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Pferde blinzeln deutlich öfter, wenn sie unter Stress stehen
24.10.2018 / News

Stehen Pferde unter Stress, steigt auch die Blinzel-Rate signifikant an – allerdings erst nach einer ,Schreck-Minute
Stehen Pferde unter Stress, steigt auch die Blinzel-Rate signifikant an – allerdings erst nach einer ,Schreck-Minute' ... / Symbolfoto: Irene Gams

Britische Wissenschaftler konnten zeigen, dass die Blinzel-Rate bei Pferden, die leichtem Stress ausgesetzt waren, deutlich anstieg – und daher ein guter Indikator für die Stressbelastung von Pferden wäre, den man auch im Alltag sinvoll einsetzen könnte.

 

Beim Menschen ist es längst erwiesen: Wer unter Anspannung, Nervosität oder Stress steht, der blinzelt auch öfter – und dies dürfte, wie britische Forscher herausgefunden haben, auch für Pferde zutreffen. Im Rahmen einer Testreihe haben die Wissenschaftler insgesamt 33 Pferde (21 Wallache und 12 Stuten) mit einem Durchschnittsalter von 11 Jahren einem Experiment unterzogen, bei dem ein zehnminütiges Scheren vorgetäuscht wurde und das dazu diente, eine leichte Stressreaktion hervorzurufen. Die gesamte Prozedur wurde auf Video aufgezeichnet und dabei die exakte Blinzel-Rate gemessen; zusätzlich wurden weitere Stress-Parameter erhoben, etwa durch eine detaillierte Herzfrequenzmessung (inkl. Herzschlagvariabilität) sowie durch die Messung der Cortisol-Konzentration im Speichel. Diese Parameter wurden sowohl 10 Minuten vor als auch 10 Minuten nach der Test-Prozedur durchgeführt, wodurch jedes Pferd auch sein eigenes Vergleich bzw. Kontroll-Individuum war.

Eine signifikante physiologische Stressreaktion wurde bei 16 Pferden beobachtet. Bei diesen Pferden gab es auch einen hochsignifikanten Anstieg der mittleren Blinzel-Rate über die Dauer des fingierten Scherens: Die Pferde blinzelten deutlich häufiger, solange sie unter Stress standen – jedoch nicht darüber hinaus.

Nicht weniger bemerkenswert war jedoch ein weiteres Ergebnis: Wie die Auswertung der Videoaufnahmen zeigte, gab es bei sämtlichen Pferden eine signifikante Abnahme der Blinzel-Rate in der ersten Minute des fingierten Scherens – und zwar unabhängig von der gesamten Stressreaktion. Diese anfängliche Reduktion der Blinzel-Rate in der ersten Minute eines stressigen Ereignisses lässt sich, so die Wissenschaftler, als eine Art „Schreck-Reflex“ erklären, in der das Pferd visuell auf den neuartigen Stimulus fixiert ist, um die maximale Menge an visueller Information zu erhalten – und erst danach zu reagieren. Man kann also von einer Art ,Schreck-Minute’ sprechen, in der die Pferde gleichsam ,erstarren’ – und dabei sogar auf das Blinzeln ,vergessen’.

Die Ergebnisse dieser Studie legen nahe, dass die Blinzel-Rate ein sehr sensibles Maß für die neurale Funktion und das Zusammenspiel von sympathischen und parasympathischen Nervensystemen in Verbindung mit Stress bzw. Stressbewältigung sein kann, so die Wissenschafler zusammenfassend: „Wir konnten feststellen, dass – wenn die Pferde ängstlich wurden – die Blinzel-Rate dramatisch anstieg, jedoch nur für die Dauer des stressigen Ereignisses. Die genaue Beobachtung der Blinzel-Rate kann möglicherweise nützlich sein für den Umgang mit Pferden in stressigen Situationen und um das Stress-Niveau von Pferden in Echtzeit, auf nicht-invasive und sehr kostengünstige Weise beurteilen zu können.“

Die Untersuchung ,Spontaneous blink rate as a measure of equine stress“ von R. Mott, S. Hawthorne und S. McBride wurde im Rahmen der 14. Jahrestagung der ,Internationalen Gesellschaft für Pferdewissenschaften' (ISES) von 21.–24. September 2018 in Rom vorgestellt.

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