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Übergewichtige Pferde: Bewegung ist für gesundes Abnehmen entscheidend
22.01.2019 / News

Nicht überraschend, aber bemerkenswert: Zum gesunden Abnehmen gehört nicht nur eine geringere Nahrungsaufnahme, sondern auch regelmäßige Bewegung.
Nicht überraschend, aber bemerkenswert: Zum gesunden Abnehmen gehört nicht nur eine geringere Nahrungsaufnahme, sondern auch regelmäßige Bewegung. / Symbolfoto: Fotolia/pimmimemom

Wenn übergewichtige Pferde abnehmen sollen, bringt leichte, regelmäßige Bewegung deutliche gesundheitliche Vorteile – das konnte eine Studie australischer Wissenschaftler nachweisen.

 

Man sollte annehmen, dass es eigentlich eine Binsenweisheit ist: Beim Abnehmen gehört regelmäßige Bewegung einfach dazu und tut der Gesundheit insgesamt gut. Das stimmt soweit auch – doch wie Wissenschaftler der Universität von Melbourne in einer aktuellen Studie herausgefunden haben, liegen die gesundheitlichen Vorteile regelmäßiger Bewegung nicht in erster Linie darin, die Gewichtsabnahme zu beschleunigen, sondern den Glukose- und Insulin-Haushalt des Körpers zu verbessern.

An der Studie der University of Melbourne nahmen insgesamt 24 Pferde und Ponys teil, die alle als deutlich übergewichtig eingestuft wurden, mit einem Body Condition Score (BCS) von 7 oder mehr Punkten (auf der 9-Punkte-Skala nach Henneke).

Sämtliche Pferde wurden 12 Wochen lang einer Diät unterzogen, die eine Ration von Heu im Ausmaß von 1,25 % ihres Körpergewichts enthielt. Alle Pferde erhielten außerdem eine tägliche Mahlzeit mit Sojabohnenmehl, Luzerne-Häcksel und einem Vitamin-/Mineralpulver, um sicherzustellen, dass sie ausreichend Protein und Spurenelemente erhielten. Die Gesamtration deckte 82,5% ihres geschätzten täglichen Energiebedarfs.

Die Hälfte der Pferde hatte – zusätzlich zu ihrer Diät – an fünf Tagen in der Woche auch noch eine Bewegungseinheit von geringer Intensität in einer Schrittmaschine zu absolvieren. Jede Einheit bestand aus fünf Minuten Schritt, 15 Minuten flottem Trab und weiteren fünf Minuten Schritt.

Vor und nach der 12-wöchigen Diät wurden die Pferde und Ponys gewogen, es wurde ihre Körperfettmasse bestimmt, ihre Insulinsensitivität unter Verwendung eines Glukosetoleranztests gemessen – und es wurden weitere Tests durchgeführt, um sowohl Entzündungs-Biomarker als auch sogenannte Adipokine zu messen (das sind Botenstoffe, die aus dem Fettgewebe des Körpers in die Blutbahn freigesetzt werden und maßgeblich den Energiestoffwechsel und die Insulinwirkung beeinflussen – Adipokine gelten als ,Verbindungsglied’ zwischen einem zu hohen Körpergewicht und Insulinresistenzen, Anm.)

Die Ergebnisse, die vor kurzem im ,Journal of Veterinary Internal Medicine’ veröffentlicht wurden, waren auch für die Wissenschaftler bemerkenswert: So zeigte sich, dass der Rückgang des BCS, des Körpergewichts und der Körperfettmasse zwischen den Gruppen sehr ähnlich war – die Bewegungseinheiten für die Hälfte der Pferde hatten offenkundig keinen signifikanten zusätzlichen Gewichtsverlust herbeigeführt. Beide Gruppen hatten außerdem niedrigere Basis-Insulin- und Leptin-Konzentrationen sowie eine erhöhte Konzentration von Adiponectin, einem Proteinhormon, das an der Regulierung des Glukosespiegels und des Fettsäureabbaus beteiligt ist.

Bemerkenswert waren jedoch zwei auffallende Unterschiede: Verglichen mit der Gruppe ohne regelmäßige Bewegungseinheit hatten die Pferde, die in der Schrittmaschine trainiert wurden, eine signifikant verbesserte Insulinsensitivität sowie geringere Konzentrationen von Serum-Amyloid A – einem Protein, das während akuter Entzündungsphasen ausgeschieden wird. Das Resümee der Wissenschaftler daher: „Die regelmäßigen, leichten Bewegungseinheiten boten dieser Gruppe übergewichtiger Pferde – im Vergleich zu jenen, bei denen nur die Ernährung eingeschränkt war – einen zusätzlichen gesundheitlichen Nutzen.“  

Dieses Resultat war durchaus überraschend, steht es doch in scheinbarem Widerspruch zu mehreren früheren Studien, bei denen Gewichtsreduktion und Verbesserungen der Insulinsensitivität bzw. Glukosetoleranz allein durch Ernährungseinschränkungen und ohne vorgeschriebene Bewegung erzielt wurden. Doch direkte Vergleiche zwischen Studien seien schwierig, weil sie in vielen Fällen unterschiedliche Ansätze verfolgen, so die Wissenschaftler. So waren etwa die in ihrer Studie aufgenommenen Tiere nur für relativ kurze Zeit übergewichtig gewesen und zeigten mehrere Werte, die auf eine Insulinempfindlichkeit im Anfangsstadium hinwiesen. Es ist nicht bekannt, so die Forscher, „ob das beschriebene Abnehm-Protokoll zu unterschiedlichen Ergebnissen bei Tieren mit chronischer Fettleibigkeit oder noch deutlicher ausgeprägter Insulin-Fehlregulierung geführt hätte.“ Und weiter: „Obwohl die Tiere in unserer Studie nicht unter der Voraussetzung einer schweren Insulin-Fehlregulierung ausgewählt wurden, waren unsere Ergebnisse für mehrere Rassen und eine breite Palette von Insulinsensitivität konsistent. Das unterstützt unsere Empfehlungen, dass Bewegung als Teil eines ganzheitlichen Management-Programms für Tiere mit Fettleibigkeit oder EMS einbezogen werden sollte, wo immer das möglich ist..“

Die Studie „Influence of dietary restriction and low‐intensity exercise on weight loss and insulin sensitivity in obese equids“ von Nicholas J. Bamford, Samantha J. Potter, Courtnay L. Baskerville, Patricia A. Harris und Simon R. Bailey ist im Dezember 2018 in der Zeitschrift ,Journal of Veterinary Internal Medicine’ erschienen und kann in englischer Originalfassung hier nachgelesen werden.

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