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Druse eingeschleppt: Vorsicht bei Einfuhr von geretteten Schlachtpferden
13.01.2019 / News

Zwei nach Österreich importierte Pferde waren mit Druse infiziert – möglicherweise wurden Hygiene-Vorschriften beim Transport nicht eingehalten.
Zwei nach Österreich importierte Pferde waren mit Druse infiziert – möglicherweise wurden Hygiene-Vorschriften beim Transport nicht eingehalten. / Symbolfoto: Archiv/World Horse Welfare

Gutgläubige österreichische Tierfreunde haben Pferde aus dem Ausland gekauft, um sie vor dem Tod im Schlachthof zu bewahren – doch einige waren mit Streptokokken und Druse-Erregern infiziert, möglicherweise aufgrund unzureichender amtstierärztlicher Kontrollen.

 

Tierliebe und Hilfsbereitschaft sind ohne Zweifel zwei der schätzenswertesten Eigenschaften des Menschen. Doch leider gibt es auch Personen und Firmen, die diese Charakterzüge auszunützen und sie gleichsam als Geschäftsgrundlage zu verwenden wissen – wie ein aktueller Fall aus Österreich anschaulich belegt. Hier hatte sich eine Gruppe engagierter Pferdefreunde zusammengetan, um junge Pferde aus Großbritannien – darunter sogar Fohlen – vor dem sicheren Tod im Schlachthof zu retten und nach Österreich zu importieren, um ihnen hier ein sicheres und besseres Leben zu ermöglichen.

Derzeit werden im Internet und in sozialen Medien viele Pferde aus England oder Irland zu besonders günstigen Preisen angeboten. Infolge der Trockenheit des Jahres 2018 herrscht dort aktuell eine enorme Futterknappheit, die zu einem dramatischen Anstieg der Futterpreise geführt hat – und das hat wiederum zur Folge, dass sich viele Besitzer nicht mehr das Futter und die Versorgung ihrer Vierbeiner leisten können. Sie geben daher ihre Tiere oft zum reinen Schlachtpreis oder sogar darunter ab – weil sie die laufenden Kosten nicht mehr aufbringen können.

Diese Pferde sind es, die derzeit die Schlachthöfe in vielen Ländern Europas füllen – und die geschäftstüchtige Händler und Transporteure aufkaufen und auf diversen Plattformen anbieten. Als besonders effektive ,Verkaufsmasche’ entpuppt sich immer mehr das Appellieren an die beiden eingangs erwähnten Charaktereigenschaften, häufig unter dem Titel ,Hilfe und Unterstützung’ – und dies war auch für eine Gruppe österreichischer Pferdefreunde der letzte Anstoss, einige dieser Pferde zu retten und nach Österreich zu holen.

Vermittelt wurden die Verkäufe über eine populäre und mitgliederstarke Facebook-Gruppe – der äußere Eindruck erschien durchaus seriös, die Preise der Pferde waren sehr günstig – und auch die Qualität der Tiere schien absolut in Ordnung. So kam eine Gruppe von mehreren Pferden mit einem Sammeltransport im Dezember 2018 nach Österreich und wurde an mehrere Pferdeställe verteilt. Schon bei der Ankunft stellte sich jedoch Ernüchterung ein: Eine der Käuferinnen – die ungenannt bleiben will – bemerkte, dass eines der Pferde hustete und Nasenausfluss hatte. Man entschloss sich dennoch zur Übernahme – um dem Tier weitere Transportwege zu ersparen und es nicht der neuerlichen Gefahr des Schlachthofes auszusetzen.

Die Symptome traten wenig später auch bei allen anderen Pferden dieses Sammeltransports auf. Bei der tierärztlichen Behandlung stellte sich heraus, dass mehrere Pferde mit dem Erreger Streptokokkus equi zooepidemicus infiziert waren, also eine sehr ansteckende Streptokokken-Infektion mit allen typischen Symptomen wie Fieber, Nasenausfluss etc. hatten. Zwei Pferde des Transports waren sogar mit Streptococcus equi subsp. equi – also Druse – infiziert. Sämtliche Pferde wurden umgehend behandelt und sind – soweit bekannt – mittlerweile auf dem Weg der Besserung.

Für die gutgläubigen Pferdekäufer sind die Erkrankungen mit erheblichen Kosten und auch vielfältigen Konsequenzen für ihre Betriebe verbunden (freiwillige Quarantäne, umfassende Vorsichts- und Hygienemaßnahmen zur Eindämmung der Infektion usw.), wie die betroffene Besitzerin bestätigt. Sie möchte nun andere potentielle Pferdekäufer, die ebenfalls Schlachtpferde aus dem Ausland retten wollen, auf die möglichen Risiken derartiger Käufe hinweisen und rät zu besonderer Vorsicht: „Man sollte in jedem Fall bei der Übernahme besonders aufmerksam sein und sämtliche Dokumente und Bescheinigungen besonders genau kontrollieren. Die amtstierärztliche Abnahme ist nur 48 Stunden gültig und muss in dem Betrieb in dem Land erfolgt sein, wo der Transport begonnen hat, eine Untersuchung auf einer Zwischenstation in einem anderen Land ist ungültig. Auch die Transportpapiere und Pässe sollte man penibel auf ihre Gültigkeit prüfen, ebenso den Gesundheitszustand, am besten mit Tierarzt und noch vor dem Abladen", so die Besitzerin. Und sie rät weiter: „In jedem Fall müssen die importierten Pferde vom übrigen Bestand ferngehalten werden, man sollte sie in den ersten Wochen gesondert aufstallen und genau beobachten und regelmäßig kontrollieren. Treten irgendwelche Krankheitssymptome auf, bitte sofort einen Tierarzt holen!"

Sie hegt den Verdacht, dass entweder die amtstierärztlichen Kontrollen unzureichend waren – oder der Transporteur die erforderlichen Hygiene-Vorschriften nicht eingehalten hat, der LKW also möglicherweise nicht ausreichend desinfiziert war: „Druse-Bakterien halten sich in einem kühlen und feuchten Milieu bis zu 30 Tage lang – und ein infiziertes Pferd verseucht nicht nur die mitfahrenden Tiere, sondern auch den Hänger. Der Frächter soll nicht nur günstig, sondern auch seriös sein."

Die Pferde gerettet zu haben, bereut sie dennoch nicht – aber in Zukunft wird sie bei derartigen Aktionen zweifellos noch vorsichtiger und noch genauer sein, und das rät sie auch allen anderen potentiellen Pferderettern: „Auf eine Übernahme eines solchen Transports in der Nacht – wie es in unserem Fall geschehen ist – lassen wir uns sicher nie wieder ein, man sieht viele Dinge einfach nicht oder nicht genau genug, und Chaos ist vorprogrammiert. Bei Tageslicht wäre alles anders gelaufen und wir hätten einen Tierarzt holen können. Man lernt als Pferdemensch eben nie aus ..."

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