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Diskussion über Meldepflicht für Druse in der Schweiz
19.02.2019 / News

Druse ist in der Schweiz – ebenso wie in Deutschland und Österreich – nicht meldepflichtig. Eine engagierte Tierärztin möchte dies ändern.
Druse ist in der Schweiz – ebenso wie in Deutschland und Österreich – nicht meldepflichtig. Eine engagierte Tierärztin möchte dies ändern. / Symbolfoto: Archiv

Eine junge Schweizer Tierärztin hat einen Vorstoß für die Einführung einer Meldepflicht für Druse in der Schweiz unternommen – und eine Facebook-Gruppe gegründet, die über die Krankheit und aktuelle Ausbrüche informiert und große Resonanz findet.

 

Eigentlich kann sich die Schweiz glücklich schätzen – denn sie verfügt nicht nur über ein dichtgeknüpftes veterinärmedizinisches Versorgungsnetz, sondern in Sachen Tierseuchen auch über ein freiwilliges Meldesystem für nicht-meldepflichtige Infektionskrankheiten bei Pferden, das gut funktioniert und weltweit seinesgleichen sucht, nämlich das sogenannte ,Equinella’-System. Dieses existiert seit 1990 und ist nach einer gründlichen Rundum-Reform seit 2013 auch online verfügbar. Dabei melden die beteiligten Tierärzte und Tierkliniken das Auftreten von nicht-meldefplichtigen Infektionskrankheiten wie etwa Herpes (EHV), Druse oder Influenza im Intervall von zwei Wochen – diese Meldungen sind auf der Equinella-Website aktuell und leicht zugänglich für die Öffentlichkeit abrufbar (siehe auch unseren Artikel zum Equinella-Meldesystem).

Für die engagierte Schweizer Tierärztin Nadja Iveta Meier ist das aber immer noch nicht genug: Sie hat vor kurzem einen Vorstoß unternommen, um insbesondere auch die Druse in die Tierseuchenverordnung (TSV) aufzunehmen und somit meldepflichtig zu machen. Ihrer Meinung nach erfüllt Druse die wesentlichen Kriterien, um in die TSV aufgenommen zu werden, wie sie auch gegenüber der Schweizer ,Pferdewoche’ bestätigte: „Die Druse gehört für mich in die Kategorie der «zu überwachenden Tierseuchen», weil sie entspre­ch­end der Kategoriebeschreibung im internationalen Verkehr eine gewisse Bedeutung hat und die Informationen über das Auftreten dieser Krankheit Entscheidungshilfen sind für eine mögliche Be­kämpfung. Das Risiko der Verbreitung der Krankheit durch Ausritte, Trainings, Turniere und durch nicht informierte Tierärzte, Hufschmiede und andere involvierte Personen ist gross. Druse ist zudem auch wirtschaftlich von Bedeutung, wegen der finanziellen Einbussen für betroffene Reitbetrie­be, Ausbildungsställe und Turnierorganisatoren.“

Das freiwillige Meldesystem ,Equinella’ ist ihrer Meinung nach zwar positiv, gebe aber kein verlässliches Bild über die tatsächliche Verbreitung der Krankheit, weil nicht alle Fälle gemeldet werden. Auch die Präzision der Meldungen lasse oft zu wünschen übrig, so die Tierärztin, die auch wahrgenommen hat, dass die Zahl der Drusefälle in der Schweiz in letzter Zeit deutlich zugenommen hat. Eine Einführung der Meldepflicht könnte sehr wesentlich zur besseren Eindämmung der gefährlichen Erkrankung beitragen, so Nadja Meier weiter: „Da alle Fälle erfasst würden, könnte das BLV Interessierte informieren. So würden Gerüchte überprüfbar und an Bedeutung verlieren. Ich erhoffe mir auch eine gute Umsetzung von Quarantänen und eine verminderte Weiterverbreitung der Krankheit. Aber auch wenn das BLV informieren würde, so ist es sehr wichtig, dass die Pferdehalter in der nahen Umgebung sich gegenseitig informieren bei Verdacht auf Druse – und entsprechend reagieren.“

Nadja Iveta Meier hat sich mit ihrem Anliegen einer Meldepflicht für Druse an das zuständige Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (BLV) gewandt – und mittlerweile auch eine Antwort erhalten. Die fällt zwar im Kern negativ aus – eine Aufnahme von Druse in die Tierseuchenverordnung könne man sich derzeit nicht vorstellen, da dies ein sehr „komplexer Prozess" sei – man macht jedoch einen durchaus interessanten und konstruktiven Gegenvorschlag, mit dem sich eine bessere Information und mehr Effizienz bei der Bekämpfung der Erkrankung erzielen ließe: Konkret verweist man auf das Forschungsprojekt ,Equi-Commun', in dessen Rahmen gerade geprüft wird, „ob eine Erweiterung der Meldemöglichkeiten von Erkrankungen bei Pferden auf die Pferdebesitzer und -halter die Früherkennung optimiert". Und weiter heißt es: „Damit die Pferdetierärzte die erkannten Druse-Erkrankungen konsequenter melden, wird von der ,Schweizerischen Vereinigung für Pferdemedizin' (SVPM) eine ,branchen-interne Informationspflicht' vorgeschlagen. Bei einer Umfrage bei den Pferdetierärzten befürworteten diese mehrheitlich eine derartige Informationspflicht, welche mit Hilfe der Equinella-Plattform abgewickelt würde."

Nadja Iveta Meier stellt dieser Vorschlag noch nicht restlos zufrieden – sie sieht in der Einführung einer Meldepflicht die einzig zufriedenstellende und nachhaltige Lösung des Problems. Und sie möchte auch nicht länger zuwarten, um die Situation zu verbessern: Vor wenigen Wochen hat sie eine Facebook-Gruppe mit dem Titel ,Druse - Schweiz’ ins Leben gerufen, um Informationen über die Krankheit auszutauschen und auch Krankheitsmeldungen zu sammeln. Die Gruppe stößt auf enorme Resonanz und hat innerhalb weniger Wochen bereits 1.800 Mitglieder gefunden, die auch fleißig Verdachts- und Krankheitsfälle melden und auch Entwarnung geben, wenn eine freiwillige Quarantäne unbeschadet überstanden wurde.

Freilich steckt auch hier der Teufel im Detail – und in den Tücken der sozialen Medien an sich, die sich eben nicht zu 100% kontrollieren lassen und in denen auch manchmal etwas aus dem Ruder läuft. So postete Nadja Meier vor wenigen Tagen einen energischen Ordnungsruf an ihre Mitglieder: „An Alle! Ich wollte mit dieser Seite keine Hysterie verbreiten, sondern eine Plattform bilden, bei der man Informationen bekommt. Ich finde es wichtig, dass sich jeder einzelne von uns, der mit Equiden zu tun hat, sich korrekt verhält (z.B. Einhaltung von Hygienemassnahmen).

Ich habe hier die Equinella-Meldungen gepostet, damit man in diesen Regionen sich vermehrt vorsichtig verhält und den Kontakt zu fremden Pferden vermeidet. Dass dies aber zu Telefon in diversen Ställen, ob diese betroffen sind und zur Hysterie führte, beabsichtigte ich keineswegs. Ich habe immer wieder ausdrücklich betont, dass ich nicht möchte, dass man mit dem Finger auf jemanden zeigt. Es kann uns alle treffen!!! Ich hoffe, dass wieder ein wenig Ruhe einkehrt."

Seither ist tatsächlich Ruhe. Die Diskussion um die Einführung einer Meldepflicht für Druse hat freilich erst begonnen ...

Kommentare

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1) Moonlight59: Eine gute Idee - die man unbedingt unterstützen sollte. Amts- und normale Tierärzte haben aber gar kein Interesse an derartigen Systemen, schon gar nicht an der Meldepflicht. Sie würden in ihrer Arbeit enorm behindert werden und auch gezwungen sein, weit höhere Hygiene- und Sicherheitsstandards einzuhalten. Alles mühsam und wenig lukrativ. Dauernde Kontrollen der Medikamentierung, dauernde Seuchenmaßnahmen, dauernd falscher Alarm und unzählige, endlose und fade Stallvisiten wegen der täglichen Antibiotika-Gaben über enorm lange Zeiträume. Druse zieht sich - dank eines unseligen Pferde-Rettungs-Imports derzeit auch in Österreich - geradezu ewig dahin. Kaum ist ein Pferd besser, fängt das nächste damit an. Das Leid und der Schaden sind enorm. Hier wäre nicht nur eine INTERNATIONALE Meldepflicht nötig, sondern auch die gewissenhafte Seuchenprävention durch alle Amtstierärzte EU-weit.
Samstag, 2. März 2019
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