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Studie: Reiter neigen zu Selbstüberschätzung
07.11.2018 / News

Viele Reiter haben eine viel zu hohe Meinung vom eigenen Wissen – und möglicherweise auch vom eigenen Können, so eine aktuelle Studie.
Viele Reiter haben eine viel zu hohe Meinung vom eigenen Wissen – und möglicherweise auch vom eigenen Können, so eine aktuelle Studie. / Symbolfoto: Simone Aumair

Britische Wissenschaftler wollten herausfinden, ob Reiter ihr pferdebezogenes Wissen korrekt einschätzen können. Das Resultat war ernüchternd – aber für die Forscher wenig überraschend.

 

Die Wissenschaftler David Marlin, Hayley Randle, Lynn Pal und Jane Williams wollten einer eigentlich einfachen Frage auf den Grund gehen: Sind Reiter in der Lage, ihr eigenes Wissen rund um Pferde objektiv und korrekt einzuschätzen? Im Rahmen ihres Forschungsprojekts wurden insgesamt 128 Reiter und 123 Nicht-Reiter mit unterschiedlichen Bildungsniveaus gebeten, einen Fragebogen zum Allgemeinwissen auszufüllen und im Anschluss daran einzuschätzen, wieviele Fragen sie ihrer Meinung nach richtig beantwortet hatten. Die Gruppe der Reitern, die ebenfalls hinsichtlich Reiterfahrung sehr unterschiedlich war, wurde darüberhinaus auch noch ersucht, eine Reihe von pferdespezifischen Fragen zu beantworten – und wiederum einzuschätzen, wie gut sie dabei abgeschnitten haben.

Die Ergebnisse waren bemerkenswert: Sowohl die Reiter als auch die Nicht-Reiter zeigten beim allgemeinen Wissens-Test ein ähnliches Leistungsniveau – und beide Gruppen hatten einigermaßen genaue Schätzwerte für ihre erreichte Punktezahl. Beim pferdebezogenen Wissens-Test stellte sich jedoch heraus, dass die Reiter zu einer „deutlichen Überschätzung ihres Pferdewissens“ neigten, und zwar unabhängig vom eigenen Erfahrungs- bzw. Ausbildungsniveau in Sachen Pferd.

„In dieser vorläufigen Untersuchung haben wir festgestellt, dass alle Reiter ein überhöhtes Vertrauen in ihr Wissen über Pferde hatten, was darauf hindeutet, dass Pferdemenschen nur einen bescheidenen Einblick in ihre eigenen Fähigkeiten haben“, so die Studienautoren gegenüber dem Magazin ,Horse&Hound’. Mit anderen Worten: Reiter halten sich für deutlich schlauer, als sie tatsächlich sind, haben eine viel zu hohe Meinung vom eigenen Wissen – und möglicherweise auch vom eigenen Können.

Die Studie ist die erste ihrer Art, in welcher der sogenannte ,Dunning-Kruger-Effekt’ bei Reitern nachgewiesen werden konnte. Der Begriff geht auf eine Studie der beiden Psychologen David Dunning und Justin Kruger aus dem Jahr 1999 zurück, die durch eine Reihe von Experimenten belegen konnten, dass Unwissenheit häufig mit überhöhtem Selbstvertrauen einhergeht und weniger kompetente Personen dazu neigen, ihre eigenen Fähigkeiten zu überschätzen und die überlegenen Fähigkeiten anderer Personen nicht zu erkennen. Überspitzt ausgedrückt: Völlige Ahnungslosigkeit und völlige Selbstüberschätzung sind sehr oft gemeinsam anzutreffen.

Wie die aktuelle Untersuchung zeigt, sind Reiter von dieser Regel offenkundig nicht ausgenommen – leider. Die Autoren betonen jedoch, dass noch weitere Forschungsarbeiten in diesem Bereich erforderlich sind, insbesondere genauere Untersuchungen darüber, ob auch die körperlichen Fähigkeiten beim Reiten oder bei der Pferdepflege überschätzt werden. Auf diesen Punkt weisen die Studienautoren besonders kritisch hin: Die Überschätzung der eigenen Fähigkeiten könnte – ähnlich wie bei Autofahrern – fatale Folgen haben, nicht nur für die Reiter selbst, sondern auch für ihre Pferde, so die Warnung der Wissenschaftler: „Dieses übermäßige Selbstvertrauen kann ernsthafte Konsequenzen für das Wohlbefinden von Pferden haben und die psychische Gesundheit von Reitern beeinträchtigen – was gravierende Sicherheitsprobleme für Pferd und Reiter nach sich ziehen kann.“

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