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Selbstmord-Rate unter Tierärzten besonders hoch
04.02.2019 / News

Das Selbstmord-Risiko ist bei Tierärzten schätzungsweise drei- bis viermal so hoch wie in der Gesamtbevölkerung.
Das Selbstmord-Risiko ist bei Tierärzten schätzungsweise drei- bis viermal so hoch wie in der Gesamtbevölkerung. / Symbolfoto: Archiv/Petr Blaha

Eine aktuelle Studie aus den USA kam zu einem alarmierenden Ergebnis: Die Selbstmord-Rate unter Tierärzten ist in den USA deutlich höher als im Durchschnitt der Gesamtbevölkerung.

 

Der Beruf des Tierarztes ist der Traum vieler Jugendlicher und erfreut sich vor allem bei Mädchen nach wie vor großer Beliebtheit. Doch die Realität sieht häufig ganz anders aus und hält den hochgesteckten, vielfach idealisierten Erwartungen nicht immer stand. Tatsächlich ist – wie zahlreiche Befragungen unter Tierärzten immer wieder zeigen – der berufliche Alltag von Tierärzten mit vielfältigen Belastungen und Herausforderungen verbunden, mit zeitlichem und wirtschaftlichem Druck, großem Arbeitsstress und wenig Freizeit. Eine 2018 veröffentlichte Umfrage unter US-Tierärzten kam zum Ergebnis, dass 9,3 % der befragten Veterinäre an ernsten psychischen Problemen wie Depressionen, Burnout und Panikattacken litten – jeder sechste gab sogar zu, im Laufe seines Berufslebens schon Selbstmord-Gedanken gehabt zu haben (Details siehe in diesem Artikel).

Wie eine aktuelle Studie nun zeigt, bleibt es oft nicht beim bloßen Gedankenspiel: Von den insgesamt 11.620 Todesfällen, die zwischen 1979 und 2015 in den USA verzeichnet wurden, waren exakt 398 auf Selbstmord zurückzuführen – 326 davon waren Männer, 72 Frauen. Damit liegt die Selbstmord-Rate unter Tierärzten deutlich über dem Durchschnitt der US-Gesamtbevölkerung: Bei männlichen Tierärzten war die Wahrscheinlichkeit eines Todes durch Selbstmord 2,1 mal so hoch und bei weiblichen Tierärzten sogar 3,5 mal so hoch, jeweils im Vergleich zur Gesamtbevölkerung.

Als wesentliche Faktoren, die zu dieser hohen Suizidrate bei Tierärzten beitragen, werden in div. Befragungen die langen Arbeitszeiten, die hohen Erwartungen der Tierbesitzer, das Überbringen schlechter Nachrichten, unerwartet negative Behandlungsverläufe, eine unausgeglichene Work-Life-Balance, hohe Arbeitsbelastung, steigende Kosten, berufliche Isolation, die steigende Überschuldung – insbesondere durch Studiendarlehen – sowie mangelnde Unterstützung durch Kollegen und Führungskräfte genannt. In einem bemerkenswerten Artikel der ,Neuen Zürcher Zeitung’ wird auch ein besonderer Aspekt ins Treffen geführt, der bislang wenig Beachtung fand: Tierärzte sind überdurchschnittlich oft mit dem Tod konfrontiert – und begleiten das Sterben eines Lebewesens fünfmal häufiger als Humanmedizin. Sie werden immer dann geholt, wenn Tiere eingeschläfert werden müssen – die Begegnung mit dem Tod ist daher für einen Tierarzt fast tägliche Routine, und das macht vielen Veterinären psychisch zu schaffen. Auch die sozialen Medien und das schon zum geflügelten Wort gewordene ,doctor bashing’ sind ein weiterer Faktor, der den Arbeitsalltag von Tierärzten nicht gerade einfacher gemacht hat und der für zusätzliche Belastungen und Stress sorgen kann.

Selbstmord unter Tierärzten ist nach wie vor ein wenig erforschtes Thema – nur aus sehr wenigen Ländern gibt es genaue Zahlen dazu. In der Schweiz läuft dazu gerade eine Erhebung beim Bundesamt für Statistik – und auch in Deutschland wird an einer detaillierten Studie zum Thema ,Suizidrisiko bei Tierärzten’ gearbeitet, erste Ergebnisse sollen demnächst publiziert werden. Auch in Österreich gibt es – soweit bekannt – bislang noch keine genauen Zahlen dazu.

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