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Schweiz schreibt 2-cm-Abstand für Nasenriemen ab 2020 vor
17.12.2018 / News

Der Mindestabstand zwischen Nasenriemen und Nasenrücken muss in der Schweiz künftig 2 cm betragen, gemessen soll mit einer speziellen Schablone werden.
Der Mindestabstand zwischen Nasenriemen und Nasenrücken muss in der Schweiz künftig 2 cm betragen, gemessen soll mit einer speziellen Schablone werden. / Foto: Archiv

Der Vorstand des Schweizer Pferdesportverbandes (SVPS) hat einen Antrag der Arbeitsgruppe ,Zäumungen und Gebisse’ bewilligt und führt ab 2020 einen verpflichtenden Abstand von 2 cm zwischen Nasenriemen und Nasenrücken ein.

 

Bei seiner Vorstandssitzung hat der Schweizer Pferdesportverband (SVPS) nicht nur eine Reihe wichtiger Neubesetzungen bei diversen Führungspositionen durchgeführt (Details siehe in dieser Mitteilung), sondern sich wieder einmal ausführlich mit dem Bereich ,Tierschutz und Pferdewohl’ auseinandergesetzt. Von besonderem Interesse waren dabei die Anträge der Arbeitsgruppe „Zäumungen und Gebisse“, die sich u. a. auf das vieldiskutierte Thema Nasenriemen und Nasenriemen-Abstand bezogen und schon im Vorfeld für einigen Gesprächsstoff unter Pferdefreunden gesorgt hatten. Der Vorstand hat nun – wie der SVPS mitteilte – drei Anträge dieser Gruppe bewilligt, und zwar:

    1.    Ein verschnalltes Nasenband soll 2 cm Platz zwischen Nasenrücken und Lederzeug aufweisen, was anhand eines speziellen Messgerätes belegt werden kann. Die Disziplinen werden vom Vorstand beauftragt, dies für die Reglemente 2020 vorzubereiten.

    2.    Weiter wird der Vorstand den verschiedenen Disziplinen den Auftrag geben, eine Liste der bewilligten Gebisse alters- und stufengerecht zu erarbeiten und diese auf 2020 einzuführen.

    3.    Der SVPS lanciert in Zusammenarbeit  mit den entsprechenden Institutionen  (Universitäten, Hochschulen) Forschungsprojekte (Bachelor- und Masterarbeiten/Dissertationen etc.):

– zur aktuellen Situation des Gebrauchs von Zäumungen und Gebissen in der Schweiz,

–    zum Einsatz und Effekten von Zäumungen und Gebissen aufgrund Hypothesen aus der Studie Uldahl et al. 2018,

– zur Entwicklung von Prüfungsmethoden von neuen Zäumungen und Gebissen auf dem Markt hinsichtlich des Wohlbefindens der Pferde und unter Einbezug und allfälliger Mitfinanzierung durch Bund, Hersteller sowie tierschützerische Kreise.

Die Schweiz folgt damit dem Beispiel des dänischen Pferdesportverbandes, der 2018 einen Mindestabstand von 1,5 cm zwischen Nasenriemen und Nasenrücken eingeführt hatte – und zwar basierend auf einer umfangreichen Studie mit über 3.000 Pferd-Reiter-Paaren in den Disziplinen Springen, Dressur, Vielseitigkeit und Distanzreiten. Die Resultate dieser Untersuchung wurden im Herbst 2018 bei einem Expertentreffen auf der Tierklinik Bern vorgestelllt und diskutiert – und können auch im November-Bulletin des SVPS nachgelesen werden. Zentrales Ergebnis der Studie war der eindeutige Nachweis eines unmittelbaren Zusammenhangs zwischen der Enge der Verschnallung des oberen Nasenriemens und dem Vorkommen von Maulverletzungen: Waren zwischen dem Nasenriemen und Nasenrücken weniger als 2 cm Platz, wurde bei knapp 11 % der Pferde Maulverletzungen festgestellt. In der Gruppe der Pferde mit sehr locker verschnalltem Nasenriemen (3 cm und mehr zwischen Nasenriemen und Nasenrücken) gab es hingegen nur bei ca. 3,5 % der Pferde Maulverletzungen. Bei der Aufschlüsselung nach Disziplinen bzw. Groß- und Kleinpferden stellte sich heraus, dass der Anteil der Maulverletzungen bei den Dressurponys am grössten war (16,43 %), gefolgt von den Distanzponys (11,76 %) und den Dressurpferden (11,22 %). Auch die Leistungsstufe hatte offenbar einen Einfluss auf das Vorhandensein von Maulverletzungen: Entgegen den Erwartungen stellte das Forscherteam fest, dass in höheren Leistungsklassen mehr Maulverletzungen auftraten als in den schwächeren – was im Gegensatz zu den Beobachtungen bei Sporenverletzungen im Rahmen derselben Studie stand, die mit steigender Leistungsklasse abnahmen. Interessantes Detail: Wurde auf einen Nasenriemen gänzlich verzichtet, so lag die Verletzungsrate wieder bei über 13 % – wobei diese Verletzungen aber vorwiegend länger zurücklagen und daher nicht direkt mit den anderen Werten verglichen werden konnten.

Schweiz wird Distanz-EM 2019 nicht beschicken

Intensiv diskutiert wurde vom SVPS-Vorstand auch das weitere Vorgehen im krisengeschüttelten Distanzreiten. Nach eingehenden Beratungen hat man sich dazu entschlossen, die Distanz-Europameisterschaften 2019 nicht zu beschicken. In der offiziellen Mitteilung heißt es dazu: „In Anbetracht der heutigen unsicheren Situation – national und international – beabsichtigt der Schweizerische Verband für Pferdesport (SVPS), 2019 kein Schweizer Team an die Europameisterschaften 2019 zu schicken. Es ist weder finanzielle noch personelle Unterstützung vorgesehen. Die Schweizer Reiterinnen und Reiter dürfen allerdings FEI-Rennen bestreiten. Es gelten für alle Rennen die FEI-Qualifikationskriterien sowie die Bestimmungen in den Grundlagen für Auslandstarts des SVPS.

Die neue Chefin Sport Endurance, Gaby von Felten, stellt sich in Absprache mit dem Vorstand auch unter dieser neuen Strategie zur Verfügung. Ziel des SVPS ist es, eine Denkpause einzulegen, um die Zukunft der Schweizer Endurance im aktuellen Umfeld zu definieren. Weiter will er damit gegenüber anderen nationalen Verbänden wie auch der FEI ein Zeichen setzen und nachdrücklich darauf aufmerksam machen, dass sich in dieser Disziplin zugunsten des Wohlbefindens der Pferde dringend etwas ändern muss. Der im Dezember abgesagte Endurance Day findet neu am 12. Januar 2019 in Bern statt."

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