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Studie: Magnesium-Infusionen lindern Headshaking bei Pferden
31.01.2019 / News

1–2 % aller Pferde sind nach Schätzungen vom Headshaking betroffen – einen Durchbruch in der Behandlung gibt es bislang nicht.
1–2 % aller Pferde sind nach Schätzungen vom Headshaking betroffen – einen Durchbruch in der Behandlung gibt es bislang nicht. / Symbolfoto: Irene Gams

Eine kontrollierte Studie einer US-Universität konnte zeigen, dass Magnesium-Infusionen zu einer deutlichen Besserung der Headshaking-Symptome bei erkrankten Pferde führten.

 

Headshaking ist ein Krankheitsbild, von dem etwa 1 bis 2 % der Pferdepopulation betroffen sind und das die Veterinärmedizin nach wie vor vor erhebliche Probleme stellt. Die Behandlungsansätze sind enorm vielfältig – die Behandlungserfolge meist bescheiden, ein entscheidender Durchbruch in der Therapie konnte bislang nicht erzielt werden (siehe auch unseren Artikel dazu, Anm.). Für den allergrößten Teil der Krankheitsfälle macht man heute eine Entzündung bzw. Überempfindlichkeit des Gesichtsnervs (nervus trigeminus) verantwortlich, die dazu führt, dass Pferde schon bei geringsten Reizen mit Kopfschlagen reagieren – was deren Lebensqualität und reiterliche Einsetzbarkeit drastisch einschränken kann. In besonders schlimmen Fällen ist das Einschläfern der erkrankten Pferde oft der einzige Ausweg.

Medikamentöse Behandlungen – etwa mit Gabapentin, Carbemazepin oder Cyproheptadin – haben bislang zu sehr unterschiedlichen Ergebnissen geführt, konnten aber immerhin in Einzelfällen die Krankheitssymptome verbessern. Dieses kleine ,Arsenal’ an in Frage kommenden Medikamenten, die zumindest für einzelne Behandlungen herangezogen bzw. ausprobiert werden können, ist nun möglicherweise um einen Wirkstoff reicher – nämlich um Magnesium. Dies lassen jedenfalls die Ergebnisse einer kontrollierten Studie hoffen, die an der Universität von Kalifornien (USA) in Davies durchgeführt wurde und an der insgesamt sechs von Headshaking betroffene Pferde teilnahmen. Es waren dies vier Quarter Horse- sowie zwei Vollblut-Wallache im Alter zwischen 5 und 13 Jahren, die als ,saisonale Headshaker’ eingestuft wurden und bei denen diverse sonstige Behandlungen im Vorfeld (einschließlich Antihistaminika) erfolglos geblieben waren. Alle sechs Pferde erhielten für die Dauer der fünfwöchigen Studie die gleiche Futterration.

Die Forscher verwendeten für die Testreihe ein auf dem Zufallsprinzip aufgebautes Crossover-Design, bei dem die Pferde als ihre eigene Kontrollgruppe dienten.  Die Testpferde erhielten entweder eine Infusion mit einem Placebo – in diesem Fall einer 5%igen Dextroselösung (2 ml pro kg Körpergewicht) – oder eine 60%ige Magnesiumsulfat-Lösung (40 mg pro kg Körpergewicht), verdünnt in der 5%igen Dextroselösung. Das Kopfschütteln wurde vor der Infusion sowie 15, 30, 60 und 120 Minuten danach in den Gangarten Schritt, Trab und Galopp aufgezeichnet und ausgewertet. Auch Blutproben wurden genommen.

Wie das Studienteam berichtet, ergaben sich bei den Pferden, die das Magnesiumsulfat erhielten, eine Reihe von Veränderungen in den Blutwerten, einschließlich höherer ionisierten Magnesiumkonzentrationen (Mg2 +) im Vergleich zu den nur mit der Dextroselösung behandelten Pferde. Das bemerkenswerte Ergebnis war jedoch ein signfikanter Rückgang des Kopfschüttelns im Umfang von 29 % – während bei den nur mit der Dextroselösung behandelten Pferden keinerlei Besserung messbar war.

Auch andere Beobachtungen während der Testreihe waren auffallend: So stellten die Forscher fest, dass mit zunehmender Intensität der Übungen – also steigernd vom Schritt zum Trab bis zum Galopp – auch die durchschnittliche Rate des Headshakings pro Minute zunahm, was darauf hindeutet, dass das Training dazu beigetragen haben könnte, dieses Verhalten auszulösen oder zu verschlimmern. Der stärkste Rückgang der Kopfbewegungen pro Minute wurde im Galopp mit einer Reduktion von 51 % beobachtet: „Je schneller die Gangart, desto größer ist die Abnahme der durchschnittlichen Headshaking-Rate pro Minute nach der Behandlung mit Magnesiumsulfat. Unsere Studien-Ergebnisse unterstreichen daher die mögliche dämpfende Wirkung von Magnesium bei schnelleren Gangarten, in denen die Headshaking-Symptome offenbar verstärkt auftreten“, so die Wissenschaftler. Diese dämpfende Wirkung nach der Verabreichung der Magnesiumsulfat-Lösung war von der 30- bis zur 120-Minuten-Marke nachweisbar – un dkönnte nach Ansicht der Forscher sogar noch länger anhalten, was jedoch in einer weiteren Untersuchung geklärt werden müsste.

Der genaue Mechanismus, der für diese dämpfende Wirkung der Headshaking-Symptome verantwortlich ist, ist noch nicht geklärt – die Forscher vermuten jedoch, dass Magnesium eine hemmende Wirkung bei der Übertragung der Nervensignale haben könnte, die zu einer Blockade von bestimmten Rezeptoren führt, die an der Zellstimulierung beteiligt sind.

Die Wissenschaflter schlagen jedenfalls weitere einschlägige Untersuchungen vor, um festzustellen, ob eine bestimmte Konzentration von Magnesium (Mg2 +) zur Verringerung oder sogar zur gänzlichen Verhinderung von Headshaking bei Pferden führen kann. „Dies könnte dazu beitragen, eine der größten Herausforderungen der Pferdemedizin zu meistern und deren schlimmste Konsequenz – das Einschläfern schwer erkrankter Tiere – zu vermeiden.“

Die Studie „Intravenous infusion of magnesium sulfate and its effect on horses with trigeminal-mediated headshaking“ von Shara A. Sheldon, Monica Aleman, Lais Rosa R. Costa, Ana C. Santoyo, Quinn Howey und John E. Madigan ist am 22. Jänner 2019 im ,Journal of Veterinary Internal Medicine’ erschienen und kann in englischer Originalfassung hier nachgelesen werden.

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