisiere hier ganz bewusst und schüre hier Ängste. Die Wölfe durchstreiften, ob man wolle oder nicht, Niederösterreich. Man werde sich überlegen müssen, wie Mensch, Tier, Landwirtschaft und Jagd miteinander auskämen. Man habe heute eine Situation, dass Landwirte überrascht seien und wenig Unterstützung bekommen hätten. Die Entscheidung heute sei aus ihrer Sicht eine falsche Entscheidung.

Franz Mold von der ÖVP verteidigte hingegen die Gesetzesänderung, mit der man auf die zunehmende Ausbreitung des Wolfes in NÖ reagieren musste. Der Wolf komme mittlerweile ganz nahe an Häusern und Siedlungen, Schafe seien gerissen worden. Der Wolf sei eine Gefahr für die Menschen in der Region und eine Gefahr für die Landwirtschaft, und der Wolf sei auch ein Schaden für den Tourismus in der Region. Die Tierart sei nicht vom Aussterben bedroht. Daher müsse es legitim sein, dass zur Abwendung von Schäden der Bestand reguliert werden könne. Der Schutz der Menschen müsse Priorität haben. Es müssten jetzt Maßnahmen ergriffen werden. Es gehe nicht um einen Freibrief zum Schießen, sondern es gehe um einen Kriterienkatalog, wann welche Maßnahmen ergriffen werden sollen, so Mold.

Reserviert reagierten die Vertreter der Jägerschaft auf den Beschluss – man fürchtet, dass im Falle des Abschusses eines Wolfes das Image der gesamten Jägerschaft leiden könnte: „Es ist niemand scharf darauf, auf Wolfsjagd zu gehen, aber wenn wir den Behördenauftrag bekommen, werden wir diesem selbstverständlich nachkommen“, sagt der stellvertretende nö. Landesjägermeister, Werner Spinka gegenüber dem ,Kurier’. Jedenfalls habe der Landesjagdverband sich von der Behörde absolute Anonymität für denjenigen garantieren lassen, der einen Wolf erlegt: „Es kann nicht sein, dass dann ein Jäger in der Öffentlichkeit am Pranger steht“, so Spinka.

In Niederösterreich gibt es nach Expertenschätzungen derzeit ca. 20 bis 30 Wölfe, die in zwei Rudeln auf dem Truppenübungsplatz Allentsteig sowie im niederösterreich-oberösterreichisch-tschechischen Grenzraum leben. Im August 2016 war der erste Wolfsnachwuchs seit mehr als 100 Jahren auf dem 15.000 Hektar großen Areal des Truppenübungsplatzes in Allentsteig gesichtet worden. Das zweite Rudel wurde erst vor wenigen Wochen durch Aufnahmen von Wildkameras entdeckt. Für besonderes Aufsehen sorgte im Juni 2018 eine Wolfsattacke in einem Pferdebetrieb in Mauerbach, bei der drei Schafe getötet wurden (siehe unseren ausführlichen Bericht dazu).

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