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Ministerium bestätigt: Wolf tötete Ponyfohlen in Niedersachsen
15.12.2018 / News

In Niedersachsen hat zum ersten Mal ein Wolf ein Fohlen getötet – Pferdehalter und auch die FN sind beunruhigt.
In Niedersachsen hat zum ersten Mal ein Wolf ein Fohlen getötet – Pferdehalter und auch die FN sind beunruhigt. / Symbolfoto: Fotolia-VK

Am Dienstag (11. Dezember) wurde auf einer Weide in Stöcken (Niedersachsen) ein Shetlandpony-Fohlen von einem Wolf gerissen und gefressen, auch die Mutterstute wurde bei der Attacke verletzt. Die FN ist alarmiert und fordert mehr Unterstützung für Pferdehalter.

 

Es ist der Albtraum jedes Pferdehalters, der für eine Familie aus Stöcken, einem Ortsteil der Stadt Rethem (Aller) in Niedersachsen Wirklichkeit geworden ist. Als sie am Mittwochmorgen nach ihren Pferden sehen wollten, entdeckte sie auf der Weide den Kadaver eines Shetlandpony-Fohlens, daneben die traumatisierte Mutterstute, die seit 16 Jahren auf dem Hof lebt und selbst von dem Wolf verletzt wurde. Der Tierarzt des Wolfsbüros Hannover, der zur näheren Begutachtung herbeigerufen wurde, bestätigte aufgrund zahlreicher Indizien und eines wolfstypischen Rissbildes, dass die Attacke höchstwahrscheinlich auf einen oder mehrere Wölfe zurückzuführen ist.  Der Vorfall wurde mittlerweile behördlich als Wolfsriss anerkannt und in die amtliche Übersicht über Nutztierschäden aufgenommen, die tatsächlich oder mutmaßlich von Wölfen in Niedersachsen verursacht wurden. Dadurch hat die Familie auch Anspruch auf sogenannte ,Billigkeitsleistungen’, also Schadenersatz durch das Land Niedersachsen – zweifellos nur ein schwacher Trost für den Verlust eines Fohlens.

Es ist der erste bestätigte Riss eines Fohlens durch einen Wolf in Niedersachsen – entsprechend beunruhigt und verunsichert sind derzeit die niedersächischen Pferdehalter. Niedersachsen zählt – gemeinsam mit Brandenburg, Sachsen und Sachsen-Anhalt – zu jenen Bundesländern, die von der Ausbreitung des Wolfes in Deutschland am stärksten betroffen sind. Nach jüngsten Informationen sollen derzeit 18 Rudel mit geschätzten 200 Tieren in Niedersachsen leben, Tendenz steigend. Nach Angaben des Wolfsbüros Niedersachsen, das dem Umweltministerium untersteht, ist auch die Zahl der durch Wölfe getöteten Nutztiere im heurigen Jahr angestiegen, wenn auch nur leicht: In der ersten Jahreshälfte 2017 gab es 92 gemeldete Nutzttierrisse, wovon 54 Wölfen zugeordnet werden konnten – in den ersten sechs Monaten des Jahres 2018 waren es bereits 111 gemeldete Angriffe, 64 davon gingen auf Wölfe zurück, wie der NDR kürzlich berichtete.
Attacken von Wölfen auf Pferde sind glücklicherweise selten – kommen aber vereinzelt immer wieder vor, so etwa ein Fall am 8. Mai dieses Jahres in Selsingen, ebenfalls in Niedersachsen, bei dem zwei Pferde, die vor einem Wolf aus der Koppel ausgebrochen sind, verletzt wurden.

Auch die Deutsche Reiterliche Vereinigung (FN) ist durch den aktuellen Fall alarmiert: „Nun ist das passiert, wovor wir immer gewarnt haben. Unser Mitgefühl gilt der Familie, die den schrecklichen Fund machen musste“, so FN-Präsident Breido Graf zu Rantzau in einer ersten Stellungnahme. „Jetzt muss auch dem letzten Menschen klar werden, dass der Wolf eine echte Bedrohung für Weidetiere ist. Wir werden nicht ruhen, ehe geeignete Maßnahmen ergriffen werden, um unsere Pferde vor diesem Raubtier zu schützen. Die nächste Fohlen-Saison ist nicht mehr fern. Die Tierhalter müssen dabei unterstützt werden, ihren Pferden ein sicheres Umfeld geben zu können, an das sich der Wolf nicht herantraut und in das er vor allem nicht eindringen kann.“

An den Diskussionen zum Thema Wolf beteiligt sich die FN bereits seit mehreren Jahren intensiv und vertritt öffentlich eine klare Position zur Rückkehr des Wolfes: Generell ist es zu begrüßen, dass eine ausgerottete Tierart zurückgekehrt ist. Aber diese Rückkehr darf nicht auf Kosten der Haus- und Nutztiere geschehen. Die FN steht in engem Schulterschluss mit anderen Interessenvertretern, wie dem Aktionsbündnis Pro Pferd, dem Deutschen Bauernverband und verschiedenen Nutztier-Zuchtverbänden. Die FN fordert nun eine deutliche Reaktion der Politik, um Weidetiere und deren Halter vor dem Raubtier Wolf zu schützen. Man wird sehen, ob dieser Wunsch Gehör findet – ein Patentrezept für den konfliktfreien Umgang mit dem Wolf hat die deutsche Politik aber bislang nicht gefunden …

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