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Drei Pferde trotz Grippe-Impfung erkrankt: Britischer Rennsport steht still
08.02.2019 / News

Der britische Pferderennsport wurde stillgelegt, um eine weitere Ausbreitung des Grippevirus zu vermeiden.
Der britische Pferderennsport wurde stillgelegt, um eine weitere Ausbreitung des Grippevirus zu vermeiden. / Symbolfoto: British Horseracing Authority

Nachdem drei Rennpferde – die allesamt regulär geimpft waren – an Pferdeinfluenza erkrankten, zeigt sich die britische Rennsportbehörde alarmiert und hat bis zum 12. Februar den gesamten Rennsportbetrieb in Großbritannien eingestellt.

 

Seit gestern Donnerstag (7. Februar 2019) steht der britische Pferderennsport still, sämtliche Rennen wurden bis auf weiteres abgesagt – das hat die Rennsportbehörde BHA (British Horseracing Authority) nach einem Ausbruch von Pferdeinfluenza (Pferdegrippe) in einem britischen Rennstall bekanntgegeben. In einer Presseaussendung hieß es dazu:

Die British Horseracing Authority hat für Donnerstag, den 7. Februar 2019, mit einhelliger Unterstützung des BHA-Veterinärausschusses beschlossen, sämtliche Pferderennen auf britischen Rennbahnen abzusagen. Diese Entscheidung wurde getroffen, nachdem die BHA am heutigen Abend vom ,Animal Health Trust’ (AHT) informiert wurde, dass bei drei geimpften Pferden eines aktiven Rennstalls das Equine Influenza-Virus nachgewiesen wurde.

Pferde des betroffenen Betriebs sind heute noch in Ayr und Ludlow gestartet und haben möglicherweise eine beträchtliche Anzahl weiterer Pferde und Rennställe im ganzen Land und in Irland der Gefahr einer Infektion ausgesetzt. Die Tatsache, dass die Infektionen bei geimpften Pferden aufgetreten sind, gibt Anlass zu erheblicher Besorgnis hinsichtlich der Gesundheit und die mögliche Ausbreitung der Krankheit – und die Entscheidung, sämtliche Rennen abzusagen, wurde als notwendig erachtet, um das Risiko weiterer Erkrankungen so gut wie möglich zu begrenzen.

Die BHA hat schnell gearbeitet, um herauszufinden, welche anderen Rennställe heute möglicherweise mit dem Virus in Kontakt gekommen sein könnten und welche weiteren Schritte notwendig sind. Die BHA steht mit diesen Ställen in ständigem Kontakt, um sicherzustellen, dass geeignete Maßnahmen zur Quarantäne und Biosicherheit umgesetzt werden und jeglicher Ortswechsel der Pferde unterbunden wird, um eine weitere Ausbreitung der Krankheit zu vermeiden.

Das Ausmaß des möglichen Ansteckungsrisikos ist derzeit noch nicht gänzlich abzuschätzen, wir arbeiten jedoch intensiv daran, weitere Informationen zu bekommen und alle weiteren Entscheidungen danach auszurichten. Die BHA kooperiert eng mit dem ,Animal Health Trust’ und wird morgen ein weiteres Update veröffentlichen. Wir empfehlen jedem Trainer, der über den Gesundheitszustand eines seiner Pferde besorgt ist, sich umgehend an seinen Tierarzt zu wenden.

Auch der ,Animal Health Trust’ schloss sich diesen Empfehlungen an und riet Pferdehaltern in einer Mitteilung zu erhöhter Vorsicht: „Pferdebesitzer werden dringend aufgefordert, äußerst wachsam zu sein besonders auf die klinischen Symptome von Pferdeinfluenza zu achten, etwa einen harten, trockenen Husten, Nasenausfluss, Lethargie und erhöhte Körpertemperatur (über 38,5 Grad). Diese klinischen Symptome können auch in schwacher Form auftreten – und nicht bei allen Pferden treten sie gemeinsam auf. Wenn ein Pferdebesitzer besorgt ist, sollte er so schnell wie möglich seinen Tierarzt konsultieren, der einen Abstrich und eine Blutprobe entnehmen und im Rahmen des AHT-Überwachungssystems für Pferdegrippe kostenlos untersuchen lassen kann.

Pferdegrippe ist eine sehr ansteckende Atemwegserkrankung, die durch das Influenzavirus verursacht wird. Das Virus wird von Pferd zu Pferd durch Tröpfcheninfektion weitergegeben – durch direkten Kontakt ebenso wie durch Husten oder auch durch indirekten Kontakt, wenn nicht die entsprechenden Maßnahmen zur Biosicherheit befolgt werden. Das Virus ist auf diese Übertragung auf neue Pferde angewiesen, um zu überleben – und eines der bemerkenswertesten Merkmale der Grippe ist die sehr schnelle Ausbreitung der klinischen Symptome in Pferdegruppen und seine Fähigkeit, auch große Entfernungen in der Luft zu überwinden. Daher werden Pferdebesitzer aufgefordert, ihre bestehenden Biosicherheits-Regeln in ihrem Betrieb zu prüfen. Dies schließt eine gute allgemeine Hygiene am Betrieb ebenso ein wie die gewissenhafte Absonderung von Pferden, die grippeähnliche Symptome aufweisen. Der AHT empfiehlt weiters eine Auffrischung des Impfschutzes, sollte die letzte Impfung mehr als sechs Monate zurückliegen, um die Chance auf eine schützende Immunität auf ein Maximum zu erhöhen.

Wie der ,Animal Health Trust’ ebenfalls mitteilte, erachte man es im Moment nicht für erforderlich, auch andere Pferde-Veranstaltungen abzusagen – doch dies könne sich, je nach dem weiteren Verlauf der Erkrankungen, auch noch ändern. Der Rennbetrieb in Irland ist von den Absagen bislang nicht betroffen – bis auf weiteres dürfen jedoch dort keine Pferde aus Großbritannien an den Start gehen.

Dass die drei Rennpferde erkrankten, obwohl sie geimpft waren, mag für manche Laien beunruhigend sein – für Experten ist dies jedoch weder ungewöhnlich noch überraschend. Nach einer Impfung sind die Pferde zwar geschützt, aber „im Vergleich zu einer natürlichen Infektion ist der Immunschutz schwächer ausgeprägt und hält weniger lange an. Ein vollständiger virologischer Schutz wird in der Regel nur über einen kurzen Zeitraum erreicht“, wie die ,Ständige Impfkommission Veterinärmedizin’ am deutschen Friedrich-Loeffler-Institut in einer Stellungnahme zur EIV-Immunisierung 2017 festhielt. Dort heißt es weiter: „Neben der begrenzten Dauer des Immunschutzes nach EIV-Impfung führt die genetische Vielfalt der Viren zu einer weiteren Beeinträchtigung des Impferfolges: Bei einem großen Ausbruch mit über 1000 infizierten Pferden wurde 2003 in England beobachtet, dass Vollblüter teilweise schwer und über einen Zeitraum von neun Wochen an Influenza und deren Folgen erkrankten, obwohl sie regulär und turnusgemäß gegen EIV geimpft worden waren." Wie Analysen zeigten, gehörte das damalige Virus der Untergruppe ,Florida 2' an, die bis dahin nicht in England aufgetreten war – und die durch die Impfung induzierte Immunantwort reichte offenkundig nicht aus, um die Tiere vor der neuen Variante zu schützen. Dieses Phänomen könnte auch beim aktuellen Ausbruch eine Rolle spielen.

Wie die BHA gestern mitteilte, gilt das landesweite Rennverbot jedenfalls bis einschließlich 12. Februar 2019 – der Rennbetrieb könnte frühestens am Mittwoch, den 13. Februar, wieder aufgenommen werden. Die Entscheidung darüber werde am Montag, den 11. Februar getroffen. „Diese Vorsichtsmaßnahme soll sicherstellen, dass die Gesundheit der Pferde und die Kontrolle des Virus an erster Stelle stehen und wir jegliches unnötige Risiko vermeiden wollen, das durch eine zu schnelle Wiederaufnahme des Rennbetriebs entstehen könnte. Wir wissen um die wirtschaftlichen Auswirkungen dieser Entscheidung auf den Sport, aber nur durch eine effiziente Bekämpfung der Krankheit können wir weitere Schäden für den Rennbetrieb abmildern und die Gesundheit und das Wohlergehen unserer Pferde schützen – das muss absolute Priorität haben", so die BHA.

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